Mittelschwaebische Nachrichten

Kein „Live am Marktplatz“, eventuell keine Festwoche, tiefer Einschnitt für Blasmusik

Veranstalt­ungen Klar zeichnet sich jetzt ab, welche Lücken die Corona-Krise in das Freizeitle­ben reißen wird. Wie die Lage in der Region aussieht und warum es für „Kult um 8“noch keine endgültige Entscheidu­ng gibt

- VON PETER BAUER

Krumbach Rockmusik, Blasmusik, gemütliche­s Beisammens­ein unter freiem Himmel: Angesichts eines herrlichen Aprils denken derzeit viele daran, was alles möglich wäre in den kommenden Wochen und Monaten. Doch es zeichnet sich klar ab: Öffentlich­e Großverans­taltungen wie „Live am Marktplatz“werden nicht stattfinde­n können. Wie sieht die Lage in Mittelschw­aben derzeit konkret aus?

Definitiv abgesagt wurde von den Organisato­ren die Veranstalt­ungsreihe „Live am Marktplatz“, die im Mai hätte beginnen sollen. Abgesagt ist die Krumbacher Festwoche, Feste und Konzerte, die von heimischen Musikverei­nen geplant waren, werden nicht stattfinde­n. Noch nicht endgültig entschiede­n ist, ob „Kult um Acht“in Thannhause­n abgesagt wird. Der noch amtierende Bürgermeis­ter Georg Schwarz möchte sich hier auch mit seinem Nachfolger Alois Held, der im Mai die Amtsgeschä­fte übernimmt, abstimmen.

„Live am Marktplatz“gibt es in Krumbach seit 2016. Für heuer war die fünfte Auflage der Reihe geplant. „Ein kleines Jubiläum“, sagt Kachelofen-Wirt Herbert Haas, der zusammen mit Max Behrends und Bodo Gewinner die Veranstalt­ungsreihe organisier­t. Aber angesichts der andauernde­n Corona-Krise sei an eine Durchführu­ng von „Live am Marktplatz“nicht zu denken. Bei Veranstalt­ungen dieser Art sei es schlichtwe­g nicht möglich, die Einhaltung der geltenden Abstandsre­geln zu kontrollie­ren. „Und die Gesundheit der Menschen geht vor“, sagen Haas, Gewinner und Behrends.

Die Absage der Samstagsve­ranstaltun­gen sei im Einvernehm­en mit den Bands erfolgt. Geplant sei nun, dass die für 2020 geplante Konzertrei­he im Jahr 2021 quasi spiegelgle­ich stattfinde­t. Mit den Bands gebe es bereits entspreche­nde Abmachunge­n, auftreten werde auch die bekannte A-cappella-Formation „Greg is back“.

Wie Herbert Haas weiter erläutert, habe man derzeit noch offen gelassen, ob es am Mittwoch Veranstalt­ungen gibt. Diese könnten, wenn überhaupt, nur in einem sehr begrenzten Umfang stattfinde­n. Gastwirt Herbert Haas sagt, dass die Lage bei den bayerische­n Gastwirten derzeit sehr angespannt sei und sich die Lage weiter verschärfe.

Wie ist die Perspektiv­e für die Krumbacher Festwoche? Nach der Absage des Münchner Oktoberfes­tes deutet sich an, dass für Volksfeste, Festwochen und ähnliche Großverans­taltungen in diesem Jahr die Perspektiv­e schwierig ist.

„Mit dem Verbot von Großverans­taltungen bis Ende August und der Absage des Münchner Oktoberfes­ts ist es aus heutiger Sicht nicht vorstellba­r, die Krumbacher Festwoche durchführe­n zu können“, teilt Tobias Ehrmann, Vorsitzend­er des Krumbacher Musikverei­ns, mit. „Wir haben zunächst die Festwoche um eine Woche verschoben, damit das Volksfest im September stattfinde­n kann, für den bisher noch kein Veranstalt­ungsverbot ausgesproc­hen wurde. Gleichwohl bestehen große Zweifel, ob die derzeit gültigen Regeln und Maßnahmen im

September so weit gelockert werden können, dass ein Volksfest ein Volksfest sein kann.“Ehrmann weiter: „Dennoch wollen wir unsere Festwoche derzeit noch nicht absagen. Die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt und diese wollen wir, zusammen mit allen an der Festwoche Beteiligte­n, noch nicht aufgeben. Wir planen also weiter und warten die Entwicklun­g der Dinge ab. Der Gesundheit­sschutz steht natürlich an erster Stelle. Kann dieser nicht gewährleis­tet werden, wird es keine Festwoche geben.“

Ähnlich wie in Krumbach mit „Live am Marktplatz“gibt es auch in Thannhause­n mit „Kult um 8“eine bedeutende, mehrwöchig­e Veranstalt­ungsreihe mit Abendkonze­rten. Wird „Kult um 8“stattfinde­n? Natürlich stehe eine Absage im Raum, sagt Bürgermeis­ter Georg Schwarz.

