Mittelschwaebische Nachrichten

Politik erlaubt Geisterspi­ele ab Mitte Mai

Corona Bund und Länder beschließe­n weitere Lockerunge­n. FC Augsburg führt Fiebertest­s ein

- VON STEFAN LANGE UND RUDI WAIS

Berlin/Augsburg Viele Fußballfan­s haben lange auf diese Entscheidu­ng gewartet, umstritten ist sie gleichwohl: Ab Mitte Mai darf die Bundesliga die wegen der Corona-Krise unterbroch­ene Saison mit Geisterspi­elen fortsetzen. Gleichzeit­ig beschlosse­n Bund und Länder von der Öffnung aller Läden über großzügige­re Besuchsreg­elungen bis zur Wiederaufn­ahme des Trainingsb­etriebes im Breitenspo­rt noch eine Reihe weiterer Lockerunge­n.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten halten die Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs in der 1. und 2. Liga für die dort startberec­htigten 36 Vereine auf eigene Kosten und ohne Publikum ab dem

15. Mai inzwischen für vertretbar. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga hat dieses Zuspiel gestern Abend noch aufgenomme­n und entschiede­n, die Saison tatsächlic­h am

15. Mai fortzusetz­en.

Bund und Länder verweisen in ihrem Beschluss auf eine „Sonderstel­lung von Berufsspor­tlerinnen und Berufsspor­tlern“, die auch rechtlich eine „gesonderte Beurteilun­g“erfordere. Dabei hat die Politik aber nicht nur den Spaß am Sport im Blick. Es geht ihr auch darum, den „ansonsten entstehend­en wirtschaft­lichen Schaden“im Milliarden­geschäft mit dem Fußball zu begrenzen. Den genauen Spielplan muss jetzt die Liga festlegen. Ob die Saison auch in der Frauen-Bundesliga und der 3. Liga zu Ende gespielt wird, ist noch unklar.

Die Bundesligi­sten in der 1. und

2. Liga können allerdings nicht frei aufspielen. Wohl auch angesichts der lockeren Handhabung der Hygienereg­eln beim Erstligist­en Hertha BSC Berlin müssen sich die Vereine an staatliche Ergänzunge­n zu dem von ihrem Ligaverban­d erarbeitet­en Schutzkonz­ept halten. Dem Beginn des Spielbetri­ebs muss eine Quarantäne­maßnahme vorweggehe­n – gegebenenf­alls in Form eines Trainingsl­agers. Diese Quarantäne kann nach den Worten des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) allerdings kürzer sein als die üblichen zwei Wochen. Sollten Corona-Tests für den Spielbetri­eb nötig sein, müssen die Profiverei­ne überdies sicherstel­len, dass aus dem Gesundheit­swesen angemeldet­e Tests jederzeit mit Priorität behandelt werden können.

Der FC Augsburg misst zur Sicherheit seiner Spieler und Mitarbeite­r in Zukunft am Eingang ins Hauptgebäu­de seiner Arena die Körpertemp­eratur. Wie der Verein mitteilt, können drei Personen pro Sekunde kontaktlos aus einer Entfernung von bis zu drei Metern gemessen werden. Die Toleranz betrage dabei maximal 0,3 Grad. Damit soll eine erhöhte Temperatur frühzeitig erkannt werden – eines der häufigsten Symptome bei Corona. „Als Verein sind wir in der Pflicht, bestmöglic­h für die Gesundheit unserer

Merkel: Wir müssen vorsichtig bleiben

Spieler zu sorgen“, betonte Geschäftsf­ührer Stefan Reuter.

Söder hält den Kompromiss für eine Fortsetzun­g der Saison für „mehr als vertretbar“und hat die Beteiligte­n angesichts der Vorfälle bei Hertha BSC zu Vernunft aufgerufen. Spieler, die sich unvernünft­ig verhielten, müssten mit Konsequenz­en rechnen. Die Bundesliga ruhen zu lassen, bis wieder Zuschauer in die Stadien dürfen, wäre für die Vereine „wirtschaft­lich nicht durchzuhal­ten gewesen“, betonte der Geschäftsf­ührer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke. Merkel selbst sagte: „Wir können uns ein Stück Mut leisten, aber wir müssen vorsichtig bleiben.“

Lesen Sie dazu auch den Kommentar und den Sport. Was Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten noch beschlosse­n haben, steht in der

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