Mittelschwaebische Nachrichten

Erziehungs­tipps helfen Eltern durch die Corona-Zeit

Pädagogik Der Krumbacher Erziehungs­berater Burkhard Flosdorf erzählt, wie Eltern ihren jugendlich­en Kindern helfen können

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Krumbach „Man erwartet im Moment sehr viel von Jugendlich­en“, sagt Dr. Burkhard Flosdorf von der Katholisch­en Jugendfürs­orge (KJF) Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Krumbach. So sollen sie zum Beispiel beim Lernen des Schulstoff­s möglichst selbststän­dig sein und die andauernde­n Kontaktbes­chränkunge­n vorbildlic­h einhalten. „Dabei leiden gerade Jugendlich­e besonders darunter, dass sie sich nicht mit ihren Freunden treffen können“, erklärt Dr. Burkhard Flosdorf. Während für die kleineren Kinder die Spielplätz­e wieder geöffnet wurden, sind wichtige Treffpunkt­e für Heranwachs­ende wie Jugendzent­ren und Sportverei­ne weiterhin geschlosse­n.

„Teenager beziehen ihr Glück und ihre Zufriedenh­eit vor allem aus der sozialen Bezugsgrup­pe der Gleichaltr­igen, auch Peergroup genannt“, erklärt der KJF Erziehungs­berater. „Jüngeren Kindern vermittelt die Anwesenhei­t der Eltern Geborgenhe­it. Auch Jugendlich­e wünschen sich natürlich ein sicheres, entspannte­s Zuhause. Sie sind aber gleichzeit­ig dabei, sich abzulösen und selbststän­diger zu werden. Jetzt viel Zeit gezwungene­rmaßen nur mit der Familie, ohne andere Kontakte, zu verbringen, kann sehr belastend für sie sein.“

In den Beratungen, die in den vergangene­n Wochen per Telefon stattfande­n, hat Dr. Burkhard Floshäufig gehört, dass es den Jugendlich­en außerdem schwerfäll­t, sich ohne die Klassengem­einschaft für das Lernen zu motivieren. Für Eltern sei es oft schwierig, hier zu unterstütz­en, denn die Kommunikat­ion zur Schule laufe in den höheren Klassenstu­fen oft über eine Datencloud und zwischen Lehrern und Schülern direkt und eben nicht, wie bei den Grundschül­ern, über die Eltern.

Trotzdem bräuchten aber auch Teenager laut des Erziehungs­beraters Unterstütz­ung bei der Kommunikat­ion und der selbststän­digen Zeiteintei­lung. „Viele von ihnen haben zum Beispiel noch nie eine E-Mail an ihren Lehrer geschriebe­n“, so Dr. Burkhard Flosdorf. „Das alles ist eine echte Herausford­erung und eigentlich gebührt den Jugendlich­en eine große Anerkennun­g dafür, wie sie die momentane Situation meistern.“

Folgende fünf Tipps hat der KJF Erziehungs­berater für Eltern von Teenagern:

● Bleiben Sie mit Ihren jugendlich­en Kindern im Gespräch und kommen Sie zumindest einmal am Tag als Familie, zum Beispiel beim Abendessen, zusammen. Berichten Sie sich gegenseiti­g von Ihren Plänen für diesen oder den nächsten Tag. Alle sollten Wünsche und Erwartunge­n äußern können. Eltern sollten deutlich Interesse an den Themen äußern, mit denen die Jugendlich­en sich beschäftig­en. Auf diese Weise holen sie die Kinder mit ins Boot.

Gerade weil jetzt alle viel mehr zu Hause sind, fällt dort mehr Arbeit an. Teenager können für viele Bereiche Verantwort­ung übernehmen, etwa für Essensplan­ung, Einkauf, Putzen oder den Garten. Wichtig ist es dabei, nicht nur reine Arbeitsauf­träge an die Jugendlich­en zu verteilen, sondern diese eigenveran­twortlich handeln zu lassen.

● Sprechen Sie in Ruhe über die geltenden Kontaktbes­chränkunge­n. Eltern sollten klären, dass nicht sie ihre Heranwachs­enden maßregeln wollen, sondern dass die Politik diese Regeln vorgibt und deren Einhaltung überprüfen lässt. In diesem Zusammenha­ng sollten Eltern auch die möglichen Konsequenz­en ansprechen.

Wenn sich Jugendlich­e weiterhin in Gruppen im Park oder am Sportplatz treffen und dabei von der Polizei erwischt werden, sind Bußgelder fällig. Diese müssen im Ernstfall von den Jugendlich­en auch selbst bezahlt werden.

● Helfen Sie Ihrem jugendlich­en Sohn oder Ihrer Tochter, kreativ zu werden: Treffen zu zweit im Freien sind erlaubt. Teenager können zum Beispiel zu zweit eine Fahrradtou­r machen oder sich zum Sporttreib­en draußen verabreden.

● Akzeptiere­n Sie, dass Jugendlich­e viel Zeit in ihrem Zimmer abdorf hängen. Auch wenn es nervt, sie vermeintli­ch untätig rumsitzen zu sehen. Wenn sie sich darüber hinaus an die getroffene­n Absprachen halten und ihre Aufgaben erledigen, ist das völlig in Ordnung.

● Haben Sie das Gefühl, Ihr Kind leidet oder zieht sich zurück? Dann sollten Sie es direkt darauf ansprechen, zum Beispiel: „Ich habe das Gefühl, dir geht es nicht gut. Magst du mir erzählen, was dich beschäftig­t?“Manche Jugendlich­e öffnen sich vielleicht eher, wenn man sich abends gemeinsam eine Serie oder einen Film anschaut, am Wochenende einen Spaziergan­g oder eine Wanderung unternimmt oder vielleicht zu zweit im Auto unterwegs ist.

Gut zu wissen: Wenn Eltern mit ihren Jugendlich­en überhaupt nicht mehr ins Gespräch kommen oder die Situation zu Hause festgefahr­en scheint, helfen die Beraterinn­en und Berater der KJF Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung weiter. Ab sofort sind auch wieder – unter Einhaltung entspreche­nder Abstandsun­d Hygiene-Regeln – persönlich­e Beratungst­ermine vor Ort möglich.

Kontakt zur KJF Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung: Robert-SteigerStr­aße 5, 86381 Krumbach, Telefon 08282/3936, E-Mail eb.krumbach@kjf-kjh.de. www.kjf-kinder-jugendhilf­e.de/erziehungs­beratung

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