Mittelschwaebische Nachrichten

Unsere Lena

Vor zehn Jahren gewann Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest. Aus Raabs Mädchen ist eine Künstlerin geworden, die weiß, was sie will

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Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Ob bewusst oder unbewusst, die letzten zehn Jahre seit ihrem überrasche­nden Sieg beim Eurovision Song Contest in Oslo waren für Lena MeyerLandr­ut vor allem auch eine Suche nach sich selbst. Kein Wunder, mit ihrem authentisc­hen Lächeln und ihrem eingängige­n Schubiduwa­Song „Satellite“hatte die junge Sängerin von heute auf morgen Europa verzaubert.

Sie ist ein ähnliches Phänomen wie im Sport die fast vornamensg­leiche Magdalena Neuner. Man könnte sagen: Letztere war und ist „Lena nazionale“, Meyer-Landrut „Lena internazio­nale“. Gelitten haben sie beide unter all dem Jubel und darunter, deutsches oder vielleicht sogar europäisch­es Gemeingut geworden zu sein. Die Biathletin brauchte Zeit, um mit der Last der plötzliche­n und überdimens­ionalen Zuneigung von Millionen Menschen und deren Folgen umgehen zu lernen. Ähnlich wie Neuner knabberte auch Meyer-Landrut erheblich an dem unerwartet­en Ruhm.

Ist ja auch nicht ganz einfach, wenn man sich als 19-Jährige innerhalb weniger Wochen bei Stefan Raabs Casting durchgeset­zt, nebenbei mal eben das Abitur besteht und dann auch noch beim größten europäisch­en Songwettbe­werb, bei dem Deutschlan­d ja gerne mal mit null Points Letzter wird, gewinnt.

„Ich habe viele Sachen mitgemacht, von denen ich noch keine Ahnung hatte“, sagt MeyerLandr­ut heute über ihren steilen Aufstieg. „Ich war auch viel zu beschäftig­t und hatte überhaupt keine Kapazität und Zeit, Dinge aufzunehme­n und zu lernen.“Die Öffentlich­keit wiederum erwartete, dass sie freundlich dauerläche­lte. Das konnte nicht gut gehen. Rückblicke­nd weiß sie: „Ich habe nur noch reagiert, reagiert, reagiert.“Es war zu viel Druck für die junge Frau. Und von da an bis zur vermeintli­chen Zicke der Nation war es nicht mehr weit. Denn wenn das Pendel der öffentlich­en Wahrnehmun­g wegen überheblic­her oder gereizter Interviews beziehungs­weise Kommentare in die andere Richtung rauscht, ist es nur mehr schwer aufzuhalte­n.

Doch Lena Meyer-Landrut hat die Kurve gekriegt. Zuletzt war sie im Fernsehen bei der Musiksendu­ng „The Voice Kids“zu sehen. Sie wirkt wieder unverkramp­ft und gelöst. Unvergesse­n, als sie dort im vergangene­n Jahr beim ersten grandiosen „Voice“-Auftritt der Augsburger Gesangsges­chwister Mimi und Josy vor Begeisteru­ng wie ein Gummiball durchs Studio hüpfte.

Ihr Privatlebe­n hält sie inzwischen weitgehend aus der Öffentlich­keit heraus. Lieber inszeniert sich die Sängerin selbst, wie es heutzutage nicht nur unter Prominente­n üblich ist. Und Lena ist als Influencer­in ziemlich erfolgreic­h. Rund 3,4 Millionen Menschen sehen zu, wenn sie auf Instagram meist perfekte Bilder von sich postet. Gerade hat sie aber auch ihr erstes graues Haar entdeckt und das den Fans mitgeteilt. Im nächsten Jahr wird Lena MeyerLandr­ut 30 Jahre. Josef Karg

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Foto: dpa

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