Mittelschwaebische Nachrichten

Hackschnit­zel-Heizungen – eine Option für Aichen?

Informatio­n Gemeinderä­te lassen sich über Nahwärme-Netze für die drei neuen Baugebiete der Gemeinde Aichen beraten

- VON KARL KLEIBER

Aichen Da ökologisch­e und ökonomisch­e Heizformen, soweit die Einsparung fossiler Brennstoff­e aktuell in aller Munde sind, ließ sich der Gemeindera­t von Klaus Jekle, von der gleichnami­gen Jekle Energie GbR, aus Edelstette­n über alternativ­e Heizformen mit Hackschnit­zelHeizode­r Biogas-Anlagen informiere­n. Das Ganze ist vor allem deshalb interessan­t, da die Gemeinde Aichen kürzlich neue Baugebiete in ihren drei Ortsteilen ausgewiese­n hat.

Initiiert hat den Info-Abend Landwirt und ehemaliger Gemeindera­t Hans-Jörg Stuhler, der mit seinem Nachbarn Daniel Fendt mit dem Kühlwasser ihrer BiogasStro­maggregate ein Wärmenetz im östlichen Teil von Memmenhaus­en betreibt. Es werden rund dreißig

Anwesen mit umweltfreu­ndlicher, sauberer und krisenfest­er Wärme versorgt.

Klaus Jekle, der in und um Edelstette­n selbst mehrere Hackschnit­zel-Heizanlage­n mit FernwärmeN­etzen betreibt, zeigte per PowerPoint-Präsentati­on auf, wie und wo solche Anlagen von Nutzen wären. Seine Agenda lautete: „Fernwärme Aichen“. Hier denke er besonders an die drei neuen Baugebiete in Aichen, Memmenhaus­en und Obergesser­tshausen, in die bereits bei der Erschließu­ng Rohre für ein Wärmenetz verlegt werden könnten, was Kosten sparen würde. Dann wären je nach Bebauung bereits Anschlussm­öglichkeit­en vorhanden. Erzeugt wird dann die Wärme in drei autarken Anlagen vor Ort.

Es müssten laut Jekle aber auch ältere Haushalte mit einem größeren Energiever­brauch angeschlos­sen werden, sonst rechne sich die Fernwärme nicht, da Neubauten oft energiespa­rend seien.

Welche Vorteile hat Fernwärme? Es wird kein Öltank, kein Brenner und kein Kamin gebraucht, durch den kostbare Wärme abziehen könnte. Gewonnen wird dagegen ein zusätzlich­er Raum. Zudem wird Fernwärme mit nachwachse­nden Heizstoffe­n erzeugt. Resümee: Fernwärme ist umweltscho­nend, wirtschaft­lich und bietet enormen Komfort, da sich der Abnehmer um nichts kümmern müsse.

Weiter erwähnte Jekle das neue Klimaschut­z-Gesetz, das unter anderem ab 2026 keine reinen Öl-Zentralhei­zungen mehr zulässt. Ab 2021 greift auch die CO²-Steuer, sie wird den Liter Heizöl um etwa 21 Cent teurer machen.

Jedes Baugebiet sollte eine eigene Heizanlage bekommen, die natürlich zentral gelegen sein muss, um unnötig lange Leitungen verlegen zu müssen. Hier müsste die Gemeinde bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück helfend einspringe­n. Aber grundsätzl­ich sind solche Gemeinscha­ftsprojekt­e Sache aller Bürger und nicht der Gemeinde. Ideal sei es, wenn Gemeinde, Betreiber und Abnehmer Hand in Hand arbeiten.

Abnehmer und Gemeinde brauchen aber Sicherheit mit zuverlässi­ger Wärme-Bereitstel­lung und -Versorgung. Dies müsse mit dem Anbieter per Vertrag geregelt werden. Die Vorteile seien eine langfristi­ge, preiswerte Energie und eine Aufwertung des Immobilien-Standards der Kommune. Jekle betonte, der Betreiber sollte ein einheimisc­her Landwirt oder aus der Region sein, der als Ansprechpa­rtner jederzeit zur Verfügung stehe. Diesem sollte, so riet Jekle, die Kommune in den Anfangsjah­ren Finanzhilf­e gewähren. Natürlich muss der Betreiber bei der Herstellun­g des Fernwärme-Netzes viel Eigenleist­ung einbringen, sonst gehe es gar nicht los. Abschließe­nd meinte Jekle: „Ökonomie und Ökologie müssen stimmen, dann haben wir eine gute Voraussetz­ung für die gesicherte Zukunft“.

Bei der anschließe­nden Aussprache war Stuhler der Meinung, dass zuerst ein Konzept mit der Gemeinde erarbeitet werden solle, bevor man nach einem Betreiber suche. Jekle riet zur Bildung eines Arbeitskre­ises. Christina Smetana warf ein, bevor man krampfhaft nach einem Betreiber suche, solle die Gemeinde zuerst die Bevölkerun­g informiere­n, um daraus zu folgern, ob solche Fernwärme-Anlagen überhaupt gewünscht werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany