Mittelschwaebische Nachrichten
Viel Lob zum Finale
Verabschiedung Welche bleibenden Akzente Bürgermeister Anton Birle in 18 Jahren für Ziemetshausen gesetzt hat und wie dies jetzt gewürdigt wurde
Ziemetshausen Aus Altersgründen hat er nicht mehr kandidiert und scheidet somit zum 30. April aus dem Amt. Viele bezeichnen Anton Birle als Glücksfall für Ziemetshausen, hat er doch den Spagat zwischen erheblichen Investitionen zum Wohle der Marktgemeinde und einem gesunden Finanzgebaren, dank seiner Erfahrungen als vormaliger Kämmerer in Diedorf, hervorragend gemeistert.
Ziemetshausen wird von vielen Kommunen um das beneidet, was sich hier in gut eineinhalb Jahrzehnten getan und die Zusamgemeinde erheblich aufgewertet hat. So manches ist dem Umstand zu verdanken, dass Birle auch im Kreistag in Günzburg saß und zudem im Bayerischen Gemeindetag tätig war.
Ein Vorteil für ihn war sicherlich auch, dass er nahezu in allen drei Wahlperioden Gemeinderäte um sich wusste, die fernab jeglicher politischer Herkunft bereit waren, zum Wohle von Bürgern und Gemeinde mit dem Bürgermeister zusammen an einem Strang zu ziehen. Der vielerorts abgedroschene Begriff „nur gemeinsam sind wir stark“war hier richtungsweisend und Gebot für alle.
Anton Birle agierte unauffällig, aber erfolgreich. Er ist „einer aus dem Volk“und hat sich mit allen gut verstanden, das hat ihn so beliebt gemacht. Er stand ungern im Rampenlicht, hat aber dennoch während seiner Amtszeit viel bewegt und einiges geschaffen.
Nur – dafür gelobt werden wollte er nicht. Sein langjähriger Stellvertreter Michael Maier weiß das und hat dies in der Abschiedsrede während der Marktratssitzung für Anton Birle und auch für sich selber auf seine schwäbische schauspielerische Art gewürdigt. „Nix g´sait isch g´lobet gnua“war dabei nicht seine Devise. Er hatte einiges zu berichten in einem humoristischen kritischen
zu früheren Sitzungen und unter Anton Birle.
Früher hätten sich die Gemeinderäte ihre Sitzungsgelder redlich verdient, so mancher musste zu Abstimmungen in später Nacht schier geweckt werden. Bei Birle hingegen seien die (gut vorbereiteten) Sitzungen oftmals zu Ende, bevor man sich umsieht. Während früher oftmals die Luft im Sitzungssaal geknistert habe, sei es zu Birles Zeiten ruhig, besonnen und versöhnlich zugegangen.
Er arrangierte sich auch mit einem Nichtbayern im Gemeinderat (Manfred Krautkrämer), „der es lange Zeit nicht verwinden konnte, dass man ihm seinerzeit als noch nicht voll integriertem Ziemetshauser Bürger und Lokalpolitiker Birle nicht als Bürgermeisterkandidaten empfohlen hatte“, so Michael Maier. Stattdessen habe eine neu gegründete christlich-soziale Splitterpartei das nunmehr nach 18 Jahren scheidende Gemeindeoberhaupt als Kandidaten präsentiert.
Der Laudator bezeichnet die Sitzungen und Bürgerversammlungen unter Anton Birle als langweilig, aber es gebe nichts Langweiligeres als Erfolg. Hat er es doch geschafft, „von mehreren Millionen Miesen auf mehr als drei Millionen Guthaben zu kommen“.
Und, wenn es auch früher lauter und unterhaltsamer war – in der Ruhe liege die Kraft und so könnten Anton Birle und die Markträte doch über eine erhebliche Liste an Leistungen verweisen. Garant aber für den Erfolg sei Bürgermeister Anton Birle. „Wir sind froh, dass wir Dich 18 Jahre als Bürgermeister haben durften. Ich sage ein letztes Mal Danke, Danke auch im Namen des Marktgemeinderates für alles das, was du für Ziemetshausen getan hast.“
In Hinblick auf die Corona-Pandemie forderte Michael Maier nicht nur die Anwesenden zur Rückbesinnung auf: „Vielleicht hat die gegenwärtige Krise auch etwas Gutes. Vielleicht besinnt sich die Menschheit, dass nicht allein höher, weiter und schneller, dass nicht drei UrVergleich laubsflüge im Jahr, das angesagte Designerstück, die dritte Renditeimmobilie oder möglichst viel Geld gleichzeitig Glück und Zufriedenheit bedeuten.“Manchmal seien es kleine Dinge (wie der Internetauftritt „Support my HomeTown“), kleine Gesten, ein Lächeln oder manch liebes Wort, die mehr bewirken. „So haben wir, glaube ich, mit den Grundstein für ein liebenswertes Miteinander im lebenswerten Ziemetshausen geschaffen. Danke an alle, wir haben einen guten Job gemacht.“
Im Namen aller Gemeinderäte überreichten die beiden Stellvertreter Anton Birle einen stattlichen Werkzeugkoffer für seinen neuen Reisebus, mit dem er jetzt dann öfters seine Kinder und Enkel besuchen und weitere bislang aufgeschobene Reisen unternehmen kann. Lang anhaltender Beifall bekräftigte das gute Verhältnis, das nicht nur zwischen Anton Birle und den Markträten herrschte.
Es war auch ein Abschied mit Wehmut.