Mittelschwaebische Nachrichten
Kein „Live am Marktplatz“, eventuell keine Festwoche, tiefer Einschnitt für Blasmusik
Veranstaltungen Klar zeichnet sich jetzt ab, welche Lücken die Corona-Krise in das Freizeitleben reißen wird. Wie die Lage in der Region aussieht und warum es für „Kult um 8“noch keine endgültige Entscheidung gibt
Krumbach Rockmusik, Blasmusik, gemütliches Beisammensein unter freiem Himmel: Angesichts eines herrlichen Aprils denken derzeit viele daran, was alles möglich wäre in den kommenden Wochen und Monaten. Doch es zeichnet sich klar ab: Öffentliche Großveranstaltungen wie „Live am Marktplatz“werden nicht stattfinden können. Wie sieht die Lage in Mittelschwaben derzeit konkret aus?
Definitiv abgesagt wurde von den Organisatoren die Veranstaltungsreihe „Live am Marktplatz“, die im Mai hätte beginnen sollen. Abgesagt ist die Krumbacher Festwoche, Feste und Konzerte, die von heimischen Musikvereinen geplant waren, werden nicht stattfinden. Noch nicht endgültig entschieden ist, ob „Kult um Acht“in Thannhausen abgesagt wird. Der noch amtierende Bürgermeister Georg Schwarz möchte sich hier auch mit seinem Nachfolger Alois Held, der im Mai die Amtsgeschäfte übernimmt, abstimmen.
„Live am Marktplatz“gibt es in Krumbach seit 2016. Für heuer war die fünfte Auflage der Reihe geplant. „Ein kleines Jubiläum“, sagt Kachelofen-Wirt Herbert Haas, der zusammen mit Max Behrends und Bodo Gewinner die Veranstaltungsreihe organisiert. Aber angesichts der andauernden Corona-Krise sei an eine Durchführung von „Live am Marktplatz“nicht zu denken. Bei Veranstaltungen dieser Art sei es schlichtweg nicht möglich, die Einhaltung der geltenden Abstandsregeln zu kontrollieren. „Und die Gesundheit der Menschen geht vor“, sagen Haas, Gewinner und Behrends.
Die Absage der Samstagsveranstaltungen sei im Einvernehmen mit den Bands erfolgt. Geplant sei nun, dass die für 2020 geplante Konzertreihe im Jahr 2021 quasi spiegelgleich stattfindet. Mit den Bands gebe es bereits entsprechende Abmachungen, auftreten werde auch die bekannte A-cappella-Formation „Greg is back“.
Wie Herbert Haas weiter erläutert, habe man derzeit noch offen gelassen, ob es am Mittwoch Veranstaltungen gibt. Diese könnten, wenn überhaupt, nur in einem sehr begrenzten Umfang stattfinden. Gastwirt Herbert Haas sagt, dass die Lage bei den bayerischen Gastwirten derzeit sehr angespannt sei und sich die Lage weiter verschärfe.
Wie ist die Perspektive für die Krumbacher Festwoche? Nach der Absage des Münchner Oktoberfestes deutet sich an, dass für Volksfeste, Festwochen und ähnliche Großveranstaltungen in diesem Jahr die Perspektive schwierig ist.
„Mit dem Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August und der Absage des Münchner Oktoberfests ist es aus heutiger Sicht nicht vorstellbar, die Krumbacher Festwoche durchführen zu können“, teilt Tobias Ehrmann, Vorsitzender des Krumbacher Musikvereins, mit. „Wir haben zunächst die Festwoche um eine Woche verschoben, damit das Volksfest im September stattfinden kann, für den bisher noch kein Veranstaltungsverbot ausgesprochen wurde. Gleichwohl bestehen große Zweifel, ob die derzeit gültigen Regeln und Maßnahmen im
September so weit gelockert werden können, dass ein Volksfest ein Volksfest sein kann.“Ehrmann weiter: „Dennoch wollen wir unsere Festwoche derzeit noch nicht absagen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und diese wollen wir, zusammen mit allen an der Festwoche Beteiligten, noch nicht aufgeben. Wir planen also weiter und warten die Entwicklung der Dinge ab. Der Gesundheitsschutz steht natürlich an erster Stelle. Kann dieser nicht gewährleistet werden, wird es keine Festwoche geben.“
Ähnlich wie in Krumbach mit „Live am Marktplatz“gibt es auch in Thannhausen mit „Kult um 8“eine bedeutende, mehrwöchige Veranstaltungsreihe mit Abendkonzerten. Wird „Kult um 8“stattfinden? Natürlich stehe eine Absage im Raum, sagt Bürgermeister Georg Schwarz.
