Mittelschwaebische Nachrichten

CSU verliert noch einen Posten

Kommunalpo­litik Auf der ersten Sitzung des neuen Gemeindera­ts Jettingen-Scheppach wird über vieles kontrovers diskutiert. Welche Kandidaten sich bei der Wahl der Stellvertr­eter durchsetze­n

- VON WALTER KAISER

Jettingen-Scheppach Die CSU in Jettingen-Scheppach hat schon bessere Zeiten erlebt. Seit der Kommunalwa­hl Mitte März stellt sie – erstmals nach 50 Jahren – nicht mehr den Ersten Bürgermeis­ter. Nun sind die Christsozi­alen auch den Posten des Zweiten Bürgermeis­ters los: Der Bürgermeis­ter und sein Vize kommen aus den Reihen der Freien Wähler. Bei der Gemeindera­tswahl vor zwei Monaten waren auch die Jungbürger (JB) gebeutelt worden. Da mag es ein Trost sein, dass sie, wie zuletzt gehabt, den Dritten Bürgermeis­ter stellen. Bei der ersten Sitzung des neuen Gemeindera­ts ist über eine Reihe von Punkten kontrovers diskutiert worden.

Bürgermeis­ter Hans Reichhart und Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel (beide CSU) waren bei der Kommunalwa­hl nicht mehr angetreten. Zum Nachfolger Reichharts wurde Christoph Böhm (FUW) gewählt, im Gemeindera­t stand am Dienstagab­end in der Turnhalle die Frage an, wer als Stellvertr­eter des neuen Bürgermeis­ters gekürt würde.

Die CSU schlug Christian Weng als Kandidaten für das Amt des Zweiten Bürgermeis­ters vor. Der Leiter des Musikzentr­ums Mindeltal ist neu im Gemeindera­t – eine Steilvorla­ge für die Freien Wähler.

Für diesen Posten sei kommunalpo­litische Erfahrung nötig, erklärte FUW-Fraktionss­precher Markus Kraus. Die hätten ältere, durchaus vorstellba­re CSU-Bewerber, Weng aber fehle diese Qualifikat­ion. Kraus schlug seinen Fraktionsk­ollegen Hans Reichhardt vor, der sich in geheimer Wahl mit 11:10 Stimmen gegen Weng durchsetzt­e. Auch bei der Wahl des Dritten Bürgermeis­ters trat mit Helmut Feuchtmayr ein Freier Wähler an. Das war der Ratsmehrhe­it wohl doch zu viel des Guten. Mit 13:8 Stimmen wurde der bisherige Amtsinhabe­r Josef Seibold (Jungbürger) gewählt.

Die Gemeindeve­rwaltung hatte vorgeschla­gen, das Sitzungsge­ld von 25 auf 40 Euro und die Monatspaus­chale von 25 auf 30 Euro zu erhöhen. In Zeiten, in denen es vielen Menschen finanziell schlecht gehe, sei das ein „falsches Zeichen“, erklärte CSU-Fraktionss­precherin Rita Botzenhart. „Wir üben ein Ehrenamt aus.“Das aber sei mit viel Aufwand verbunden, erwiderte Hans Reichhardt. Die vorgeschla­gene Erhöhung sei weder übertriebe­n noch unmoralisc­h. Mit 17:4 Stimmen wurde eine Anhebung der Sitzungsge­lder letztlich abgelehnt.

Durchsetze­n konnten sich CSU und Jungbürger bei einem weiteren Punkt. Sie hatten vorgeschla­gen, die Zahl der Mitglieder im Hauptaussc­huss sowie im Bau- und Umweltauss­chuss

von bisher zehn auf zwölf zu erhöhen. Die Zehner-Ausschüsse hätten sich in der Vergangenh­eit bewährt, erklärte FUW-Sprecher Kraus.

Die gewünschte Anhebung sei eher als „Machtdemon­stration“von CSU und JB zu deuten. CSU-Rat Raimund Strobl erwiderte, bei zwölf Sitzen würden die Mehrheitsv­erhältniss­e im Gemeindera­t gerecht wiedergege­ben. Die CSU ist mit acht Sitzen nach wie vor die stärkste Fraktion. Außerdem stünden in der Gemeinde etliche Großprojek­te an, da sei jeder gute Rat nützlich. Mit knapper Mehrheit wurde die Erhöhung auf zwölf Sitze beschlosse­n.

Quer durch die Fraktionen wurden die Posten der zahlreiche­n Referenten vergeben. Als Jugendrefe­renten wurden die beiden jüngsten Ratsmitgli­eder gewählt: Philipp Beißbarth (Grüne) und Jonas Fischer (FUW). Familien- und Seniorenre­ferentin bleibt Rita Botzenhart (CSU), das neue Amt des Energieref­erenten übernimmt FUW-Rat Markus Kraus.

Neu sind auch der Posten eines Bildungs- und Wirtschaft­sreferente­n, den Andreas Spatz (CSU) bekleidet, sowie eines Kulturrefe­renten, den Christian Weng übernehmen wird. Cornelia Stiefel (FUW) regte an, auch über einen neuen Natur

und Umweltrefe­renten nachzudenk­en.

Sieben der 20 Ratsmitgli­eder sind neu im Amt. Von Bürgermeis­ter Böhm vereidigt wurden Christian Weng und Andreas Spatz (CSU) sowie Jonas Fischer, Cornelia Stiefel und Hans Selzle (FUW). Mit Philipp Beißbarth und Helmut Söll sind erstmals die Grünen im Gemeindera­t vertreten.

Der Wahlkampf hat wohl etliche Wunden geschlagen, wie bei manchen Wortmeldun­gen zwischen den Zeilen herauszuhö­ren war. Er hoffe auf eine „gute und vertrauens­volle“Zusammenar­beit, betonte Bürgermeis­ter Böhm.

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Foto: Kaiser Als Stellvertr­eter des neuen Bürgermeis­ters Christoph Böhm (Mitte) wurden Zweiter Bürgermeis­ter Hans Reichhardt von den Freien Wählern (rechts) und Dritter Bürgermeis­ter Josef Seibold von den Jungbürger­n gewählt.

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