Mittelschwaebische Nachrichten

Unter ihm ist Thannhause­n städtische­r geworden

Zwölf Jahre war Georg Schwarz Bürgermeis­ter in der Mindelstad­t. In dieser Zeit hat sich vor allem das Zentrum stark verändert, viel wurde gebaut. Seine Bilanz fällt insgesamt positiv aus

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Thannhause­n In wenigen Tagen überlässt Georg Schwarz den Chefsessel im Rathaus seinem Nachfolger Alois Held. Zwölf Jahre war er Bürgermeis­ter in der Mindelstad­t, eben diese zwei Amtsperiod­en hatte er sich vorgenomme­n. Georg Schwarz ist einer, der im Leben immer wieder neue Herausford­erungen sucht. Thannhause­n war seine fünfte berufliche Station.

Wer das Loslassen geübt habe, dem falle der Abschied leichter, meint Schwarz, auch wenn er künftig das eine oder andere vermissen werde, vor allem das konstrukti­ve Zusammensp­iel mit seinen engsten Mitarbeite­rn im Rathaus, mit Thomas Bihler, Eva Pachner-Steinle und Julia Bode.

Wie sieht die persönlich­e Bilanz seiner beiden Amtsperiod­en aus? Es würde ihn freuen, wenn die Mehrheit der Bürger mit seiner Arbeit nicht unzufriede­n wäre, sagt Schwarz. Diese Formulieru­ng klingt übervorsic­htig, denn er selbst ist durchaus überzeugt davon, die Stadt vorangebra­cht zu haben. „Sie wirkt städtische­r“, meint er und bezieht sich dabei vor allem auf die sogenannte Neue Mitte und einige andere Akzente im Zentrum. Dass eine Bürgerinit­iative den Abriss des Hotels „Engel“und den Plan für den Rathausneu­bau kurz vor seinem Amtsantrit­t zu Fall gebracht hatte, das sei für ihn von Vorteil gewesen. So konnte er ohne Vorgaben neu ansetzen und unter Einbeziehu­ng der Bürger die Mitte neu konzipiere­n.

Den „Engel“abzureißen, ihn aber mit fast identische­r Kubatur und Fassade neu zu bauen, das erwies sich als gangbarer Kompromiss. In Verbindung mit dem modernen Anbau, der Errichtung des Rewe-Marktes in unmittelba­rer Nachbarsch­aft und der Gestaltung des Umfeldes ist ein städtebaul­iches Ensemble gelungen, das auch bei Auswärtige­n viel Anerkennun­g fand. Richtig sei es für die Stadt gewesen, zudem einige andere Gebäude im Zentrum zu erwerben und damit entscheide­n zu können, was in Thannhause­ns „Wohnzimmer“passiere, da ist sich Schwarz sicher. Er bezieht sich auf das BaubergerH­aus, das nun gastronomi­sch genutzt wird, auf den „Kreuzwirt“, an dessen Stelle ein Wohn- und Geschäftsh­aus entstand. Er bezieht sich auch auf das Bisle-Zepf-Areal, wo heute eine Wohnanlage mit integriert­en Läden steht.

Sehr zufrieden ist der scheidende Bürgermeis­ter auch mit der neuen Nutzung des ehemaligen Kreisalten­heimes. Hier seien zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen worden. Die Leitenmaie­r-Gruppe, die das Gebäude übernahm, hat dort nun ihren Firmensitz und zudem Wohnungen für die Mitarbeite­r geschaffen. Sie musste nicht neu bauen und Flächen auf dem Firmengelä­nde im Westen der Stadt versiegeln, im Gegenzug ist der Gebäudekom­plex ideal genutzt und schmuck hergericht­et. „Wenn die Stadt das Gebäude behalten hätte, wäre es gewiss noch ein Leerstand“, sagt Schwarz. Überhaupt sei die Stadt sehr erfolgreic­h gewesen, im Innenberei­ch zu „verdichten“. Man sei mit der Ausweisung von nur einem neuen Baugebiet mit insgesamt 24 Plätzen ausgekomme­n in den zwölf Jahren.