Aber endgültig entschieden sei dies noch nicht. Anders als „Live am Marktplatz“beginne „Kult um 8“erst im Juli. So habe man noch einen gewissen zeitlichen Entscheidungsspielraum. Abklären möchte
Schwarz dies mit seinem Nachfolger Alois Held. Am kommenden Mittwoch kommen beide zu einer Übergabe-Sitzung zusammen. Eventuell sei „Kult um 8“in einer wesentlich reduzierten Form, mit einer beschränkten Besucherzahl, doch noch möglich. Aber dies sei derzeit noch völlig unklar, man müsse sehen, wie sich die Lage mit Blick auf die Corona-Krise entwickle. Aber so wie sich die Lage gegenwärtig darstelle, werde es bei „Kult um 8“wohl doch auf eine Absage hinauslaufen.
Hart betroffen von den massiven Veranstaltungseinschränkungen ist auch die heimische Blasmusik. „Die“Großveranstaltung schlechthin der Blasmusik ist das Bezirksmusikfest. Für dieses Jahr sei aber ohnehin kein Bezirksmusikfest geplant, berichtet Franz Alstetter, Vorsitzender des heimischen Bezirks 11 Krumbach-Tisogau des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). Abgesagt worden seien die Wertungsspiele, die am vergangenen Samstag im Ursberger Ringeisen-Saal hätten stattfinden sollen.
Die Musikvereine würden sich derzeit in einer schwierigen Situation befinden. Proben in Gruppen seien schlichtweg nicht möglich. Die Musiker würden einzeln zu Hause üben, manche sich über eine Videokonferenz zusammenschalten. Es ist selbsterklärend, dass die oft geradezu blecherne Tonlage einer Videokonferenz, dazu womöglich garniert mit einer zeitversetzten Wiedergabe, das musikalische Üben nicht gerade vereinfacht. Musik lebt schlichtweg vom Originalton und vom persönlichen Miteinander in den Kapellen. Das aber ist allen schon wegen des Abstandsgebots derzeit nicht möglich. Zahlreiche Vereine hätten ihre Jahreshauptversammlung ausfallen lassen müssen. Mitunter hätten Neuwahlen des Vorstands angestanden. In solchen Fällen würden bisherige Vorstände gegebenenfalls kommissarisch im Amt bleiben. Wegen des offenbar zu erwartenden Ausfalls der Krumbacher Festwoche werde es, so Alstetter, heuer dann wohl auch keinen Musikantenstammtisch geben, der mit der Festwoche gekoppelt sei. „Das wäre sehr schade, aber leider dann nicht zu ändern“, sagt Alstetter. Doch die heimischen Blasmusiker würden sich sehr auf die Augenblicke freuen, in denen sie mit ihrem Können wieder die Menschen erfreuen können.
Verschiebung auch in Ziemetshausen
Eine wichtige Verschiebung gibt es auch in Ziemetshausen. Aufgrund der aktuellen Lage haben die Vorstandschaften des TC und des TSV Ziemetshausen sowie der Festausschuss entschieden, das für Mitte Juni geplante Jubiläumsfest zu verschieben. „Der Schutz sowie die Gesundheit der Gäste, Mitglieder, Helfer und aller Mitwirkenden hat absolute Priorität! Geplant war ein Festwochenende mit großem sportlichen und gesellschaftlichen Unterhaltungsprogramm“, schreiben die Organisatoren in ihrer Mitteilung. Doch „aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und so werden der TC und der TSV ihre gemeinsame Jubiläumsfeier ins nächste Jahr verlegen. Vormerken darf man sich dafür das Wochenende vom 11. bis 13. Juni 2021.“