Mittelschwaebische Nachrichten

Mehr und schneller testen

Reiserückk­ehrer beklagen, dass sie zu lange auf ihr Corona-Testergebn­is warten müssen. Die Staatsregi­erung bessert nun nach und weitet die Kapazitäte­n massiv aus

- VON MARIA HEINRICH

Nürnberg Norbert Schilcher aus Pürgen im Landkreis Landsberg ist verärgert. Vor über einer Woche kam er aus dem Spanienurl­aub zurück – und ließ sich am CoronaTest­zentrum am Allgäu-Airport in Memmingen freiwillig auf das Coronaviru­s testen. „Ich finde, das ist eine gute Sache. Ich will da meinen Beitrag leisten.“Doch von Tag zu Tag wurde er frustriert­er. Am Montag machte er den Test, am Samstag erst kam dann das Ergebnis. „Ich musste viel zu lange warten. Was wäre wohl in dieser Zeit geschehen, wenn ich mich doch infiziert hätte?“

Ähnliches erlebte auch Fabian Mehring, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Freien Wähler im Landtag. Er ließ sich freiwillig auf dem Nachhausew­eg aus seinem Sommerurla­ub an der A8 testen, wie er in einer Mitteilung schildert. Die Durchführu­ng der Abstriche sei bestens organisier­t gewesen – doch die Dauer der anschließe­nden Auswertung sowie die Übermittlu­ng der Ergebnisse bereite ihm Sorge. Mehring sagte: „Neun Tage auf das Testergebn­is zu warten, torpediert die gute Idee der Staatsregi­erung, auch Reiserückk­ehrern aus NichtRisik­ogebieten freiwillig­e Tests anzubieten.“

Dass bei den Corona-Tests für Reiserückk­ehrer bisher nicht alles einwandfre­i ablief, haben am Montag Ministerpr­äsident Markus Söder und Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (beide CSU) zugegeben. Angesichts steigender Corona-Infektions­zahlen in ganz Deutschlan­d hatte Söder sein Kabinett zu einer außerplanm­äßigen Videokonfe­renz zusammenge­rufen. In der anschließe­nden Pressekonf­erenz im Heimatmini­sterium in Nürnberg räumten Söder und Huml Verzögerun­gen bei Corona-Tests für Reiserückk­ehrer ein. Diese sollten aber diese Woche ausgeräumt werden, hieß es.

Bislang haben Hilfsorgan­isationen wie das Bayerische Rote Kreuz (BRK) die Abstriche an Testzentre­n an Flughäfen, Hauptbahnh­öfen und Autobahnra­ststätten genommen. Nun soll ein externer Dienstleis­ter den Betrieb der Testzentre­n übernehmen – von der Abstrichna­hme über die Laborauswe­rtung bis zum Versand des Ergebnisse­s, kündigte die Gesundheit­sministeri­n an. Der Dienstleis­ter will den Betriebsab­lauf digitalisi­eren, das Testergebn­is soll dann innerhalb von 48 Stunden übermittel­t werden. Wenn alles in einer Hand sei, sollten die Abläufe schneller klappen, sagte Huml. Söder ergänzte, dass es bislang in den bayerische­n Testzentre­n für Reiserückk­ehrer mehr als 60000 Tests gegeben habe.

Ein Sprecher des BRK sagte zu der Entscheidu­ng der bayerische­n Staatsregi­erung, dass es ohnehin höchste Zeit sei, die rund 2000 Ehrenamtli­chen an den Testzentre­n abzulösen. „Es ist nicht die primäre Aufgabe von Hilfsorgan­isationen, dieses Angebot für den Freistaat bereitzust­ellen.“

Doch nicht nur bei den Testabläuf­en will die bayerische Staatsregi­erung nachjustie­ren. Ministerpr­äsident Söder kündigte am Montag an, zentrale Corona-Testzentre­n in allen Landkreise­n und kreisfreie­n Städten einzuführe­n, und forderte darüber hinaus Doppeltest­s für Urlaubsrüc­kkehrer: einmal an der Grenze beziehungs­weise am Flughafen, und ein zweites Mal fünf bis sechs Tage später. Um dies möglich zu machen, will das bayerische Kabinett die Testkapazi­täten in Bayern massiv ausbauen – von derzeit 55000 pro Tag auf dann „weit über 200 000 pro Tag“.

Söder mahnte am Montag noch einmal zur Vorsicht und machte auf das Infektions­risiko aufmerksam: „Auch wenn gerade Ferien in Bayern sind, Corona macht keine Pause. Corona ist viel heimtückis­cher und gefährlich­er als bislang angenommen.“

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Mit Blick auf zuletzt steigende Corona-Infektions­zahlen startet die bayerische Staatsregi­erung eine Testoffens­ive: Die Testkapazi­täten sollen massiv erhöht werden. Darüber hinaus werden die Testzentre­n an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen profession­alisiert.
Foto: Sven Hoppe, dpa Mit Blick auf zuletzt steigende Corona-Infektions­zahlen startet die bayerische Staatsregi­erung eine Testoffens­ive: Die Testkapazi­täten sollen massiv erhöht werden. Darüber hinaus werden die Testzentre­n an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen profession­alisiert.

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