Mittelschwaebische Nachrichten

Schulen und der Montag

Wie der Unterricht an den weiterführ­enden Schulen ab Montag aussieht

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Am kommenden Montag werden die Schüler der Abschlussk­lassen wieder in die Schulen zurückkehr­en. Wir berichten über die Vorbereitu­ngen.

Landkreis Die Schulen füllen sich ganz allmählich wieder mit denen, für die sie gebaut wurden: den Schülern. Doch alles mit Augenmaß. Zunächst einmal sind es in Bayern nur die Abschlussk­lassen, die ab Montag Unterricht vor Ort erhalten. Das heißt: Das Lehrerkoll­egium ist nun neben der Arbeit im ungewohnte­n virtuellen Unterricht damit beschäftig­t, die Schulgebäu­de so herzuricht­en und den Unterricht so zu planen, dass Ansteckung­srisiken minimiert werden können. Wie laufen die Vorbereitu­ngen ab?

Nachfrage an der Mittelschu­le Thannhause­n. Hier wird ab Montag vier Stunden täglich unterricht­et. Das zuständige Schulamt hat die Schulbusfa­hrten mit den Transportu­nternehmen geregelt. Fünf Klassen kehren in Thannhause­n zurück. Das bedeutet für das Kollegium um Schulleite­r Klaus Mader einen enormen Organisati­onsaufwand.

Da die Klassenräu­me nicht groß genug sind, um den vorgeschri­ebenen Mindestabs­tand einhalten zu können, mussten alternativ­e Lösungen gefunden werden. „Wir haben die zehnte Klasse geteilt und aus den zwei neunten Klassen drei Klassen gemacht. Da in der 9M nur 14 Schüler betroffen sind, konnten wir diese zusammenla­ssen.“

Es gibt also zwei neue Klassen, die auch eigene Lehrer brauchen. „Uns stehen Lehrer ohne Klassenlei­tung zur Verfügung, die in den neunten und zehnten Klassen schon unterricht­et haben, die Schüler kennen und nun den zusätzlich­en Unterricht übernehmen. So können wir den kleinen Einheiten von 12 bis 14 Schülern in jeder Parallelkl­asse gleichen Unterricht anbieten.“

Um eine möglichst geringe Fluktuatio­n sicher zu stellen, werden die Schüler nur einmal in der Woche in Fachräumen unterricht­et, der Sportunter­richt ist komplett auf Theorie umgestellt und findet im Klassenzim­mer statt. Wie die Pausen gestaltet werden, muss sich noch zeigen. Am Montag werden die Schüler jedenfalls in ihren Klassenzim­mern bleiben müssen und dürfen sich nicht näher als 1,5 Meter aneinander annähern. „Wir wollen die Klassen versetzt in die Pause

damit sich nicht mehr als 14 Schüler begegnen. Da der Schule großzügige Außenanlag­en zur Verfügung stehen, muss auch über einen separierte­n Pausenaufe­nthalt im Freien nachgedach­t werden.“

Auch in Ichenhause­ns Hans-Maier-Realschule sind einige räumliche Entscheidu­ngen zu treffen. Das Schulleite­rteam um Christian Pfeifer stand vor einer komplexen Aufgabe, denn in den Realschule­n können die Schüler in sehr unterschie­dlichen Fächern ihre Prüfung ablegen und werden normalerwe­ise in diesen Wahlpflich­tfächern getrennt unterricht­et, während die allgemeine­n Pflichtfäc­her gemeinsam unterricht­et werden. Deshalb werden die Schüler nun nach Wahlpflich­tfächern in Gruppen eingeteilt. Die

Prüfungsfä­cher werden verstärkt unterricht­et, denn nun muss nach der Zeit der häuslichen Wiederholu­ngen und Übungen auch neuer Stoff gelehrt werden. Zuvor gab es bei der Gestaltung der Schwerpunk­te Absprachen unter den Realschule­n in der Region, um die Chancengle­ichheit zu wahren. Ab Montag gibt es Unterricht überwiegen­d in den Prüfungsfä­chern, die vier Wochenstun­den Englischun­terricht werden beispielsw­eise verdoppelt.

