Mittelschwaebische Nachrichten
Die Freinacht wird dieses Jahr besonders
Polizei Viele Menschen können dem 1. Mai entspannt entgegensehen. Doch wie sieht es mit dem Maiele aus?
Landkreis Die Nacht zum 1. Mai treibt vielen Menschen die Schweißperlen auf die Stirn: Ist das Gartentürchen auch wirklich abgesperrt? Sind alle Pflanzenkübel sicher in den eigenen vier Wänden verstaut? Wird das Auto schon wieder mit Zahnpasta und Klopapier „verziert“? Dieses Jahr wird in besonderer Erinnerung bleiben, so viel steht jetzt schon fest.
Dass es keine Maifeste und auch keine Maibäume dieses Jahr gibt, steht wegen der Corona-Pandemie schon länger fest. Nun erteilt die Polizei auch Scherzbolden in der Freinacht eine klare Absage. Wegen der aktuellen Ausgangsbeschränkungen
sollen diese Personen am Donnerstagabend zu Hause bleiben. Die Bräuche um die Freinacht sind nicht zulässig, teilt das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten, das auch für den Landkreis Günzburg zuständig ist, auf Nachfrage mit. Wer die Wohnung verlassen will, muss dafür einen triftigen Grund haben. „Streiche spielen und Schabernack treiben wird ganz sicher nicht als triftiger Grund gewertet“, sagt Dominic Geißler, Pressesprecher im Polizeipräsidium.
Er bezeichnet den 1. Mai als ganz normale „Corona-Nacht“; das bedeutet: Es gelten auch in der Freinacht die derzeit gültigen Ausgangsbeschränkungen im Freistaat. Wer sich nicht daran hält, muss tief in den Geldbeutel greifen: 150 Euro sind laut Bußgeldkatalog für denjenigen fällig, der die eigene Wohnung ohne triftigen Grund verlässt. Eine verstärkte Polizeipräsenz ist in der Nacht zum 1. Mai laut Geißler zwar nicht angedacht. Kontrolliert werden Passanten allerdings weiterhin im Rahmen der normalen Streifentätigkeit.
Und wie sieht es mit dem Aufstellen eines Maieles – also eines kleinen Birkenbäumchens für die Liebste – aus? Hier gibt Geißler Entwarnung: Grundsätzlich ist es erlaubt, das
Maiele vor das Haus seiner Angebeteten zu stellen. Das sei als Bewegung an der frischen Luft zulässig. Allerdings nur alleine, mit einer weiteren haushaltsfremden Person, oder Angehörigen des eigenen Hausstandes. „Mit dem MaieleStellen läuft man im Gegensatz zur Freinacht nicht in Gefahr, sich in einer Gruppe zu versammeln – und darum geht es ja“, sagt Geißler.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen dürfte die Mainacht 2020 relativ ruhig verlaufen. Im vergangenen Jahr registrierte das Polizeipräsidium in Kempten 136 Einsätze. 2018 waren es mit 140 nur geringfügig mehr. Die Mehrzahl handelt von Sachbeschädigungen, teilt Pressesprecher Geißler mit. 2019 belief sich der finanzielle Schaden auf etwa 18 000 Euro.
Körperverletzungen bleiben während der Freinacht die Ausnahme, 2019 gab es drei Leichtverletzte. Einen heftigen Vorfall gab es im Landkreis Günzburg dagegen ein Jahr zuvor. Nachdem zwei Gruppen in Krumbach in Streit geraten sind, schlug einer der Männer mit der Faust zu, trat mehrmals mit dem Fuß gegen das Gesicht des am Boden liegenden Opfers und fügte ihm einen Nasenbeinbruch zu. Der damals 29-Jährige wurde vom Amtsgericht Günzburg wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und einer Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 1500 Euro verurteilt.
18 000 Euro Schaden im Jahr 2019