Mittelschwaebische Nachrichten
Ein ganzes Haus voller Mineralien
Warum Fundstücke aus Zeiten, die Millionen von Jahren zurückliegen, Robert Patik aus Egenhofen so faszinieren, wo er die Steine findet und was er mit ihnen macht
Kammeltal Manche Leute sammeln Porzellan, andere wertvolle Münzen oder immer noch Briefmarken. Dagegen beschäftigt sich Robert Patik mit Dingen, die aus einer Zeit lange vor dem Beginn der Menschheit stammen. Der 46-Jährige ist von Mineralien begeistert und findet die meisten selbst. Mittlerweile hat er fast sein ganzes Haus in Egenhofen, einem Ortsteil der Gemeinde Kammeltal, voll dieser Millionen Jahre alten Gesteine. Wie der gebürtige Slowene zu diesem speziellen Steckenpferd kam, hat er unserer Zeitung erzählt.
Angefangen hat alles in seinem Heimatland. „Es war ein Zufall“, sagt Patik, als er in Maribor, früher Marburg, an der österreichischen Grenze in einem Laden „voll mit
Steinen“stand. „Ich fand es interessant, dass jemand die verkauft“, erzählt der 46-Jährige, der im westfälischen Solingen geboren wurde, aber noch als Kind mit den Eltern zurück nach Slowenien zog.
In einem römischen Steinbruch, ganz in der Nähe von Maribor, so ein Tipp, könnten solche Mineralien gefunden werden. Und dann ging es los: „Zuerst habe ich Steine gesammelt die glitzern“, erzählt Patik. Aus diesen bescheidenen Anfängen in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde mittlerweile ein Tausende von Stücken umfassender Bestand an Mineralien. Einige der teils kiloschweren Steine liegen sogar schon vor der Haustür des Mannes, der in einem benachbarten Bauunternehmen beschäftigt ist.
Auf den Treppen, im Wohnzimmer, im Schlafzimmer – überall hat Patik Regale aufgebaut, die voll sind mit den unterschiedlichsten Gesteinsformationen. Vieles davon stammt aus Kiesgruben, zum Beispiel Salzid-Kristalle aus der Heidenheimer Gegend, dazu Mineralien aus dem Schwarzwald und Österreich.
Eines seiner ersten Fundstücke aus dem slowenischen Steinbruch war ein Pyrit – auch Schwefelkies, Katzen- oder Narrengold genannt – ein Eisensulfid. Er glänzt silbrig, kann in verschiedenen Würfelformen vorkommen und zu Schmuck verarbeitet werden. Die besten Fundstellen für Pyrit sind laut Patik in Spanien, wo er selbst in Steinbrüchen das Mineral schon gesammelt hat.
Ein geübtes Auge und der richtige Riecher helfen ungemein, solche speziellen Stücke zu finden. Meistens kommt Patik gut ausgerüstet an die Stellen, teils nach kilometerweiten Fußmärschen, da der Zugang häufig durch unwegsames Gelände führt.
Im Rucksack hat er Hammer, Meißel und oft auch ein Seil dabei.
Denn manchmal ist die Suche an steilen Hängen eines Steinbruchs nicht ganz ungefährlich, bestätigt der Sammler. „Aber ich will nicht mein Leben dafür riskieren.“
Einmal hat Robert Patik zum Abtransport der kiloschweren Brocken einen faltbaren Bollerwagen mitgenommen. Allerdings war dieser nicht stabil genug: „Schon nach wenigen Metern brach ein Rad ab“, sagt der Slowene, der seit mittlerweile sieben Jahren wieder in Deutschland lebt.
Zu große Fundstücke müssen oft noch vor Ort gespalten werden, eine echte Quälerei, wie Patik zugibt. Zu Hause muss er die Fundstücke zunächst reinigen, bevor er sie in weiteren Schritten optisch herausputzt. „Jeder Stein ist für mich etwas besonderes“, sagt er. Das demonstriert er mit einer Taschenlampe, die ultraviolettes
Die Steine wiegen teilweise mehrere Kilogramm
Der Traum von einem eigenen Laden
Licht ausstrahlt. Im Dunkeln erstrahlen zum Beispiel Eklogit-Steine eindrucksvoll in bunten Farben. Dieses Mineral, entstanden durch extremen Druck der Erdkruste in mehreren Kilometern Tiefe, kann sogar etwas ganz besonderes aufweisen. Manchmal funkelt es in dem dunklen Material: Dann handelt es sich um einen Diamanten, mit bloßem Auge kaum erkennbar. „Das macht einfach große Freude, wenn man so etwas findet“, sagt Patik.
Einen Teil seiner Fundstücke bearbeitet der 46-Jährige weiter – zu Schmuck, den er auf Mineralienmessen in ganz Deutschland anbietet. Ein Traum für den begeisterten Sammler wäre ein eigener Laden mit seinen Steinen.
Aber vorläufig wird Robert Patik vor allem an Wochenenden weiter unterwegs sein für sein ganz spezielles Hobby, um weiter außergewöhnliche Mineralien zu entdecken. Denn allein in Slowenien existieren noch 3000 unerforschte Höhlen, wie Patik weiß.