Mittelschwaebische Nachrichten

Länder übernehmen die Hoheit

Merkel und der Bund bleiben außen vor

-

Berlin Das virtuelle Treffen von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten zur CoronaKris­e dauerte länger als ursprüngli­ch geplant. Am Ende standen zahlreiche Lockerunge­n und die Verabredun­g, dass die Länder das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Teilweise sei es darüber zu erregten und heftigen Diskussion­en gekommen, berichtete­n Teilnehmer.

Merkel warnte nach dem Treffen vor zu viel Euphorie. „Wir können uns ein Stück Mut leisten, aber wir müssen vorsichtig bleiben“, sagte die CDU-Politikeri­n. Die „allererste Phase der Pandemie“liege hinter Deutschlan­d. Es stehe aber noch „eine lange Auseinande­rsetzung mit dem Virus“bevor. Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts seien allerdings erfreulich, sagte Merkel. So liege die Reprodukti­onszahl deutlich unter eins. Man habe das Ziel erreicht, die Ausbreitun­g des Virus einzudämme­n, betonte Merkel.

Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder erklärte, Deutschlan­d habe die richtige Strategie gewählt und Geduld bewahrt. „Man kann schon sagen, dass es ein leichtes Aufatmen geben kann“, sagte der CSUVorsitz­ende, mahnte gleichzeit­ig aber auch: „Die Sorge bleibt.“Solange es keinen Impfstoff gebe, könne sich die Lage immer noch ändern. Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet, der sich frühzeitig für Lockerunge­n eingesetzt hatte, zeigte sich erleichter­t. „Wir sind auf dem Weg in eine verantwort­ungsvolle Normalität“, sagte der CDU-Politiker.

Nicht ganz so euphorisch sind die Grünen. Fraktionsc­hef Anton Hofreiter kritisiert­e angesichts der heftigen Diskussion­en in den letzten Wochen, das „unkoordini­erte Vorpresche­n mehrerer Ministerpr­äsidenten“. Hofreiter sprach von einem „Profilieru­ngswettbew­erb“und lobte mit Blick auf den Ministerpr­äsidenten von Baden-Württember­g, „dass sich Winfried Kretschman­n an diesem Spiel nicht beteiligt hat“.

Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie lobte zwar die zunehmende­n Lockerunge­n. Diese seien wichtig für Unternehme­n und ihre Belegschaf­ten, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. Es fehle aber „ein abgestimmt­er Ausstiegsp­lan aus dem Shutdown in dieser Phase größter Unsicherhe­it“. Das gleichzeit­ige Funktionie­ren bundesweit­er und internatio­naler Logistik- und Mobilitäts­ketten sei unabdingba­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany