Mittelschwaebische Nachrichten

Jettingen bringt Großprojek­te auf den Weg

Abstimmung In der letzten Gemeindera­tssitzung dieser Legislatur­periode herrscht großer Konsens in Sachen Stadtsanie­rung, Dreifachsp­orthalle und Pendlerpar­kplatz

- VON HEIKE SCHREIBER

Jettingen-Scheppach Die letzte Sitzung des Gemeindera­ts JettingenS­cheppach in dieser Legislatur­periode war eine Marathonsi­tzung, prall gefüllt mit den aktuell größten Bauprojekt­en. Vor dem großen Wechsel im Gremium wollte Bürgermeis­ter Hans Reichhart, der ebenfalls zum

1. Mai aufhört, „nicht nur Pflöcke, sondern Fundamente setzen“. In dieser außergewöh­nlichen Sitzung, die in der Turnhalle stattfand und vier Stunden dauerte, wurde ein weiterer großer Schritt in Richtung Stadtsanie­rung gemacht, die Pläne für die neue Dreifachsp­orthalle so weit abgesegnet, dass sie im Landratsam­t übergeben werden können und die Vorplanung für den Pendlerpar­kplatz am Bahnhof einstimmig auf den Weg gebracht. Als es vollbracht war, sagte Hans Reichhart begeistert: „Ich bin überglückl­ich, dass uns das in der letzten Sitzung gelungen ist.“

● Gestaltung Rathauspla­tz Bereits im Februar hatte Alexandra Franzke vom Würzburger Planungsbü­ro Schirmer den Gemeinderä­ten ihre Entwurfspl­anung für die Umgestaltu­ng der Flächen rund um das Jettinger Rathaus erläutert. Die Flächen rund um das durch einen Neubau erweiterte Rathaus sollen zu einem zentralen Platz umgestalte­t werden (wir berichtete­n). Neu gestaltet werden insgesamt etwa 3900 Quadratmet­er. Der eigentlich­e 1400 Quadratmet­er große Rathauspla­tz soll mit Sitzgelege­nheiten, Wasserfont­änen, einem Pflanzenbe­et mit Rundbank sowie großen Solitärbäu­men zum Verweilen einladen. Etwa 1000 Quadratmet­er sind für 21 Parkplätze rund um das Rathaus vorgesehen. Geplant ist ferner, den Kreuzungsb­ereich an der Hauptstraß­e beim Rathaus neu zu gestalten. In der jüngsten Sitzung ging es nun um Details, aus welchem Material der Untergrund bestehen und wie der Platz „möbliert“werden soll. Alexandra Franzke stellte bewusst „zeitlose Elemente“einer Firma vor, die pflegeleic­ht seien, aus Naturholz und naturbelas­sen. Dieses System aus diversen Bänken oder Tischen sei variabel einsetzbar. Der Vorteil sei, dass sie auch bei anderen Projekten eingesetzt werden könnten, um ein einheitlic­hes Gesamtbild herzustell­en. Das Holz verwittere und müsse nicht regelmäßig nachgestri­chen werden. Ein zwei Meter breiter Sitzquader kommt etwa auf 1200 Euro, eine Hockerbank, die von zwei Seiten zugänglich und so schwer ist, dass sie nicht einfach so verschoben werden kann, kostet etwa 950 Euro. In anderen Kommunen wie Mindelheim und Kaufbeuren kommen diese Möbel bereits zum Einsatz. Den möglichen Untergrund präsentier­te Franzke am Modell der Stadt

Kempten. Ein Drittel der Steine könnte im weiß-hellgrauen Ton gehalten werden, zwei Drittel in Muschelkal­k. Außerdem sollten kleinere Steine mit großen abgewechse­lt werden, was Reichhart sofort überzeugte: „Die Kombinatio­n macht es aus, das ist eine tolle Sache.“Laut Alexandra Franzke ermöglicht die Firma, die ihren Sitz in der Oberpfalz hat, ab einer Fläche von 300 Quadratmet­ern eine individuel­le Steinkombi­nation. Auf diese Variante einigten sich alle Räte. Lediglich Raimund Strobel (CSU) gab zu bedenken, dass die Oberfläche der Steine möglichst unempfindl­ich sein sollte. Weil ihn interessie­ren würde, wie die Platten in einigen Jahren aussehen, empfahl Hans Reichhart ihm und allen anderen Räten eine Besichtigu­ng vor Ort in Kempten. Geändert wird im Plan auch die geplante Neupflanzu­ng eines Baums vor dem Eingang der Kirche. Pfarrer Franz Wespel hatte sich in der Zwischenze­it dagegen ausgesproc­hen, da ein Baum die Sicht auf die Kirche verdecke und bei Prozession­en für einen Konflikt sorgen könnte. Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel wollte nicht ganz darauf verzichten und regte einen anderen Standort an. Den Vorschlag Paul Heinles (Freie Wähler), doch den Rathauspla­tz etwas grüner zu gestalten und vor dem Neubau ein Blumenbeet herzuricht­en, stieß auf wenig Gegenliebe. Die Größe des Platzes gebe dies nicht her. Hans Reichhart versprach stattdesse­n, einen Baum in der Mitte zu spenden. Mit dieser Planung habe man einen wichtigen Schritt vorangemac­ht, 80 Prozent der Platzgesta­ltung seien damit abgeschlos­sen. Jetzt fehlten nur noch Auftragsve­rgabe und die Umsetzung.

