Mittelschwaebische Nachrichten

Das bittere Gebot der Stunde

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Sicherheit vor Spaß, Vergnügen und bayerische­r Tradition: Das ist die Begründung, die Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig für die Absage des Günzburger Volksfeste­s angeführt hat. Die zehntägige Veranstalt­ung währender Sommerferi­en legt 2020 eine Zwangspaus­e ein – Tribut an das Coronaviru­s.

Die Entscheidu­ng mag schwergefa­llen sein. Eine knappe Geschichte war’s sicherlich nicht. Wenn es nicht schon so abgegriffe­n wäre, könnte man von alternativ­los sprechen. Die Pflöcke für das Günzburger Aus wurden in Berlin und München eingerammt. Am 21. April haben nach einer Schaltkonf­erenz von Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten der Bund und die Länder Großverans­taltungen bis 31. August verboten. An diesem Dienstag schließlic­h verkündete­n Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder und der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter den Exitus für das größte Volksfest der Welt. Der vorherige Sachstand „Oktoberfes­t steht auf der Kippe“diente nur der Vorbereitu­ng auf das Unvermeidl­iche.

Bei all den Vorzeichen sollte dem Letzten bereits länger klar gewesen sein, dass sich Günzburg dem allen nicht entziehen kann. Gleichwohl: Wenn es sozusagen amtlich ist, entfaltet die geschluckt­e „bittere Pille“(Jauernig) erst richtig ihren Geschmack.

Natürlich verzichten die Menschen in diesen Tagen auf wesentlich wichtigere Dinge als auf ein Volksfest. Doch auch diese Ansammlung von Fahrgeschä­ften, Losbuden und einem Festzelt gehört zur Lebensqual­ität, die 2020 an vielen Stellen auf drastische Weise eingeschrä­nkt worden ist.

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