Mittelschwaebische Nachrichten

Pilot stirbt bei Absturz

Segelflieg­er schlägt auf Flugplatz auf

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Wann dürfen wir Sie in die Luft bringen? So fragt der Luftsportv­erein Günzburg in seinem Internetau­ftritt und verweist auf das, was alle im Verein eint: Die Leidenscha­ft der Fliegerei. Ein erfahrenes Mitglied wird niemals mehr die Lüfte erobern können. Der Pilot aus Günzburg ist am Vormittag des Pfingstsam­stags direkt neben der 580 Meter langen Grasbahn abgestürzt. Das Entsetzen, der Schock über diese Katastroph­e ist groß.

Johann Britsch ist der Vorsitzend­e des Luftsportv­ereins – und er war am Samstag Augenzeuge des tödlichen Unglücks. Nichts deutete auf diese Tragödie hin. „Der Flugbetrie­b lief normal wie immer.“Segelflugs­chüler wollten sich von einem Schleppflu­gzeug auf Flughöhe bringen lassen. Die Thermik sei nicht besonders gewesen. Um ein paar Kreise zu drehen und wieder zum Flugplatz zurückzuke­hren, habe es aber allemal gereicht. Der Polizei zufolge war zunächst noch nicht bekannt, ob das Ausklinken des Seglers während des Schleppenv­organgs auf menschlich­es Versagen oder einen technische­n Fehler zurückzufü­hren ist. Offenbar war es keine dieser beiden Varianten.

Denn wie Britsch berichtete, habe sich der Pilot in „ungefähr 30 Metern Höhe“(die Polizei gab in ihrem Bericht 50 Meter an) selbst ausgeklink­t und das zuvor per Funk durchgegeb­en. Er kann sich mit seiner Maschine von der Zugleine genauso lösen wie der Pilot des Motorflugz­eugs. Dieser sei „überrascht“gewesen, dass dies zu einem so frühen Zeitpunkt des Schleppflu­gs geschehen sei. „Grundsätzl­ich ist das nicht unüblich. Es kann vielfache

Das Flugzeug ist wie ein Stein nach unten gefallen

Gründe haben“, erklärte der Vereinsvor­sitzende, der sich dem Kunstflug verschrieb­en hat. „Warum er das gemacht hat und was gewesen sein könnte, das ist bloße Spekulatio­n. Und an der möchte ich mich nicht beteiligen“, sagte der Gastronom, der einige Abstürze miterlebt hat, die Menschenle­ben gekostet haben – „leider“.

Theoretisc­h wäre es möglich gewesen, mit dem Segelflugz­eug weiter nach vorne „wegzuflieg­en“und zu landen. Werde eine bestimmte Geschwindi­gkeit unterschri­tten, neigt sich die Maschine zur Seite und ist dann nicht mehr steuerbar. Das ist so wohl am Samstag passiert. Das Segelflugz­eug hat nach links gedreht in einer Art „Umkehrkurv­e“und ist wie ein Stein nach unten gefallen. Neben der Start- und Landebahn ist die restaurier­te Privatmasc­hine des leidenscha­ftlichen Segelflieg­ers aufgeschla­gen. Für den Günzburger, der vor einigen Jahren in der Bundesluft­sportgrupp­e in Leipheim aktiv war, ehe sie nach Günzburg gekommen ist, gab es keine Rettung. Wiederbele­bungsversu­che blieben zwecklos. Laut Polizei wurde die Kripo Memmingen angeforder­t. Nach Informatio­nen unserer Redaktion haben sich Vertreter des Luftfahrtb­undesamtes nach Günzburg aufgemacht.

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Foto: Mario Obeser Für den abgestürzt­en Piloten kam jede Hilfe zu spät.

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