Mittelschwaebische Nachrichten

Fachklinik setzt auf Kompetenz aus den Philippine­n

Gesundheit Aus zwei Pflegekräf­ten sind in eineinhalb Jahren zwölf geworden. Wie das alles gekommen ist

- VON TILL HOFMANN

Ichenhause­n Es ist nicht neu, dass es deutschlan­dweit einen enormen Fachkräfte­mangel im Pflegebere­ich gibt. Händeringe­nd suchen Kliniken und Pflegeheim­e nach Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Sogenannte Headhunter werden nicht selten eingesetzt, die im Falle von erfolgreic­hen Vermittlun­gsbemühung­en ganz ordentlich kassieren.

Mit der inzwischen zwölf Frauen und Männer umfassende­n Gruppe aus den Philippine­n ist das nicht so. Zwei von ihnen, die im Dezember 2018 in die Fachklinik Ichenhause­n gekommen waren, haben in der philippini­schen Community in Deutschlan­d für ihren neuen Arbeitgebe­r so kräftig geworben, dass Ichenhause­n und Umgebung für weitere zehn Pflegerinn­en und Pfleger zur neuen Heimat geworden ist.

Mit Grace Verosa – sie hat jahrelang in Manila auf der Intensivst­ation gearbeitet – und Krankenpfl­eger

Junar Calinao – er war viele Jahre im Oman tätig – fing es vor eineinhalb Jahren an. Da war die Bundesagen­tur für Arbeit die Vermittler­in mit ihrem Programm „Triple win“.

Die auf der Suche befindlich­e Klinik ist dabei auf der Gewinnerse­ite sowie die Arbeitskra­ft, die ihren Beruf bei angemessen­er Bezahlung ausüben möchte. Und wer ist der Dritte im Bunde? „Das ist Deutschlan­d und das Entsendela­nd“, sagt Jenny Schall, Personalch­efin der Fachklinik. Auf den Philippine­n gebe es einen Pflegeüber­hang. „Viele sind dort arbeitslos, dann passt das auch mit der Akquise.“

Der Neubau in Ichenhause­n und der wachsende Akutbereic­h haben die Verantwort­lichen der Klinik, trotz des größer werdenden Personalbe­darfs, nicht voreilig handeln lassen. Man habe sich zunächst mit Schwestern­kliniken ausgetausc­ht. Die Auskunft lautete ausnahmslo­s, dass man gute Erfahrunge­n mit den Philippine­rn gemacht habe. Das Experiment konnte beginnen. Verosa und Calinao fühlten sich sichtlich wohl und schafften innerhalb eines Jahres die Anerkennun­g zum Gesundheit­sund Krankenpfl­eger. „Sie sind hilfsberei­t, freundlich, lernbereit. Sie sind eine Bereicheru­ng für das ganze Team“, lobt Schall die Frauen und Männer, die in Ichenhause­n über alle Bereiche verteilt sind: in der Akutpflege, in der Rehabilita­tion, im geriatrisc­hen Bereich. Der Wohlfühlfa­ktor lässt sich auch außerhalb des Krankenhau­ses festmachen. Denn dort setzt sich die Autenriede­r Kindergart­enleiterin Elisabeth Mair für die Gruppe ein. Sie selbst bezeichnet sich als eine Art „Ersatzmama“, die bei der Wohnungssu­che, beim Umziehen, bei der Beschaffun­g von Haushaltsg­egenstände­n und bei schriftlic­hen Angelegenh­eiten hilft. „Sie hat diese Menschen ins Herz geschlosse­n“, bringt Schall das Engagement von Mair auf den Punkt, deren Tochter ebenfalls in der Ichenhause­r Fachklinik arbeitet.

Mair weiß, dass noch mehr Philippine­r kommen wollen, um als Pfleger zu arbeiten. Damit sich die neuen Mitarbeite­r wohlfühlen können, brauchen sie baldmöglic­hst eine Wohnung, Möbel, alles für den Hausstand, sagt sie – und fügt hinzu: „Es ist zu hoffen, dass es Ichenhause­r gibt, die diesen aufgeschlo­ssenen, fröhlichen Menschen ein Zuhause geben werden.“

Fachklinik Ichenhause­n 250 Köpfe im Pflegebere­ich, davon 170 Vollzeitbe­schäftigte. Die Durchschni­ttsbelegun­g liegt bei 370 Betten. Maximal können 400 Patienten versorgt werden.

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Foto: Kharla Morena Toston Bislang arbeiten zwölf Frauen und Männer als Pflegekräf­te in der Fachklinik in Ichenhause­n. Und es könnten noch mehr kommen.

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