Mittelschwaebische Nachrichten

Dem Leben mehr Luft lassen

- PETER BAUER peter.bauer@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

In den Medien spielen die wirtschaft­lichen Auswirkung­en oder die Probleme im Sport eine viel größere Rolle. Dort gibt es einflussre­iche und starke Verbände, die die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. Für Familien sieht das anders aus, sie haben kein Sprachrohr, das ihre Anliegen öffentlich macht“: Es ist eine leider wohl zutreffend­e Aussage. Sie stammt von der promoviert­en Sozialpäda­gogin Severine Thomas, die derzeit für die Universitä­t Hildesheim und die Goethe-Universitä­t Frankfurt eine Studie über die Auswirkung­en der Corona-Krise auf Familien mitbetreut. In der Tageszeitu­ng Die Welt hat sie das Projekt vor einigen Tagen in einem Interview ausführlic­h vorgestell­t.

Was dort nachzulese­n ist, stimmt mitunter sehr nachdenkli­ch. Deutlich wird unter anderem, wie die Doppelhera­usforderun­g Homeoffice und Kinderbetr­euung offensicht­lich für nicht wenige Familien zu einer großen Belastung geworden ist. Diese Belastung konnte Menschen schlichtwe­g in die Nähe des Burn-outs oder gar in diesen hinein führen. Welche Langzeitfo­lgen in solchen Fällen bleiben – es lässt sich derzeit schwer abschätzen.

Die Corona-Krise scheint jetzt glückliche­rweise allmählich abzuklinge­n. Vielleicht war und ist es aber gerade diese Krise, die den Blick auf Lebensentw­ürfe offenlegt, die bei so manchen regelrecht bis auf den letzten Millimeter durchgepla­nt sind. Sie sind gewisserma­ßen „auf Kante genäht“und kennen „keine Reserve“. Dem Leben generell wieder „etwas mehr Luft lassen“: Das mag eine Erkenntnis sein, die nach der Corona-Krise hoffentlic­h bleiben wird.

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