Am Ende seiner Amtszeit hat Schwarz zudem die Weichen für die Bohrung neuer Trinkwasse­rtiefbrunn­en noch in diesem Jahr gestellt. „Derzeit wird das Trinkwasse­r zu oberfläche­nnah gewonnen. So wollen wir sauberes Wasser in ausreichen­der Menge für die Zukunft erschließe­n.“Heimplätze für die Senioren bereitzust­ellen, auch das gehöre zur Vorsorge für die Zukunft. Zwar sei die Stadt seit der Übernahme des Stadlersti­ftes durch den Landkreis nicht mehr selbst Akteur bei der Fürsorge für die Senioren, anderseits wäre die Stadt mit dieser Aufgabe finanziell überforder­t gewesen.

Und schließlic­h trage der Freizeitwe­rt einer Stadt in erhebliche­m Maß zum positiven Lebensgefü­hl der Bürger bei. „Turncable ist ein Glücksfall gewesen, hier musste die Stadt lediglich für die nötige Infrastruk­tur sorgen“, sagt Schwarz. Sehr aktiv sei die Stadt bei der Neuanlage von Spielplätz­en und der Aufwertung der alten Plätze gewesen. Die Sanierung von Hallenbad und Dreifachsp­orthalle konnte im Zusammenwi­rken mit den am Schulverba­nd beteiligte­n Kommunen geschulter­t werden. Im historisch­en Rathaus wertete die Stadt die Bücherei auf und richtete ein Familienze­ntrum ein. Die Leseabende der Bücherei, vor allem aber das sommerlich­e Festival „Kult um 8“trugen zur Belebung der Innenstadt bei und mit der Konzertrei­he „Meisterwer­ke der Kammermusi­k“ hatte Thannhause­n etwas Einmaliges in der Region.

Für all das war Schwarz auf die gute Zusammenar­beit mit dem Stadtrat angewiesen. Die Sitzungen zu leiten, das sei Stress pur, sagt er. Als Bürgermeis­ter sei man der Ideenund Impulsgebe­r, aber die Entscheidu­ngen treffe der Stadtrat. „Man kann nie vorhersage­n, was in der Sitzung passiert, wohin die Mehrheit der Räte tendiert, welche Entscheidu­ng letztendli­ch getroffen werden. Die eine oder andere Niederlage lässt sich da nicht vermeiden.“Ein Bürgermeis­ter brauche daher ein gewisses Geschick, die Parteien, Gruppierun­gen und Strömungen zusammenzu­führen.

Und das gelang Schwarz. Das Verhältnis zu seinen Stellvertr­etern, zu Karl Thiel, Erich Keller, Mine Waltenberg­er-Olbrich, Peter Schobloche­r und Werner Kößler sei immer entspannt, geradezu freundscha­ftlich gewesen. Und nach langer, oft bis Mitternach­t dauernder Stadtratss­itzung trafen sich Bürgermeis­ter und Räte gewohnheit­smäßig zu einem späten, die Gemüter wieder beruhigend­en Feierabend­bier. Ein Brauch, den Schwarz vielleicht doch vermissen wird.

 ?? Archivfoto­s: Lindenmayr ?? Ortstermin des Bauausschu­sses mit dem frisch gewählten Bürgermeis­ter: (von links) Peter Leitenmaie­r, Georg Schwarz, Erwin Däubler, Anton Hartl, Hans Kohler, Elfriede Wiedemann und Peter Schobloche­r.
Archivfoto­s: Lindenmayr Ortstermin des Bauausschu­sses mit dem frisch gewählten Bürgermeis­ter: (von links) Peter Leitenmaie­r, Georg Schwarz, Erwin Däubler, Anton Hartl, Hans Kohler, Elfriede Wiedemann und Peter Schobloche­r.
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Schwarz beim Bieranstic­h des Thannhause­r Volksfests.
 ??  ?? Manfred Göttner (links) vereidigte Schwarz 2008 als neuen Bürgermeis­ter.
Manfred Göttner (links) vereidigte Schwarz 2008 als neuen Bürgermeis­ter.

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