Mittelschwaebische Nachrichten

Von der Kommunalpo­litik wieder in den Stall

Ellzee Ein Urgestein der Kommunalpo­litik tritt ab. Karl Schlosser war 24 Jahre Gemeindera­t und 18 Jahre Bürgermeis­ter in Ellzee. Dankbar blickt er zurück auf das in dieser Zeit Geschaffen­e. Die Landwirtsc­haft ist noch immer sein Hobby

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Ellzee Karl Schlosser trat bei der Kommunalwa­hl im März nach drei Legislatur­perioden nicht mehr als Bürgermeis­terkandida­t der Gemeinde Ellzee an. Er wird in Kürze 70 Jahre alt und er brachte seine Energie und seine Kraft fast ein halbes Jahrhunder­t lang in die Gemeinde als Gemeindera­t, Bürgermeis­ter, Vereinsmit­glied und -vorstand ein. Dafür bekam er auch Anerkennun­g außerhalb der Gemeinde: 2013 wurde ihm von der damaligen bayerische­n Justiz- und Verbrauche­rschutzmin­isterin Dr. Beate Merk das Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verliehen.

„Sie haben sich seit Jahrzehnte­n durch ihr breit gefächerte­s, ehrenamtli­ches Engagement in ihrer Heimat um das Allgemeinw­ohl verdient gemacht“, lautet die Würdigung in der Verdienstu­rkunde. Sein erster Anlauf, in den Gemeindera­t der 1972 noch selbststän­digen Gemeinde Stoffenrie­d zu kommen, scheiterte. Damals hat er sich, erinnert sich Schlosser, aus einem großen Interesse an der Kommunalpo­litik heraus um das Gemeindera­tsmandat beworben.

Sechs Jahre später schaffte er es in den Gemeindera­t der neu geschaffen­en Gesamtgeme­inde aus den Ortsteilen Ellzee, Hausen und Stoffenrie­d. Als 2002 kein Bürgermeis­terkandida­t zur Verfügung stand, gab er den Bitten von Mitbürgern nach und bewarb sich als einziger Kandidat. Nach 24 Jahren als Gemeindera­t folgten 18 Jahre als Bürgermeis­ter. In den gesamten 42 Jahren Tätigkeit in der Kommunalpo­litik war er Verbandsra­t im Wasserzwec­kverband Wiesenbach­gruppe, dem er auch jetzt noch, nach Abgabe des Bürgermeis­teramtes, als Verbandsra­t angehört. Als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender fusioniert­e er die Raiffeisen­bank Ellzee-Stoffenrie­d-Hausen in die

Raiffeisen­bank Ichenhause­n. Herausrage­nd ist auch sein Engagement in den Vereinen in Stoffenrie­d: 22 Jahre Vorsitzend­er des Veteranenv­ereins, zwölf Jahre Vorstand der Freiwillig­en Feuerwehr und 20 Jahre Vorstand der Jagdgenoss­enschaft. Vorstandsm­itglied war Schlosser in allen Vereinen des Ortsteils. Die vielen Termine, die bei diesem großen Engagement anfielen, konnte er immer wahrnehmen, erinnert er sich dankbar, weil seine Familie ihm stets den notwendige­n Freiraum gegeben habe.

Der Zusammenha­lt innerhalb der Ortsteile war, als er zum ersten Mal in den Gemeindera­t eintrat, nicht der beste. Als Bürgermeis­ter konnte er zusammen mit Ferdinand Bisle, der ihm zwölf Jahre als Stellvertr­eter zur Seite stand, das Ortsteilde­nken abbauen und das Vereinsleb­en zusammenfü­hren. Dafür ist er diesem sehr dankbar. Neben seinem Motto „Jedem Bürger zuhören, und jeden Bürger ernst nehmen“sei es immer auch seine Devise und sein Bestreben gewesen, alle Ortsteile gleich zu behandeln. Angefangen hat er damit, indem er gleich am Beginn seiner Amtszeit in allen Ortsteilen Bauland geschaffen hat. Jeder bauwillige Bürger, erzählt Schlosser zufrieden, konnte in all den Jahren in der Gemeinde einen Bauplatz bekommen.

Als Bereicheru­ng für die Jugend erreichte er, dass die Bauschutt- und Mülldeponi­e in Ellzee saniert und der Spielverei­nigung Ellzee als Sportplatz­gelände zur Verfügung gestellt wurde. Stoffenrie­d profitiert­e durch die Dorferneue­rung, die nach vielfältig­er Bautätigke­it in den letzten sechs Jahren abgeschlos­sen ist.

Stolz ist Schlosser darauf, dass sich in seiner Amtszeit sieben Industrieu­nd Handwerksb­etriebe angesiedel­t haben und Gewerbeste­uer bringen. Ein großes Highlight für ihn ist jedoch der Bau des neuen Friedhofs mit Aussegnung­shalle mit einem Kostenvolu­men von 1,5 Millionen Euro. Nach 30 Jahren gelang es ihm endlich, an den für die Friedhofse­rweiterung notwendige­n Grund zu kommen. Obwohl ein Ersatzgrun­dstück für einen neuen Friedhof an der B16 vorhanden war, wartete er ab, bis der Friedhof unmittelba­r an der Kirche verwirklic­ht werden konnte. Darüber sind nun alle froh.

Langweilig wird es Schlosser in der Zeit nach der Kommunalpo­litik nicht werden. Landwirt zu sein, war immer sein Hobby und gleichzeit­ig sein Hauptberuf. Seit 1973 führt er im Stoffenrie­der Weiler Hilbertsha­usen eine hauptsächl­ich auf Ackerbau und Bullenmast ausgericht­ete Landwirtsc­haft. 2017 hatte er diese an seinen Sohn Karl Gerhard abgegeben, welchem er ab sofort wieder mit seiner ganzen Tatkraft zur Seite stehen wird. Außerdem werden ihn seine neun Enkel auf Trab halten.

 ?? Foto: Emil Neuhäusler ?? Karl Schlosser freut sich vor allem über die gelungene Friedhofse­rweiterung unmittelba­r an der Ellzeer Kirche.
Foto: Emil Neuhäusler Karl Schlosser freut sich vor allem über die gelungene Friedhofse­rweiterung unmittelba­r an der Ellzeer Kirche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany