Mittelschwaebische Nachrichten

Ein distanzier­ter Abschied

Kreistag Der scheidende Günzburger Landrat Hubert Hafner sagt über sich, er sei kein „Feierhanse­l“. Aber diese spartanisc­he Veranstalt­ung zum Abschluss hat ihm selbst widerstreb­t

- VON WALTER KAISER

Landkreis Gute Gründe für eine würdige Feier hätte es reichlich gegeben. Immerhin sind am Mittwoch 19 (von 60) Kreisrätin­nen und Kreisräte nach mehr oder minder vielen Jahren des kommunalpo­litischen Ehrenamts verabschie­det worden. Und Landrat Hubert Hafner leitete letztmals nach 24 Jahren Dienstzeit eine Sitzung des Kreistags. Auch ihm hätte ein ehrender Abschied zugestande­n. Doch wegen Corona musste die gebotene Würde der spartanisc­hen Schlichthe­it weichen.

Ganz wollte Hafner die Hoffnung dann doch nicht fahren lassen. Womöglich könne eine Feier im späteren Verlauf des Jahres nachgeholt werden. Nicht nur für die scheidende­n Kreisräte, sondern auch für Hafner, wie dessen Nachfolger Hans Reichhart erklärte.

Die Sitzung des Kreistags war in die großräumig­e Turnhalle des Dossenberg­er-Gymnasiums in Günzburg verlegt worden. Die Szenerie erinnerte an schulische Abschlussp­rüfungen. Jeweils an einem Einzeltisc­hchen und weit voneinande­r getrennt saßen die Mitglieder des Kreistags und die wenigen Mitarbeite­r der Kreisverwa­ltung im weiten Rund. Es ging nicht ums mögliche Abschreibe­n, es ging um den Schutz vor Corona.

Einige der Anwesenden waren mit Gesichtsma­ske erschienen, andere hatten darauf noch verzichtet. Wie auch immer: Landrat Hafner machte es kurz und bündig. Binnen einer halben Stunde war die Tagesordnu­ng

der Kreistagss­itzung abgearbeit­et, einschließ­lich Verabschie­dung der scheidende­n Kreisräte.

Er sei „kein großer Feierhanse­l“, erklärte Hafner. Aber selbst ihm widerstreb­e es, den Abschied von verdienten Kolleginne­n und Kollegen „in so einem nüchternen Rahmen machen zu müssen“. Doch das Virus und seine Gefahren ließen keine andere Wahl. Weshalb die Sitzung auch nicht über Gebühr in die Länge gezogen werden sollte. Und so verzichtet­e der Landrat auf den selbst bei der letzten Kreistagss­itzung vor Weihnachte­n üblichen Rückblick. In wenigen Sätzen dankte er den 19 scheidende­n Kreisrätin­nen und Kreisräten für ihre „engagierte und interessie­rte“Arbeit zum Wohle der Bürger des Landkreise­s.

Namentlich hob Hafner die Dienstälte­sten unter den scheidende­n Kreisräten, beide von der SPD, hervor. Werner Gloning war 36 Jahre Mitglied des Kreistags, der Günzburger Alt-OB Rudolf Köppler nicht weniger als 48 Jahre. Diese Leistung sei „äußerst ungewöhnli­ch“, würdigte Hafner unter dem Beifall der Anwesenden Köpplers Verdienste.

Der gute Brauch hätte es geboten, so Hafner weiter, den Scheidende­n persönlich ein Präsent zu überreiche­n und dabei dankend und anerkennen­d die Hände zu schütteln. Auch darauf wurde verzichtet. Anstelle des Landrats ging Pressespre­cher Karl-Heinz Thomann durch die Reihen und stellte aus gebührende­m Abstand die Geschenktü­ten auf die Tischchen der Geehrten.

Ein Präsent für den scheidende­n

Landrat hatte schließlic­h seine Stellvertr­eterin Monika Wiesmüller­Schwab mit in die Sitzung gebracht – eine Schutzmask­e mit der Aufschrift „Achtung: Rentner in Eile“. Ganz in den kommunalpo­litischen Ruhestand wird Hafner nicht gehen, er wird künftig als „einfaches“Mitglied dem neuen Kreistag angehören. Auch Monika Wiesmüller­Schwab fasste sich kurz. In seinen 24 Jahren als Landrat habe Hubert Hafner „mit Geschick und Gespür“entscheide­nd dazu beigetrage­n, dass sich der Landkreis in vielerlei Hinsicht „unheimlich positiv weiterentw­ickelt“habe.

Die Schlusssät­ze blieben Hubert Hafner vorbehalte­n. Er dankte den Mitglieder­n des Kreistags für die stets gute Zusammenar­beit, für die Zukunft – und das trotz Corona – „mögen Mut und Zuversicht Ihre Begleiter sein“. Seine persönlich­e Bilanz aus 24 Dienstjahr­en als Landrat fasste Hafner in einem kurzen Satz zusammen: „Wenn Sie mit mir zufrieden waren, dann bin ich auch zufrieden“. In der Schulturnh­alle brandete lange anhaltende­r Beifall auf.

Das Virus und seine Gefahren lässt keine andere Wahl

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? 16 der 19 Günzburger Kreisräte wurden am Mittwoch von Landrat Hubert Hafner (mit Tasche) verabschie­det. Mancher war nur eine Amtsperiod­e dabei (also sechs Jahre), einer schaffte es 48 Jahre: der frühere Günzburger Oberbürger­meister Rudolf Köppler (links neben Hafner).
Foto: Bernhard Weizenegge­r 16 der 19 Günzburger Kreisräte wurden am Mittwoch von Landrat Hubert Hafner (mit Tasche) verabschie­det. Mancher war nur eine Amtsperiod­e dabei (also sechs Jahre), einer schaffte es 48 Jahre: der frühere Günzburger Oberbürger­meister Rudolf Köppler (links neben Hafner).

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