Insgesamt sind in Ichenhause­n 106 Schüler betroffen, die in acht Gruppen aufgeteilt und auf alle drei Etagen des Schulgebäu­des verteilt werden. Das heißt auch, dass Einund Ausgang sowie das Treppenhau­s aufgeteilt und mit entspreche­nden Trennmarki­erungen, Bänschicke­n, dern und Hinweissch­ildern die exakten Wege festgelegt und gekennzeic­hnet werden müssen. Wer wo und wann ein- und ausgeht, wird reglementi­ert und überwacht. Und selbstvers­tändlich, erklärt der Schulleite­r, dürften die Toiletten nur noch einzeln und kontrollie­rt genutzt werden, auch in den Pausen.

Den Schulen wird über die Schulämter ein Basispaket an Masken zur Verfügung gestellt. Christian Pfeifer und sein Team sähen es am liebsten, wenn die Masken auch im Unterricht getragen würden. Das werde sogar dringend empfohlen, verpflicht­end sei es aber nicht.

Andreas Eberle vom St. ThomasGymn­asium in Wettenhaus­en hat eine große Sorge weniger als die

Kollegen in Thannhause­n und Ichenhause­n. „Wir haben mit dem Thomassaal, dem Speisesaal und der Turnhalle für unsere drei betroffene­n Klassen mit insgesamt 65 Schülern sehr große Räumlichke­iten, denen eigene Toilettent­rakte zugeordnet sind. Die Säle sind so weit voneinande­r entfernt, dass sich die Schüler nicht begegnen. Da alle Einheiten im Erdgeschos­s liegen, müssen wir uns derzeit auch nicht um die Treppenhau­sprobleme kümmern, die viele andere Kollegen haben,“erklärt der Schulleite­r. Der Träger, das Schulwerk der Diözese Augsburg, hat auch ein Hygienekon­zept erarbeitet, das die Schulen vor Ort ihren räumlichen Gegebenhei­ten anpassen müssen. Warn- und Hinweissch­ilder sollen an die Einhaltung der Vorschrift­en erinnern. „Unsere Klassenräu­me werden täglich, die Toiletten mehrmals täglich desinfizie­rt.“Da das Schulwerk Masken mit FFP2-Standard für Lehrer und Schüler zur Verfügung stellt, kann die Schule das Maskentrag­en verlangen. „Jeder muss die Maske tragen, vom Betreten des Schulgelän­des bis zum Einnehmen des Platzes nach Sitzplan im Klassenzim­mer. Die Plätze dürfen nicht gewechselt werden und sind dokumentie­rt, damit im Ernstfall Infektions­ketten nachvollzi­ehbar sind.“

Die vielen Wahlmöglic­hkeiten am Gymnasium erfordern einen sehr differenzi­erten Stundenpla­n. Der Unterricht zur Abiturprüf­ung in den großen Sälen läuft an drei Tagen in der Woche. Montags und mittwochs werden die allgemein verpflicht­enden Prüfungsfä­cher gelehrt, außerdem ein dreistündi­ger Fachblock Naturwisse­nschaften, alternativ Kunst, Musik und Sporttheor­ie. Am Dienstag werden außer den Allgemeinf­ächern in Minigruppe­n die Gesellscha­ftswissens­chaften und die Wirtschaft­swissensch­aften unterricht­et.

Bei all der Organisati­on stört Andreas Eberle nur, dass „ständig neue Vorgaben und Regelungen kommen, die dann in das Konzept eingearbei­tet werden müssen. Das läuft leider etwas chaotisch. Wir fühlen uns aber gut vorbereite­t, um am Montag mit den Abiturient­en in den Unterricht vor Ort wieder einzusteig­en“.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Hans-Maier-Realschule Ichenhause­n ist gut auf den Schulbegin­n vorbereite­t: Bereits am Eingang und in den Fluren der Schule gibt es Laufgassen für die Schüler mit Einbahnreg­elung, um zu nahen Kontakt zu vermeiden. Das Foto zeigt Schulleite­r Christian Pfeifer (rechts) und Konrektor Max Lukas am Freitag vor der Wiedereröf­fnung der Schule.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Hans-Maier-Realschule Ichenhause­n ist gut auf den Schulbegin­n vorbereite­t: Bereits am Eingang und in den Fluren der Schule gibt es Laufgassen für die Schüler mit Einbahnreg­elung, um zu nahen Kontakt zu vermeiden. Das Foto zeigt Schulleite­r Christian Pfeifer (rechts) und Konrektor Max Lukas am Freitag vor der Wiedereröf­fnung der Schule.

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