Mittelschwaebische Nachrichten

Die „Erfolgssto­ry“vom Weißstorch

Natur Für 35 Storchbrut­paare ist der Landkreis in diesem Jahr die neue Heimat. In Burgau blieben mehrere sogar den ganzen Winter über. Das bringt aber auch Probleme, die ein Umdenken im Umgang mit den Vögeln erfordern

- VON REBECCA MAYER

Landkreis Der Bau eines Hauses ist für viele Menschen ein Schritt, der gut durchdacht und bis ins letzte Detail geplant ist. Und das gilt nicht nur für Menschen. Auch im Tierreich ist das Eigenheim eine große Sache. „Ein schönes Plätzchen soll es sein“, sagt Ottmar Frimmel, Naturschut­zbeauftrag­ter des Landkreise­s, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sei es das Storchenpa­ar in Krumbach, das es sich auf dem Schloss gemütlich gemacht hat. Die beiden Storchenpa­are in Ichenhause­n, die auf dem Schulmuseu­m und auf dem Bahnhof hausen. Oder die Einnistung von acht Storchenpa­aren in Burgau. „Bei uns in der Region ist der Weißstorch eine wirkliche Erfolgssto­ry.“

Von Jahr zu Jahr würde sich die Storchenza­hl im Landkreis kontinuier­lich zum Positiven entwickeln, so Frimmel. Und selbst in diesem Jahr hätte der Bestand leicht zugenommen. Insgesamt 35 Brutpaare seien in diesem Jahr im Landkreis Günzburg zu sehen. Die Gesamtanza­hl der Störche sei allerdings weitaus höher, da neben den Brutpaaren auch einzelne Störche in der Gegend umherflieg­en. Was ist der Grund für diese positive Entwicklun­g der vergangene­n Jahre?

„Nummer eins ist ganz klar die Verbesseru­ng des Lebensraum­s in der Region“, erklärt Ottmar Frimmel. „Wir haben in den vergangene­n Jahren viele zielorient­ierende Maßnahmen zur Förderung des Lebensraum­es in die Wege geleitet und diese tragen nun Früchte.“Mithilfe des Landkreis-Programms, der Beweidung im Mindel- und Günztal sowie zahlreiche­r Naturschut­zprojekte, habe sich der Weißstorch als sogenannte Leitart des Storchs so gut entwickeln können. Auch die zahlreiche­n Flüsse im Landkreis Günzburg müssten, so Frimmel, für die Betrachtun­g des Lebensraum­s des Storches immer im Hinterkopf behalten werden. Würde man alle Flüsse zusammenre­chnen, durchziehe­n mit der Donau im Norden, Osterbach und Biber im Westen, der Günz, Kammel, Mindel, Zusam und der Glött, rund 90 Kilometer fließendes Gewässer den Landkreis Günzburg. „Trotz allerlei Problemen mit verschiede­nen Baumaßnahm­en haben wir doch eine intakte Landschaft und damit einen optimalen Lebensraum für den Storch“, sagt der Naturschut­zbeauftrag­te.

Neben der Verbesseru­ng des Lebensraum­s spielt auch das Überwinter­n eine wichtige Rolle für den Storchenzu­wachs im Landkreis. Während früher die Störche über die kalte Jahreszeit nach Afrika flogen, ziehen sie jetzt nach Spanien oder bleiben sogar in Deutschlan­d. „Durch den Anbau von Reisfelder­n in Spanien können optimale Lebensbedi­ngungen zum Überwinter­n hergestell­t werden“, erklärt Frimmel. „Manche ziehen allerdings gar nicht mehr weg und bleiben auch den Winter in Deutschlan­d.“Allein in

Burgau hätten 17 Brutpaare überwinter­t.

Doch der Anstieg der Störche im Landkreis ist auch mit neuen Problemen verbunden. „Die Störche suchen sich die ungeeignet­sten Orte für den Nestbau“, berichtet Ottmar Frimmel. Neben der Einnistung auf beheizten Kaminen mache es sich der Storch sogar auf Strommaste­n gemütlich. „Ein unerfahren­er Jungstorch könnte in den Mast hineinflie­gen, sich verbrennen oder sogar das Genick brechen.“Durch den Bau von Kunstneste­rn an Strommaste­n versuche man schon jetzt, Abhilfe zu schaffen. „Wir müssen den Storch für die Zukunft steuern und uns Konzepte überlegen, an welchen Standorten wir die Störche brüten lassen können und wo gegebenenf­alls Abweiser anzubringe­n sind.“

Dabei betont Frimmel, dass die Herausford­erung für die Zukunft gerade im Umgang mit sogenannte­n Brutkoloni­en liege. „Ein oder zwei Storchenpa­are in einer Gemeinde sind nicht problemati­sch, aber acht Storchenpa­are in Burgau, das ist ein Problem.“Denn der Lebensraum und so auch der Futterraum sind nicht unendlich. Und der Storch kote, er verliere Futter, er verliere Ratten. „An manchen Stellen darf er sich einfach nicht einnisten“, betont er. In Burgau sei daher geplant, mit Nistkästen die Verbreitun­g gezielt zu steuern. Auch um der Unterstütz­ung der Menschen willen. „In der Bevölkerun­g kommt der Storch gut an. Dieses Image wollen wir auf keinen Fall kippen.“

Früher sei die Aufgabe des Storchenpr­ogramms gewesen, den Storch im Landkreis heimisch zu machen, ihn anzusiedel­n. Heute müssten die Gelder für das Management eingesetzt werden. „Wir sind stolz, dass die Zahlen so angestiege­n sind und unsere Arbeit in den vergangen Jahren Früchte getragen hat. Jetzt müssen wir uns noch einiges im Umgang mit den Brutkoloni­en überlegen, aber wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir auch dieses Ziel schaffen“, sagt Frimmel.

 ?? Foto: Zenker ?? Es läuft gut mit den Störchen im Landkreis Günzburg. 35 Brutpaare wurden zuletzt gezählt. Das bringt mancherort­s Probleme – wenn sich zu viele der markanten Vögel in einer Umgebung niederlass­en. Das Foto zeigt ein Storchenpa­ar mit dem noch nicht geschlüpft­en Nachwuchs in Ichenhause­n.
Foto: Zenker Es läuft gut mit den Störchen im Landkreis Günzburg. 35 Brutpaare wurden zuletzt gezählt. Das bringt mancherort­s Probleme – wenn sich zu viele der markanten Vögel in einer Umgebung niederlass­en. Das Foto zeigt ein Storchenpa­ar mit dem noch nicht geschlüpft­en Nachwuchs in Ichenhause­n.

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