● Dreifachsp­orthalle Vor 34 Jahren hatte Hans Reichhart zum ersten Mal den Antrag für eine neue Sporthalle gestellt. Immer wieder war das

Vorhaben verschoben worden. Im dritten Anlauf steht es jetzt nach acht Sitzungen vor der Verwirklic­hung. Wie berichtet, handelt es sich bei dem geplanten Neubau um eine Dreifachsp­orthalle. Diese ist mit Vorhängen unterteilb­ar, es gibt laut Reichhart Markierung­en für Handball, Basketball, Fußball, Volleyball und Badminton. Ein Höhenunter­schied von 1,60 Meter wird mittels eines Lifts barrierefr­ei überbrückt. Im Osten der Halle entsteht eine Tribüne für maximal 190 Personen. Außerdem gibt es noch einen Gymnastikr­aum, Umkleiden, drei Geräteräum­e und im Eingangsbe­reich die Möglichkei­t für Catering. Die Außenanlag­en sollen möglichst wenig versiegelt werden, geplant ist Schotterra­sen und eine Schotterst­raße für die Erschließu­ng der Parkplätze. Von einer Fotovoltai­kanlage sehe man ab, sie sei derzeit unrentabel. Kosten insgesamt: sieben Millionen Euro. Den Eingabepla­n, den

Hans Reichhart vorstellte, da die Planerin selbst verhindert war, beschlosse­n die Räte einstimmig. An den Zeitplan der Architekti­n, die von einer Inbetriebn­ahme der Halle im Sommer 2022 ausgeht, glaubt Reichhart nicht. „Ich wäre schon froh, wenn sie 2023 fertig ist. Hauptsache, die Halle kommt überhaupt.“Denn der Weg dorthin sei sehr schwer und holprig gewesen und habe viel Kraft gekostet. „Aber es hat sich rentiert, weil wir bald die Halle haben und weil wir sie genau so haben.“Die Unterlagen will Reichhart nächste Woche persönlich im Landratsam­t vorbeibrin­gen.

● Pendlerpar­kplatz Bereits vor etlichen Jahren war angeregt worden, auf der Südseite des Jettinger Bahnhofs einen Park-and-ride-Parkplatz einzuricht­en. Um allerdings eine Planung durchführe­n zu können, benötigte der Markt im Einfahrtsb­ereich noch ein Grundstück, das sich im Besitz der Deutschen Bahn befindet. Wie Reichhart jetzt mitteilte, werde die Gemeinde den Grund auf alle Fälle bekommen, es stehe nur noch der Besuch beim Notar aus. In der jüngsten Sitzung wurde den Räten eine detaillier­te Vorplanung präsentier­t. Der Wendekreis für Busse soll einen Durchmesse­r von 25 Metern haben, zu ihm gibt es nur eine Anbindung an die insgesamt 75 Parkplätze (einschließ­lich zwei Behinderte­nparkplätz­en). Die Fahrbahn soll eine Breite von sechs Metern haben. Der Vorteil dieser Planung ist laut Reichhart, dass der Parkplatz jederzeit erweitert werden könne. Christoph Böhm (Freie Wähler) regte an, doch im selben Aufwasch auch die Zahl und die Qualität der Fahrradste­llplätze zu erhöhen. Hans Reichhart versprach, dies überprüfen zu lassen, zuständig dafür sei allerdings die Deutsche Bahn.

● Baugebiet Mit zwei Gegenstimm­en wurde der Aufstellun­gsbeschlus­s für einen Bebauungsp­lan „Ziegeläcke­r II“beschlosse­n. „Kein gutes Gefühl“hat CSU-Rätin Maren Lhys. Weise man an dieser Stelle ein Baugebiet aus, gehe man aus dem Ort heraus und in die Natur hinein. Bei der Stadtsanie­rung habe man sich auf die Fahnen geschriebe­n, dies zu vermeiden. Bürgermeis­ter Hans Reichhart verteidigt­e die Entscheidu­ng damit, dass es derzeit keinen einzigen Bauplatz mehr gebe, aber 70 Anfragen von Bauwillige­n. Wie er betonte, habe die Gemeinde alle Grundstück­seigentüme­r angeschrie­ben, keiner sei jedoch zu einem Verkauf bereit. „Wir haben alle Möglichkei­ten abgeklappe­rt, wenn wir kein Bauland zur Verfügung stellen, vernachläs­sigen wir unsere Bürger.“Josef Seibold (CSU) gab ihm recht. Es gehe zwar Landschaft verloren, „aber, wenn wir jetzt sagen, es ist Schluss, dann geht gar nichts mehr“.

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Foto: bharchitek­tengesells­chaft mbH So soll die geplante Dreifachsp­orthalle in Jettingen-Scheppach von außen aussehen. Den Eingabepla­n dafür haben die Gemeinderä­te in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlosse­n.
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Fotos (2): Bernhard Weizenegge­r Der Platz vor dem Rathaus soll bald neu gestaltet werden mit Bäumen, Brunnen und Bänken.
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Der Pendlerpar­kplatz am Bahnhof nimmt zumindest auf dem Papier Form an. Details wurden jetzt vorgestell­t.

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