Mittelschwaebische Nachrichten
Wie eine Firmendrohne die Rettung von Rehkitzen ermöglicht
Tierwelt Durch den Einsatz der Drohne des Vermessungsteams von Kling Consult aus Krumbach konnten elf Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt werden
Krumbach Kling Consult – die meisten bringen den Namen des Krumbacher Planungsbüros sicherlich mit Themen wie Stadtplanung, großen Bauprojekten oder Baugrundgutachten in Verbindung. Und die Drohne, die Kling Consult (KC) vor einigen Monaten angeschafft hat, wird in der Regel zu Vermessungszwecken genutzt. Aber eine solche Drohne kann buchstäblich auch Leben retten. „Dank der KC-Drohne ist es uns an nur einem Wochenende gelungen, elf Rehkitze vor dem möglichen Mähtod zu retten“, berichtet Markus Daffner, Geschäftsführender KC-Gesellschafter, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Daffner ist in der Freizeit immer wieder gerne mit Hund in der Natur in Krumbach und Umgebung unterwegs. Zusammen mit seinem 21-jährigen Sohn Tim hat der 54-Jährige vor Kurzem die Jagdscheinprüfung abgelegt. Und sein
Sohn hat mittlerweile auch einen Führerschein, um eine Spezialdrohne wie die von Kling Consult, die Bilder in einer Qualität von 640 Pixeln liefern kann, zu bedienen. Rehkitze davor zu bewahren, dass sie bei der Mahd durch landwirtschaftliche Maschinen schwer verletzt oder gar getötet werden – das ist mittlerweile ein viel diskutiertes Thema. Daffner berichtet, dass er darüber auch intensiv mit zwei gut bekannten Revierinhabern gesprochen hat. Dietmar Paum betreut ein Gebiet im Bereich Hinterschellenbach – Maria Vesperbild, Anton Mendle ein Areal bei Wattenweiler. Und da sei sehr schnell klar gewesen, dass KC die neue Drohne gerne für Einsätze zur Rettung von Rehkitzen in den zwei Revieren zur Verfügung stelle. „Natürlich können wir nicht die Welt retten, aber doch wenigstens das eine oder andere Rehkitz“, freut sich Daffner.
Bei Einsätzen dieser Art ist die Gruppe immer in den frühen Morgenstunden unterwegs. Daffner schwärmt von den fantastischen morgendlichen Landschaftseindrücken und einem besonderen Familienerlebnis gleichermaßen. Dabei sind unter anderem immer wieder auch die Kinder Niklas, 14, und Maya, 11. Warum muss gerade in den frühen Morgenstunden gehandelt werden? „Die Wärmebildkamera der Drohne misst die Differenz zwischen der Bodenerwärmung und dem Tier“, erklärt Daffner. Diese Differenz ist in den Morgenstunden naturgegeben relativ stark. Der „Drohnenpilot“läuft dann mit einem Abstand von etwa 100 bis 150 Metern hinter der Drohne her und hat einen Blick auf die Bildergebnisse. Wie Daffner weiter erklärt, könnte durch den Einsatz von Drohnen beim Auffinden von Rehkitzen eine deutlich höhere „Trefferquote“erzielt werden als bei traditionellen Methoden zu Fuß oder mit Hunden.
Bei der Rettung von Rehkitzen ist das Zusammenwirken von Landwirten, Jägern und mittlerweile auch Technik wie Drohnen entscheidend. Neben der KC-Drohne ist eine weitere private Drohne von Anton und Christl Aumann im Einsatz. Ihre Bildauflösung ist, wie Daffner erklärt, mit 180 Pixeln (Flughöhe etwa 15 bis 20 Meter) geringer als bei der KC-Drohne. Diese fliegt in einer Höhe von etwa 30 bis 40 Metern und kann ein größeres Gebiet erfassen. Durch den ergänzenden Einsatz der beiden Drohnen können Rehkitze dann zielsicher aufgespürt werden.
Rehkitze dürfen, wie Daffner berichtet, nicht in Hautkontakt mit
Menschen geraten, da sie sonst von der Mutter nicht mehr angenommen werden. Handschuhe und Graspolster verhindern ihn. Die gefundenen Rehkitze werden dann in Kisten beispielsweise an Waldrändern abgelegt und freigelassen, wenn die Mahd „durch“ist.
Daffner sagt, dass durch den technischen Fortschritt die landwirtschaftlichen Geräte eine neue Dimension erreicht hätten. Er wünscht sich, dass sich die Hersteller mehr Gedanken machen, wie auch durch technische Innovation bei diesen Geräten Rehkitze besser geschützt werden könnten.
Als Geschäftsführender Gesellschafter leitet Daffner ein Unternehmen, bei dem mittlerweile rund 200 Mitarbeiter beschäftigt sind. In Deutschland gibt es neben Krumbach Standorte in München, Ulm und Augsburg. Hinzu kommen etwa 100 Mitarbeiter in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) und Saudi Arabien. Das Unternehmen sei bislang relativ gut durch die gegenwärtige Krise gekommen. Das liege auch daran, dass es einen guten Auftragsstamm gebe. Kurzarbeit habe man lediglich für die ArchitektenAbteilung mit rund fünf Mitarbeitern anmelden müssen.
Bezüglich der KC-Aufträge würden mittlerweile gut 50 bis 60 Prozent auf öffentliche Auftraggeber entfallen. Wie wird sich hier die Lage entwickeln? Wie werden krisenbedingte Steuerausfälle die Kommunen treffen? Das sei noch nicht exakt absehbar, sagt Daffner. Doch Kling Consult könne sich gut aufgestellt den weiteren Entwicklungen stellen.