Mittelschwaebische Nachrichten

Der Ball kommt wieder ins Spiel

Bundesliga Die Politik hat entschiede­n, dass es von Mitte Mai an Geisterspi­ele gibt. Spät abends hat die Deutsche Fußball-Liga festgelegt: Ab 15. Mai geht es weiter

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Berlin Angela Merkel übermittel­te die erlösende Nachricht für den deutschen Profifußba­ll fast beiläufig. Man habe beim Politik-Gipfel mit den Ministerpr­äsidenten auch über die 1. und 2. Bundesliga gesprochen, „die den Spielbetri­eb ab der zweiten Maihälfte wieder führen darf“, sagte die Bundeskanz­lerin am Mittwoch nach der rund viereinhal­bstündigen Video-Schalte ohne viel Pathos. „Wir wissen auch, dass das sehr kontrovers ist. Ich halte diesen Kompromiss für mehr als vertretbar“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder. Schon am 15. Mai soll der Ball in der 1. und 2. Bundesliga wieder rollen – neun Wochen nach der Aussetzung der Saison wegen der Corona-Krise. Das beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga am Mittwochab­end.

Die Entscheidu­ng der Politik für Geisterspi­ele sorgte in der Milliarden-Branche für große Erleichter­ung. Dies sei „eine gute Nachricht“, sagte DFL-Boss Christian Seifert. „Spiele ohne Stadion-Zuschauer sind für niemanden eine ideale Lösung. Es ist in einer für einige Klubs existenzbe­drohenden Krise allerdings die einzige Möglichkei­t, den Fortbestan­d der Ligen in ihrer jetzigen Form zu bewahren.“Der Beschluss sei „einstimmig und einvernehm­lich“gefallen, betonte Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er.

Nach dpa-Informatio­nen äußerten allerdings die Länderchef­s von Bremen, Andreas Bovenschul­te (SPD), und Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), in der kontrovers­en Diskussion starke Vorbehalte gegen einen frühen Starttermi­n. Beide fürchten aufgrund der bisher in den Bundesländ­ern sehr unterschie­dlichen Trainingsm­öglichkeit­en um die Chancengle­ichheit ihrer Vereine Werder Bremen und FSV Mainz 05 und plädieren für einen Re-Start eine Woche später.

Wann es exakt losgeht, kann nun die Deutsche Fußball Liga bestimmen. Dies wird am Donnerstag auf der Mitglieder­versammlun­g mit den 36 Vereinen ebenso Thema sein wie der genaue Spielplan für die ausstehend­en 163 Spiele ohne Publikum in beiden Ligen. Sollte die Bundesliga­Saison chronologi­sch mit dem 26. Spieltag fortgesetz­t werden, stünde unter anderem das Revierderb­y Borussia Dortmund gegen Schalke 04 zu Beginn auf dem Programm. Ihre Entscheidu­ng für eine Fortsetzun­g der Saison begründete­n die Spitzenpol­itiker in ihrer Beschlussf­assung mit der Tatsache, dass die Sonderstel­lung von Berufsspor­tlerinnen und Berufsspor­tlern – auch rechtlich – eine gesonderte Beurteilun­g erfordere.

Der Deutsche Fußball-Bund gleichzeit­ig gebeten, für die anderen Ligen tragfähige Zukunftsko­nzepte zu entwickeln. Dem Bundesliga-Neustart vorweggehe­n muss eine Quarantäne­maßnahme bei allen Vereinen, gegebenenf­alls in Form eines Trainingsl­agers. Diese im DFL-Konzept festgeschr­iebene Maßnahme machte die Politik ebenso zur Bedingung wie die strikte Einhaltung der vorgeschri­ebenen Hygienemaß­nahmen.

Im Falle eventuell notwendige­r Testungen für den Spielbetri­eb sei sicherzust­ellen, dass aus dem Gesundheit­swesen angemeldet­e Testbedarf­e jederzeit mit Priorität behandelt werden. Nach dem SkandalVid­eo des umgehend suspendier­ten Hertha-Stürmers Salomon Kalou schrieb Söder der Milliarden-Branche nachdrückl­ich ins Stammbuch, sich keine weiteren Verfehlung­en zu leisten. „Es haben sich nicht nur normale Menschen an Hygienemaß­nahmen zu halten, sondern auch diejenigen, die sehr, sehr viel verdienen und ein Privileg haben“, sagte Söder.

Spieler, die sich unvernünft­ig verhielten, müssten mit Konsequenz­en rechnen. Kalou hatte am Montag Szenen aus der Umkleideka­bine der Berliner mit seinem Handy gefilmt und bei Facebook live verbreitet, auf denen zu sehen war, wie er vielen Teamkolleg­en die Hand gab. In solchen Fällen sei „ein klares Durchgreif­en“der Deutschen Fußball Liga und der einzelnen Teams „ganz, ganz wichtig“, betonte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) im ZDF-Morgenmaga­zin. Die DFL hatte von eiwurde ner Taskforce unter Leitung von DFB-Chefmedizi­ner Tim Meyer ein umfassende­s Hygiene- und Sicherheit­skonzept vorgelegt, um die Ansteckung­sgefahr unter Spielern und Betreuern zu minimieren. In einer ersten Testreihe hatte es bei 1724 Proben in der 1. und 2. Liga zehn Corona-Fälle gegeben.

Dennoch sieht die Politik keine grundsätzl­ichen Vorbehalte gegen die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes und rückte auch von der zunächst geplanten Forderung einer zweiwöchig­en Quarantäne für die Vereine ab. „Dass dort regelmäßig getestet wird, ist natürlich eine andere Situation, als wenn jemand nur einmal am Anfang und am Ende einer Quarantäne getestet wird. Das ist der Hintergrun­d“, begründete Bundeskanz­lerin Merkel das Zugeständn­is. Für die Liga ist die Fortsetzun­g der Saison von enormer wirtschaft­licher Bedeutung, weil viele Vereine durch fehlende Einnahmen in finanziell­e Schwierigk­eiten geraten könnten oder schon sind. Mit der Aufnahme des Spielbetri­ebes sind nun zumindest die millionens­chweren TV-Gelder gesichert. Unklar ist noch, wie die Liga mit den Liveübertr­agungen der Freitagssp­iele umgeht, nachdem mit dem Rechteinha­ber Eurosport keine Einigung über die Zahlung der letzten Saison-Tranche aus dem TVVertrag erzielt wurde und der Spartensen­der wohl seinen Vertrag kündigen will.

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Foto: Ulrich Wagner Fußball im Zeichen der Bundesliga: Ab 15. Mai wird wieder gespielt.

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