Mittelschwaebische Nachrichten
Auf dem Sprung in die Zeit nach der Krise
Neustart Ab Montag ist kontaktfreier Sport erlaubt. Wie sich Golfer, Tennisspieler und Leichtathleten darauf einstellen
Landkreis Endlich geht wieder was. Die seit nun zwei Monaten geltenden, weitreichenden Verbote für den Sport beginnen zu bröckeln. Ab Montag dürfen zum Beispiel Tennisspieler und Golfer wieder auf den Platz, überhaupt soll dann „kontaktloser Einzelsport“wieder möglich sein – zu besonderen Bedingungen, versteht sich. Für andere Sportarten ist ein Ende der verordneten Untätigkeit wohl noch in weiter Ferne. Das betrifft im weitesten Sinne alle Sportarten, die in die Rubrik „Kontaktsport“fallen, wie Fußball, Handball und Eishockey.
Wie bereiten sich Sportler in der Region auf den Neustart vor? Ein Überblick.
● Tennis Bezirks-Sportwart Stefan Ruess reagiert begeistert auf die jüngsten Beschlüsse der bayerischen Landesregierung. „Wunderbar, wir freuen uns“, sagt der Tennis-Funktionär aus Günzburg. Vor dem ersten Aufschlag steht aber noch jede Menge Arbeit, gibt Ruess an. Die schwäbischen Vereine sieht er „in der Pflicht, die Regeln einzuhalten und sie den Mitgliedern entsprechend mitzuteilen“.
Zu den unerlässlichen Hygienevorschriften zählen, dass Umkleiden und Duschen vorerst geschlossen bleiben. Lediglich die Toiletten werden in der Übergangszeit zugänglich sein. Ruess fasst das in die kurze Aufforderung an die Tennisspieler, sie sollten unbedingt „bereits umgezogen kommen und ungeduscht heimfahren“.
Das Wort „kontaktlos“in den Vorgaben ist laut Ruess so zu interpretieren, dass Doppel bis auf Weiteres nicht erlaubt sind. Dafür zeigt er Verständnis, denn: „Da lässt sich nicht ausschließen, dass man sich mal in die Quere kommt. Aber im Einzel funktioniert das Abstandhalten wirklich gut.“
Nach Verbandsangaben gibt es in Schwaben etwa 50000 Tennisspieler, die sich auf 350 Vereine verteilen. Vorrangig in der momentanen Lage ist für den Bezirks-Sportwart, dass Breitensportler die Anlagen intensiv nutzen können. Über Infektionsrisiken macht er sich eher weniger Gedanken. „Alle sind in den Startlöchern, wir sind ja fünf, sechs Wochen hinten dran. Insofern nimmt wohl jeder die Einschränkungen gerne in Kauf. Hauptsache, wir können wieder spielen.“
Ruess selbst wird wohl am Mittwoch seinen ersten Einsatz auf dem Court haben und ein Trainingsduell mit einem seiner Herren-50-Kollegen im TC Günzburg absolvieren. ● Golf Die Golfspieler hatten von Beginn an mit am wenigsten Verständnis für corona-bedingte, allgemeine Sportverbote. So preschte der
GC Schloss Klingenburg unlängst mit einem an beide Günzburger Landräte – den inzwischen ehemaligen, Hubert Hafner und den neuen, Hans Reichhart – adressierten Eilantrag vor. Der Bayerische Golfverband zog gar vor das Verwaltungsgericht.
Zu den Hauptargumenten der Golfer zählte bereits vor Beginn leidenschaftlich geführter Öffnungsdiskussionen, dass die geforderte räumliche Distanz zu Mitspielern bei ihrem Hobby mühelos einzuhalten sei. Der Klingenburger Spielführer Jürgen Käser unterstreicht diese Botschaft, indem er sagt: „Einen Mindestabstand halten wir ja ohnehin immer, allein schon aus Sicherheitsgründen beim Schlagen.“
In Sachen Hygienekonzept fühlen sich die Golfer auf jeden Fall bereit für den Neustart. Der Deutsche Golfverband (DGV) hat bereits am 17. April „Leitlinien für einen an den Anforderungen des Gesundheitsschutzes orientierten Spielbetrieb auf Golfanlagen“veröffentlicht. Ihnen zufolge bleiben auch auf Golfplätzen Umkleiden und Duschen bis auf Weiteres geschlossen.
Ansonsten müssen die Golfer ihre üblichen Gepflogenheiten nicht wirklich ändern; mehr als kleine Anpassungen sind auf der in idyllischer Landschaft gelegenen Klingenburger Anlage nicht nötig. Aufgrund der neu definierten Vorgaben ist das Golfspielen in Gruppen bis zu fünf Personen kontaktfrei erlaubt.
Und die Kontrolle über die Gesamtzahl der Golfer auf ihrer Anlage haben die Offiziellen seit jeher, erläutert Käser. „Wir haben immer feste Startzeiten. Jeder muss sich anmelden. Das ist für uns nichts Neues.“Und falls in Sachen Ansteckung tatsächlich etwas passiert? „Dann können wir rückwirkend genau sagen, wer draußen auf dem Platz war.“
● Leichtathletik „Wir freuen uns, dass wir unsere Leute mal wieder sehen“, sagt Gerhard Pfeiffer. Der Vorsitzende des LAZ Kreis Günzburg und Trainer im TSV Niederraunau ist erkennbar erleichtert, dass seine Sportler nun mit spürbarer Verspätung in die Saison starten können. Zwar seien den Leichtathleten über die vergangenen Wochen individuelle Trainingspläne zugegangen und über die sozialen Medien habe man auch stets Kontakt gehabt. „Aber das macht natürlich bei Weitem nicht so viel Spaß wie in der Gruppe zu arbeiten“, berichtet Pfeiffer. Vor allem für Nachwuchsathleten sei es sinnvoll und wichtig, das sie nun wieder Zugang zum Sport in der Gruppe bekommen. „Und als Trainer sind wir natürlich auch froh, wenn wir wieder einen geordneteren Trainingsbetrieb haben“, fügt der Krumbacher an.
Abstand zu halten sei selbst in Trainingsgruppen kein Problem, blickt Pfeiffer schon auf die nächsten Tage voraus und lässt, ohne es konkret zu sagen, die Formel „einer läuft, einer springt, einer wirft“anklingen.
Die konkrete Anwendung aller Kontakt- und Hygieneregeln gelte es unter den Vereinen im Landkreis Günzburg noch abzusprechen, führt der LAZ-Chef aus. „Das ist ja auch für uns alles sehr aktuell. Wir müssen zusehen, dass wir da eine einheitliche Linie haben.“Und Pfeiffer schmälert auch jegliche Hoffnung auf eine Ruckzuck-Rückkehr zur ganz großen Freiheit, indem er sagt: „Man muss schon abwarten, wie es sich in der Praxis anfühlt und umsetzen lässt.“