Mittelschwaebische Nachrichten
Disput mit den Demonstranten
Erneut fand eine Kundgebung in Mindelheim statt. Vereinzelt kam es zu Wortgefechten
Mindelheim Freitag ist Demotag in Mindelheim, und das seit Wochen. Eine Ausnahme von der Regel gab es vor einer Woche. Da war DemoPause. Die Veranstalter, die seit Mai auf dem Marienplatz in der Altstadt beziehungsweise vorübergehend auf dem Kirchplatz für den „Erhalt der Grundrechte, der Freiheit und Selbstbestimmung“in der CoronaZeit öffentlich eintreten, waren zur Großdemo nach Berlin aufgebrochen. Jetzt fand die 14. Mindelheimer Grundrechtedemo statt, wieder auf dem Marienplatz. Knapp 50 Demonstranten nahmen teil.
Erstmals kam es dabei zu Wortwechseln mit Kritikern, denen das Happening in der Mindelheimer Altstadt zunehmend auf die Nerven geht. Zwei Männer beschimpften die Demonstranten als „Volksverdummer“. Einer hielt ein Plakat hoch mit dem Text: „Verschont uns mit eurer Anwesenheit“. Die Demo wurde dadurch aber nur kurz gestört.
Im Vorfeld hatten Mindelheimer Einzelhändler über die DauerKundgebungen Klage geführt (wir berichteten). Die Veranstaltungen mit Musik und Lautsprecheranlage verschrecke Kunden. Gestern zeigten sich die Veranstalter kompromissbereit. Die Demo fing diesmal etwas verspätet erst um 16 Uhr an.
Wie an den Demo-Freitagen zuvor kam eine bunte Gruppe von Menschen zusammen, die sich wegen der Corona-Einschränkungen
Sorgen um ihre Freiheiten macht. Rainer Jentgens ging als Mitorganisator der Mindelheimer Demos dabei auf die Berliner Großdemo vom 1. August ein, an der er selbst aber nicht teilgenommen hatte. Er sprach von einer bis 1,3 Millionen Demonstranten. Medien und auch die Polizei hatten von rund 20.000 Teilnehmern berichtet. Jentgens kritisierte die „sogenannten Qualitätsmedien“scharf, nicht nur wegen der Teilnehmerzahl. Sie hätten offensichtlich falsch berichtet. Schon um 14 Uhr habe der Spiegel online berichtet, dass die Polizei die Demo aufgelöst habe. Tatsächlich sei das aber erst 16.52 Uhr geschehen. Der Redner sprach von der „größten Willenskundgebung des Volkes seit dem Niedergang der DDR“.
Neben der Berichterstattung ist es laut Jentgens zu einer weiteren Schattenseite der Berliner Veranstaltung gekommen. Teilnehmer seien als „Covidioten“und Rechtspopulisten und Extremisten beschimpft worden. Die friedliche
Stimmung habe aber mehr an einen Kirchentag erinnert, so Jentgens. Die Demo habe das Signal an die Welt gesendet, „mit Licht und Liebe können wir viel bewirken“.
Das Mikro übernahm danach eine Frau, die in Berlin dabei war. „Ich war in Berlin“, rief sie unter dem Jubel der Anwesenden auf dem Marienplatz. Es sei das „geilste Erlebnis“ihres Lebens gewesen. Die vielen Menschen machten ihr Mut und nehmen ihr etwas von ihrer Angst. Neben der Berichterstattung kritisierte sie, dass es zeitweise keinen Handyempfang mehr gegeben hat. Die Rednerin behauptete, das sei bewusst gemacht worden. Eine weitere Teilnehmerin wurde per Tondokument zugespielt. Sie beklagte die Spaltung der Gesellschaft und sprach von „Liebe, Herzenergie und innerer spiritueller Anbindung“. Die nächste Großdemo in Berlin ist für den 29. August geplant. Später sprach noch ein Rechtsanwalt. Die Kundgebung wurde mit Gesang und Trommeln aufgelockert.