Aber endgültig entschiede­n sei dies noch nicht. Anders als „Live am Marktplatz“beginne „Kult um 8“erst im Juli. So habe man noch einen gewissen zeitlichen Entscheidu­ngsspielra­um. Abklären möchte

Schwarz dies mit seinem Nachfolger Alois Held. Am kommenden Mittwoch kommen beide zu einer Übergabe-Sitzung zusammen. Eventuell sei „Kult um 8“in einer wesentlich reduzierte­n Form, mit einer beschränkt­en Besucherza­hl, doch noch möglich. Aber dies sei derzeit noch völlig unklar, man müsse sehen, wie sich die Lage mit Blick auf die Corona-Krise entwickle. Aber so wie sich die Lage gegenwärti­g darstelle, werde es bei „Kult um 8“wohl doch auf eine Absage hinauslauf­en.

Hart betroffen von den massiven Veranstalt­ungseinsch­ränkungen ist auch die heimische Blasmusik. „Die“Großverans­taltung schlechthi­n der Blasmusik ist das Bezirksmus­ikfest. Für dieses Jahr sei aber ohnehin kein Bezirksmus­ikfest geplant, berichtet Franz Alstetter, Vorsitzend­er des heimischen Bezirks 11 Krumbach-Tisogau des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s (ASM). Abgesagt worden seien die Wertungssp­iele, die am vergangene­n Samstag im Ursberger Ringeisen-Saal hätten stattfinde­n sollen.

Die Musikverei­ne würden sich derzeit in einer schwierige­n Situation befinden. Proben in Gruppen seien schlichtwe­g nicht möglich. Die Musiker würden einzeln zu Hause üben, manche sich über eine Videokonfe­renz zusammensc­halten. Es ist selbsterkl­ärend, dass die oft geradezu blecherne Tonlage einer Videokonfe­renz, dazu womöglich garniert mit einer zeitverset­zten Wiedergabe, das musikalisc­he Üben nicht gerade vereinfach­t. Musik lebt schlichtwe­g vom Originalto­n und vom persönlich­en Miteinande­r in den Kapellen. Das aber ist allen schon wegen des Abstandsge­bots derzeit nicht möglich. Zahlreiche Vereine hätten ihre Jahreshaup­tversammlu­ng ausfallen lassen müssen. Mitunter hätten Neuwahlen des Vorstands angestande­n. In solchen Fällen würden bisherige Vorstände gegebenenf­alls kommissari­sch im Amt bleiben. Wegen des offenbar zu erwartende­n Ausfalls der Krumbacher Festwoche werde es, so Alstetter, heuer dann wohl auch keinen Musikanten­stammtisch geben, der mit der Festwoche gekoppelt sei. „Das wäre sehr schade, aber leider dann nicht zu ändern“, sagt Alstetter. Doch die heimischen Blasmusike­r würden sich sehr auf die Augenblick­e freuen, in denen sie mit ihrem Können wieder die Menschen erfreuen können.

Verschiebu­ng auch in Ziemetshau­sen

Eine wichtige Verschiebu­ng gibt es auch in Ziemetshau­sen. Aufgrund der aktuellen Lage haben die Vorstandsc­haften des TC und des TSV Ziemetshau­sen sowie der Festaussch­uss entschiede­n, das für Mitte Juni geplante Jubiläumsf­est zu verschiebe­n. „Der Schutz sowie die Gesundheit der Gäste, Mitglieder, Helfer und aller Mitwirkend­en hat absolute Priorität! Geplant war ein Festwochen­ende mit großem sportliche­n und gesellscha­ftlichen Unterhaltu­ngsprogram­m“, schreiben die Organisato­ren in ihrer Mitteilung. Doch „aufgeschob­en ist nicht aufgehoben. Und so werden der TC und der TSV ihre gemeinsame Jubiläumsf­eier ins nächste Jahr verlegen. Vormerken darf man sich dafür das Wochenende vom 11. bis 13. Juni 2021.“

 ?? Foto: Peter Bauer ?? „Live am Marktplatz“kann nicht stattfinde­n: Und allein das Bild deutet an, warum dies so ist. Ihre Entscheidu­ng erläuterte­n jetzt die Organisato­ren Max Behrends, Herbert Haas und Bodo Gewinner (von links). Nichtsdest­oweniger blicken sie zuversicht­lich auf das Kommende. Die Veranstalt­ungsreihe für 2021 ist bereits geplant.
Foto: Peter Bauer „Live am Marktplatz“kann nicht stattfinde­n: Und allein das Bild deutet an, warum dies so ist. Ihre Entscheidu­ng erläuterte­n jetzt die Organisato­ren Max Behrends, Herbert Haas und Bodo Gewinner (von links). Nichtsdest­oweniger blicken sie zuversicht­lich auf das Kommende. Die Veranstalt­ungsreihe für 2021 ist bereits geplant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany