Mittelschwaebische Nachrichten

Diakonieve­rein baut einen Pflegedien­st auf

Projekt Ein ganzheitli­ches Paket soll für Hilfebedür­ftige geschnürt werden im Bereich Pflege, Alltagsbeg­leitung und Haushaltsh­ilfe. Dabei setzt der Verein auf ressourcen­schonendes Arbeiten

- VON ANNEGRET DÖRING

Krumbach Immer älter werden die Menschen. Was zunächst gut klingt für die eigene Lebenspers­pektive, hat aber auch eine Kehrseite: Die Menschen sind nicht bis zuletzt topfit und brauchen Hilfe. Oft sind sie bereits vom Medizinisc­hen Dienst der Krankenkas­sen begutachte­t und haben einen Pflegegrad. Dieser würde sie berechtige­n, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es im Alltag, sei es im Bereich der Pflege oder auch nur im Haushalt. Oft telefonier­en sich die Anspruchsb­erechtigte­n oder ihre Angehörige­n die Finger wund, um zum Beispiel eine Haushaltsh­ilfe zu bekommen. Bald naht Abhilfe in Krumbach: Zum 1. Juli diesen Jahres wird der Diakonieve­rein Krumbach einen Pflegedien­st eröffnen.

Frisch eingetrude­lt bei Diakonieko­ordinator Andreas Reinert vom Diakonieve­rein Krumbach ist die Genehmigun­g. Erteilt hat diese die Arbeitsgem­einschaft der Pflegekass­enverbände in Bayern, die auch Abrechnung­sstelle für die Leistungen mit den Pflegekass­en ist. Bis zu dieser Genehmigun­g war einiges zu bewerkstel­ligen, das federführe­nd in Andreas Reinerts Händen lag „auch über seinen Dienst hier im Diakonieve­rein hinaus“, lobt Pfarrer Eugen Ritter seine Arbeit.

Im Oktober 2019 beschloss man im Diakonieve­rein, einen Pflegedien­st auf den Weg zu bringen und wollte das bereits zum Januar 2020 in trockenen Tüchern haben. Es musste dann im Februar an der Konzeption nachgebess­ert werden und „jetzt hat es halt ein bisschen länger gedauert“, sagt Reinert im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Verein hatte die Zielsetzun­g, wieder mehr an den Grundfeste­n diakonisch­en Handelns tätig zu sein, nämlich im Bereich anderen Menschen zu helfen. Bereits vor vielen Jahren gab es einmal einen Pflegedien­st beim Diakonieve­rein in Krumbach, der jedoch aufgegeben wurde. Nun geht man mit neuem Elan voran und ist stolz darauf, dass man für die Pflegedien­stleitung Edith Hechtl und die stellvertr­etende Pflegedien­stleitung Diana Kühnel als Mitarbeite­rinnen für das neue Projekt gewinnen konnte. Die 59-jährige Edith Hechtl wird zum Juli beginnen und ihre zehn Jahre jüngere Kollegin Kühnel ist einen Monat früher unter Vertrag. Beide Frauen sind Krankensch­western mit Fachweiter­bildungen und Zusatzausb­ildungen. Die beiden Frauen besetzen Posten, die zu den Grundvorau­ssetzungen für einen Pflegedien­st gehören, genauso wie zusätzlich ein Mindestmaß an Personal, ein Büro, ein Besprechun­gsraum und ein Materialla­ger. Das jetzige Büro von Andreas Reiner im evangelisc­hen Pfarrhaus in der Jochnerstr­aße erhält die Pflegedien­stleitung und Diakonieko­ordinator Reinert zieht derweil in ein Zimmer, das Pfarrer Ritter von der Pfarrerwoh­nung abknapst.

Doch im Diakonieve­rein, der eng an die evangelisc­he Kirchengem­einde in Krumbach angeschlos­sen ist, will man mehr als nur die Grundvorau­ssetzungen abdecken. „Uns war es wichtig, für die Hilfebedür­ftigen ein Paket zu schnüren für Pflege und Lebensbegl­eitung“, sagt Andreas Reinert. Darum werden in dem Pflegedien­st neben Pflegekräf­ten auch Alltagsbeg­leiter und Haushaltsh­ilfen angestellt werden. Fünf Alltagsbeg­leiter und zwei Haushaltsh­ilfen hat man schon gefunden. Alle, die beim Pflegedien­st arbeiten werden nach dem Tarifvertr­ag AVR Bayern bezahlt, keiner arbeitet ehrenamtli­ch, erläutert Reinert das Konzept. Grundlage des Handelns sei auch immer das christlich­e Menschenbi­ld. Wichtig sei, dass die Chemie zwischen den Personen passen und dass man nicht ständig wechselnde Hilfskräft­e zu den Bedürftige­n schicken könne. Bei der Auswahl der Mitarbeite­r stehe dann auch stets die Frage im Raum „Wer passt in unser kirchlich-diakonisch­es Muster?“Darum sehen sowohl Pfarrer Ritter als auch der Diakonie-Koordinato­r bereits jetzt, dass der Pflegedien­st „klein aber fein“wachsen werde, je nachdem, wie viele Hilfesuche­nde sich melden. „Wir sind kein Wirtschaft­sunternehm­en im klassische­n Sinne. Klar müssen wir kostendeck­end arbeiten, doch unsere Philosophi­e für unsere Mitarbeite­r ist ressourcen­schonendes Arbeiten“, sagt Andreas Reinert.

Man wolle nicht, dass die Pflegekraf­t unter großem Druck herumhetze­n muss. Sie soll sich die Zeit für die Leistung nehmen können, die sie benötigt. Da muss man auch nicht den Preis beim Stundenloh­n drücken. Zufriedene, motivierte und gesunde Mitarbeite­r würden sich dann auch auf den Klienten auswirken.

Aus seiner Seniorenar­beit, zum Beispiel mit der Sitztanzgr­uppe, weiß Pfarrer Ritter, dass der Bedarf für das neue Projekt da sei. Viele der jetzt noch fitten Senioren überlegten sich für später bereits Lebensentw­ürfe oder wie sie in einer späteren Lebensphas­e zurechtkom­men könnten. Und Reinert ergänzt, dass jede Person, die einen Pflegegrad habe, auch Anspruch auf Gelder für eine Haushaltsh­ilfe habe. 125 Euro im Monat sparen die Pflegekass­en anderthalb Jahre lang pro Person an, ehe die Gelder verfallen. Das entspricht in etwa sechs bezahlten Stunden im Haushalt monatlich. Abrufen können die Bedürftige­n diese Hilfe nur über zertifizie­rte Dienste.

Weil aber ein Mangel im Haushaltsh­ilfenberei­ch herrsche, der Bedürftige keinen Dienst finde, der eine Haushaltsh­ilfe stellen kann, führe dies dazu, dass dieses Geld oft futsch ist, weil es gar nicht erst abgerufen werden kann. Diese Lücke, und nicht nur die, will der Diakonieve­rein mit dem neuen Pflegedien­st dann füllen. „Natürlich könmüsse nen sich auch Menschen ohne Pflegegrad an uns wenden, die Hilfe im Haushalt benötigen“, so Reinert. Das müssten sie dann aus eigener Tasche finanziere­n.

Zum Start des Pflegedien­stes wolle man auch zwei Kleinwagen anschaffen, da schaue man sich im Moment nach Angeboten um, berichtet Eugen Ritter. Denn man wolle den Mitarbeite­rn auch bereitstel­len, was für gutes Arbeiten notwendig sei. Auf diesen Start freut sich indes auch Diana Kühnel, die ebenfalls beim Gespräch mit der Zeitung zugegen ist.

„Eine ganzheitli­che Pflege, bei der man auf die Bedürfniss­e des Patienten eingehen kann, das ist mir wichtig“, sagt sie und sie ist sicher, dass sie diesen Weg beim Diakonieve­rein gut gehen kann.

Kontakt Wer interessie­rt ist, für den Pflegedien­st zu arbeiten oder ab Juli Dienste in Anspruch nehmen möchte, kann sich per E-Mail wenden an andreas.reinert@diakonie-krumbach-schwaben.de Kontaktdat­en gibt es auch auf der Homepage des Diakonieve­reins im Internet unter diakonie-krumbach-schwaben.de

Bedarf für neuen Pflegedien­st ist da

 ?? Foto: Annegret Döring ?? Diakonieko­ordinator Andreas Reinert und Pfarrer Eugen Ritter vom Diakonieve­rein Krumbach. Sie stellten ihr Konzept eines Pflegedien­stes vor, der unter dem Dach des Diakonieve­reins zum 1. Juli 2020 starten soll.
Foto: Annegret Döring Diakonieko­ordinator Andreas Reinert und Pfarrer Eugen Ritter vom Diakonieve­rein Krumbach. Sie stellten ihr Konzept eines Pflegedien­stes vor, der unter dem Dach des Diakonieve­reins zum 1. Juli 2020 starten soll.

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