Mittelschwaebische Nachrichten

Das Kriegsende in der Region

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● Letzte deutsche Offensive/Sowjetisch­er Angriff Die deutsche Ardennenof­fensive im Dezember 1944/Januar 1945 scheitert nach Anfangserf­olgen. Im Osten tritt die Rote Armee an der Weichsel im Januar 1945 auf breiter Front zum Angriff auf das Reichsgebi­et und Richtung Berlin an.

● Rheinbrück­e Remagen Am 7. März 1945 fällt die Rheinbrück­e bei Remagen unbeschädi­gt in die Hände von US-Truppen. Damit beginnt der rasche Vormarsch Richtung Süddeutsch­land.

● Bombenangr­iffe Am 9., 15., und

19. April wird Günzburg schwer bombardier­t. Insgesamt kommen offensicht­lich 53 Menschen ums Leben. Der Lehrer Franz Keller schreibt in seinen Lebenserin­nerungen: „Der letzte Angriff erfolgte am 19. April. Er hatte einen umfangreic­hen, auf dem Bahngeländ­e abgestellt­en Munitionsz­ug zum Ziel. Bomben und Bordkanone­n ließen einen Waggon nach dem anderen in die Luft fliegen. Natürlich kam dabei auch die Umgebung zu Schaden, so das Sägewerk Häusele und die Oblatenfab­rik Küchle.“(zitiert in: Zdenek Zofka, „alles Leid, alle Opfer umsonst – wofür?“, Günzburg in

der NS-Zeit, Band, 4, Günzburg, 2018, herausgege­ben vom Historisch­en Verein Günzburg). In den Monaten zuvor waren bereits der Leipheimer Fliegerhor­st sowie Denzingen und Wasserburg bombardier­t worden (44 Tote). Dort wurden Teile für die Messerschm­itt-Werke produziert.

Dillinger Donaubrück­e/Illerüberg­ang Am 22. April überwältig­en USTruppen (12. Panzerdivi­sion) die deutsche Brückenwac­he bei Dillingen. Die Donau, das letzte natürliche Hindernis vor den Alpen, ist überwunden. In einem geradezu rasanten Tempo wird in den nächsten Tagen das Gebiet des heutigen Landkreise­s Günzburg erobert. Unsere Region wird in die Zange genommen. Soldaten der 10. US-Panzerdivi­sion überschrei­ten die Iller. Am 24. April dringen sie in Ulm ein, am 25. April in Neu-Ulm.

Durchmarsc­h Am 25. April wird Günzburg erobert, bereits am 24. April Jettingen. Durch Thannhause­n rollen am 26. April amerikanis­che Panzer, durch Krumbach am 27. April. Am 28. April wird Augsburg besetzt. Nicht einmal eine Woche hatten die alliierten Truppen (die US-Soldaten wurden im Süden von französisc­hen

Verbänden flankiert) gebraucht, um ganz Bayerisch-Schwaben zu besetzen. Am 29. April befreien US-Truppen das KZ Dachau, am 30. April erreichen sie schließlic­h München. Bis zur gesamtdeut­schen Kapitulati­on (8. Mai) sollte es nur noch wenige Tage dauern.

Fazit „In den meisten Orten verlief der Einmarsch der amerikanis­chen Truppen unspektaku­lär, zu einer Verteidigu­ng waren meist auch die fanatische­n Nationalso­zialisten nicht mehr bereit“, schreibt Ludwig Eiber in dem von Peter Fassl herausgege­benen Band (2006) zum Kriegsende in Schwaben.

Quellenlag­e Die exakte Rekonstruk­tion der Ereignisse in der letzten Kriegsphas­e auf dem Boden des heutigen Landkreise­s Günzburg war und ist alles andere als leicht. „Relativ wenige Schriftstü­cke und Dokumente liefern Erkenntnis­se über das Kriegsende im nördlichen Landkreis Günzburg“, schreibt beispielsw­eise Andreas M. Rau in seinem 2019 erschienen­en Buch „Ende des Schreckens“(herausgege­ben vom Historisch­en Verein Günzburg). Ähnlich ist die Quellenlag­e im Süden des Landkreise­s. (pb)

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