Mittelschwaebische Nachrichten
Ein distanzierter Abschied
Kreistag Der scheidende Günzburger Landrat Hubert Hafner sagt über sich, er sei kein „Feierhansel“. Aber diese spartanische Veranstaltung zum Abschluss hat ihm selbst widerstrebt
Landkreis Gute Gründe für eine würdige Feier hätte es reichlich gegeben. Immerhin sind am Mittwoch 19 (von 60) Kreisrätinnen und Kreisräte nach mehr oder minder vielen Jahren des kommunalpolitischen Ehrenamts verabschiedet worden. Und Landrat Hubert Hafner leitete letztmals nach 24 Jahren Dienstzeit eine Sitzung des Kreistags. Auch ihm hätte ein ehrender Abschied zugestanden. Doch wegen Corona musste die gebotene Würde der spartanischen Schlichtheit weichen.
Ganz wollte Hafner die Hoffnung dann doch nicht fahren lassen. Womöglich könne eine Feier im späteren Verlauf des Jahres nachgeholt werden. Nicht nur für die scheidenden Kreisräte, sondern auch für Hafner, wie dessen Nachfolger Hans Reichhart erklärte.
Die Sitzung des Kreistags war in die großräumige Turnhalle des Dossenberger-Gymnasiums in Günzburg verlegt worden. Die Szenerie erinnerte an schulische Abschlussprüfungen. Jeweils an einem Einzeltischchen und weit voneinander getrennt saßen die Mitglieder des Kreistags und die wenigen Mitarbeiter der Kreisverwaltung im weiten Rund. Es ging nicht ums mögliche Abschreiben, es ging um den Schutz vor Corona.
Einige der Anwesenden waren mit Gesichtsmaske erschienen, andere hatten darauf noch verzichtet. Wie auch immer: Landrat Hafner machte es kurz und bündig. Binnen einer halben Stunde war die Tagesordnung
der Kreistagssitzung abgearbeitet, einschließlich Verabschiedung der scheidenden Kreisräte.
Er sei „kein großer Feierhansel“, erklärte Hafner. Aber selbst ihm widerstrebe es, den Abschied von verdienten Kolleginnen und Kollegen „in so einem nüchternen Rahmen machen zu müssen“. Doch das Virus und seine Gefahren ließen keine andere Wahl. Weshalb die Sitzung auch nicht über Gebühr in die Länge gezogen werden sollte. Und so verzichtete der Landrat auf den selbst bei der letzten Kreistagssitzung vor Weihnachten üblichen Rückblick. In wenigen Sätzen dankte er den 19 scheidenden Kreisrätinnen und Kreisräten für ihre „engagierte und interessierte“Arbeit zum Wohle der Bürger des Landkreises.
Namentlich hob Hafner die Dienstältesten unter den scheidenden Kreisräten, beide von der SPD, hervor. Werner Gloning war 36 Jahre Mitglied des Kreistags, der Günzburger Alt-OB Rudolf Köppler nicht weniger als 48 Jahre. Diese Leistung sei „äußerst ungewöhnlich“, würdigte Hafner unter dem Beifall der Anwesenden Köpplers Verdienste.
Der gute Brauch hätte es geboten, so Hafner weiter, den Scheidenden persönlich ein Präsent zu überreichen und dabei dankend und anerkennend die Hände zu schütteln. Auch darauf wurde verzichtet. Anstelle des Landrats ging Pressesprecher Karl-Heinz Thomann durch die Reihen und stellte aus gebührendem Abstand die Geschenktüten auf die Tischchen der Geehrten.
Ein Präsent für den scheidenden
Landrat hatte schließlich seine Stellvertreterin Monika WiesmüllerSchwab mit in die Sitzung gebracht – eine Schutzmaske mit der Aufschrift „Achtung: Rentner in Eile“. Ganz in den kommunalpolitischen Ruhestand wird Hafner nicht gehen, er wird künftig als „einfaches“Mitglied dem neuen Kreistag angehören. Auch Monika WiesmüllerSchwab fasste sich kurz. In seinen 24 Jahren als Landrat habe Hubert Hafner „mit Geschick und Gespür“entscheidend dazu beigetragen, dass sich der Landkreis in vielerlei Hinsicht „unheimlich positiv weiterentwickelt“habe.
Die Schlusssätze blieben Hubert Hafner vorbehalten. Er dankte den Mitgliedern des Kreistags für die stets gute Zusammenarbeit, für die Zukunft – und das trotz Corona – „mögen Mut und Zuversicht Ihre Begleiter sein“. Seine persönliche Bilanz aus 24 Dienstjahren als Landrat fasste Hafner in einem kurzen Satz zusammen: „Wenn Sie mit mir zufrieden waren, dann bin ich auch zufrieden“. In der Schulturnhalle brandete lange anhaltender Beifall auf.
Das Virus und seine Gefahren lässt keine andere Wahl