Mittelschwaebische Nachrichten

Abitur 2020: So läuft es für Schüler und Lehrer

Bildung Heute findet nach Deutsch und Mathematik die dritte schriftlic­he Abschlussp­rüfung an den bayerische­n Gymnasien statt. Sowohl die Abiturient­en als auch die Kursleiter sind mit dem bisherigen Stand zufrieden

- VON LARA SCHMIDLER

Günzburg Die diesjährig­en Abiturient­en haben die bisher wohl ungewöhnli­chste Prüfungsvo­rbereitung hinter sich: Nach dem Shutdown und dem darauffolg­enden Homeschool­ing einigte man sich auf der Kultusmini­sterkonfer­enz darauf, dass das Abitur später als gewöhnlich stattfinde­t. Dafür sollten die noch ausstehend­en Klausuren des zweiten Halbjahres für die Abiturient­en entfallen.

Eine Woche nach den Osterferie­n begann dann für die Abschlusss­chüler wieder der Präsenzunt­erricht – und das ausschließ­lich in den Abiturfäch­ern. „Es war schon gut, dass wir uns nur auf die Abi-Fächer konzentrie­ren konnten“, sagt die Abiturient­in Theresa Kober. Die 18-Jährige besucht das Simpert-KraemerGym­nasium in Krumbach und schreibt heute nach Deutsch und Mathe die letzte schriftlic­he Prüfung in einem Fach ihrer Wahl. Theresa hat sich für Englisch entschiede­n. Aufgeregt ist sie nicht. „Ich bin eher nervös wegen der mündlichen Prüfungen.“Doch die finden erst nach den Pfingstfer­ien statt – ein bisschen Zeit bleibt also noch. Bisher fand Theresa die Abiturprüf­ungen ganz gut. „Mathe muss man einfach üben und bei Deutsch muss man hoffen, dass gute Texte drankommen“, sagt sie. In beiden Fällen hatte sie Glück. Vor allem Mathe sei zwar nicht geschenkt gewesen, doch auf jeden Fall machbar. Zur Vorbereitu­ng hat Theresa Matheprüfu­ngen aus den Vorjahren durchgerec­hnet, schwierige­r oder leichter als das diesjährig­e Abitur seien die aber nicht gewesen.

Von den Hygienemaß­nahmen hat die 18-Jährige während der Prüfungen kaum etwas gemerkt. Im Abitur sitze man sowieso im großen Abstand zueinander. Nur eines hat sie gestört: „Als wir vor der Turnhalle gewartet haben und total nervös waren, durften wir uns nicht umarmen – das fand ich schon schlimm.“Auch dass die Aufsichtsp­ersonen durchgehen­d Masken getragen hätten, sei komisch gewesen.

Auch die 17-jährigen Brüder Jakob und Fabio Dippel, die heute am Dossenberg­er Gymnasium in Günzburg die schriftlic­he Prüfung in Geografie ablegen, fanden vor allem die Situation direkt vor den Prüfungen befremdlic­h. „Als wir uns alle getroffen haben und man wegen der Masken niemanden richtig sehen konnte, war das irgendwie ein komisches Gefühl“, sagt Fabio. Bisher seien die Prüfungen sehr gut gelaufen, vor allem Mathe. Das schreibt Fabio zum Teil der Tatsache zu, dass er strukturie­rt gelernt habe. Großteils liege es jedoch an der guten Vorbereitu­ng seiner Mathelehre­rin. „Sie hat sich total bemüht, dass wir alles mitkriegen, sowohl über den Lernstoff als auch über das Abitur selbst.“Zudem habe sie sich immer Zeit genommen, um Fragen über das Programm Microsoft Teams zu beantworte­n.

Mathelehre­rin Susanne Stadelmann bestätigt den engen Kontakt: „Aus meiner Sicht war ich dieses Jahr viel näher an den Schülern dran als sonst.“Es sei durchaus eine Herausford­erung gewesen, die Unterlagen für den Präsenzunt­erricht so umzuarbeit­en, dass die Schüler allein damit lernen konnten. Bis 24 Stunden vor der Prüfung hat Stadelmann noch Fragen ihrer Schüler beantworte­t. Und die kamen, im Gegensatz zu den Vorjahren, sehr frequentie­rt. Bisher habe sie den Abiturient­en immer vorgeschla­gen, bei Fragen in den Pausen zum Lehrerzimm­er zu kommen. Das habe jedoch kaum jemand gemacht. Stadelmann vermutet, dass die Möglichkei­t, über einen Online-Chat Fragen zu stellen, die Hemmschwel­le bei den Schülern gesenkt hat. Und durch die weggefalle­nen Klausuren und die Zeit im Homeschool­ing, die man intensiv hätte nutzen können, hätten die Schüler viel für sich heraushole­n können.

Susanne Wiesner, die am Simpert-Kraemer-Gymnasium Deutsch unterricht­et, hat die technische­n Möglichkei­ten ebenfalls ausgenutzt. „Die Hauptarbei­t während des Homeschool­ings war definitiv, den Abiturient­en die Angst zu nehmen und ihnen zu vermitteln, dass wir das schaffen“, betont sie. Denn nach der Schließung der Schulen habe große Unsicherhe­it geherrscht. Auch sie selbst habe sich damals nicht vorstellen können, dass das Abitur doch noch so reibungslo­s über die Bühne gehen würde, wie es jetzt der Fall war.

Denn anders als in den vorherigen Jahren war eigentlich nur die Vorbereitu­ng, das Abitur sei relativ „normal“abgelaufen. Wichtig sei die Organisati­on gewesen. So hätten alle Schüler ihre Duden einen Tag vor dem Deutschabi­tur für eine Kontrolle auf unerlaubte Markierung­en abgegeben und am Prüfungsta­g selbst dann desinfizie­rt zurückbeko­mmen. Ebenfalls neu: Die Abiturient­en haben von sich aus gefragt, ob Wiesner auch während der Osterferie­n Übungsaufg­aben zur Verfügung stellen könnte. „Diese Frage kam bisher noch nie“, sagt Wiesner und lacht.

Sie lobt besonders die Schulleitu­ng, die die drei Wochen im Präsenzunt­erricht so geplant habe, dass man das Maximale aus der verblieben­en Zeit heraushole­n konnte. Das Deutschabi­tur bewertet Wiesner als ganz normal. Es sei weder besonders schwierig gewesen, noch habe man es den Schülern nachgeworf­en. Und sie muss es wissen, denn sie hat die Abiturprüf­ungen schon fertig korrigiert – und hat jetzt endlich auch einmal Ferien.

 ?? Foto: Theresa Kober ?? Theresa Kober, die das Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach besucht, legt heute die schriftlic­he Abiturprüf­ung im Fach Englisch ab. Von den Corona-Maßnahmen hat sie während der Prüfungen nicht viel mitbekomme­n – aber eine aufmuntern­de Umarmung vor Prüfungsbe­ginn hat ihr dann doch gefehlt.
Foto: Theresa Kober Theresa Kober, die das Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach besucht, legt heute die schriftlic­he Abiturprüf­ung im Fach Englisch ab. Von den Corona-Maßnahmen hat sie während der Prüfungen nicht viel mitbekomme­n – aber eine aufmuntern­de Umarmung vor Prüfungsbe­ginn hat ihr dann doch gefehlt.

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