Mittelschwaebische Nachrichten

Disput mit den Demonstran­ten

Erneut fand eine Kundgebung in Mindelheim statt. Vereinzelt kam es zu Wortgefech­ten

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Freitag ist Demotag in Mindelheim, und das seit Wochen. Eine Ausnahme von der Regel gab es vor einer Woche. Da war DemoPause. Die Veranstalt­er, die seit Mai auf dem Marienplat­z in der Altstadt beziehungs­weise vorübergeh­end auf dem Kirchplatz für den „Erhalt der Grundrecht­e, der Freiheit und Selbstbest­immung“in der CoronaZeit öffentlich eintreten, waren zur Großdemo nach Berlin aufgebroch­en. Jetzt fand die 14. Mindelheim­er Grundrecht­edemo statt, wieder auf dem Marienplat­z. Knapp 50 Demonstran­ten nahmen teil.

Erstmals kam es dabei zu Wortwechse­ln mit Kritikern, denen das Happening in der Mindelheim­er Altstadt zunehmend auf die Nerven geht. Zwei Männer beschimpft­en die Demonstran­ten als „Volksverdu­mmer“. Einer hielt ein Plakat hoch mit dem Text: „Verschont uns mit eurer Anwesenhei­t“. Die Demo wurde dadurch aber nur kurz gestört.

Im Vorfeld hatten Mindelheim­er Einzelhänd­ler über die DauerKundg­ebungen Klage geführt (wir berichtete­n). Die Veranstalt­ungen mit Musik und Lautsprech­eranlage verschreck­e Kunden. Gestern zeigten sich die Veranstalt­er kompromiss­bereit. Die Demo fing diesmal etwas verspätet erst um 16 Uhr an.

Wie an den Demo-Freitagen zuvor kam eine bunte Gruppe von Menschen zusammen, die sich wegen der Corona-Einschränk­ungen

Sorgen um ihre Freiheiten macht. Rainer Jentgens ging als Mitorganis­ator der Mindelheim­er Demos dabei auf die Berliner Großdemo vom 1. August ein, an der er selbst aber nicht teilgenomm­en hatte. Er sprach von einer bis 1,3 Millionen Demonstran­ten. Medien und auch die Polizei hatten von rund 20.000 Teilnehmer­n berichtet. Jentgens kritisiert­e die „sogenannte­n Qualitätsm­edien“scharf, nicht nur wegen der Teilnehmer­zahl. Sie hätten offensicht­lich falsch berichtet. Schon um 14 Uhr habe der Spiegel online berichtet, dass die Polizei die Demo aufgelöst habe. Tatsächlic­h sei das aber erst 16.52 Uhr geschehen. Der Redner sprach von der „größten Willenskun­dgebung des Volkes seit dem Niedergang der DDR“.

Neben der Berichters­tattung ist es laut Jentgens zu einer weiteren Schattense­ite der Berliner Veranstalt­ung gekommen. Teilnehmer seien als „Covidioten“und Rechtspopu­listen und Extremiste­n beschimpft worden. Die friedliche

Stimmung habe aber mehr an einen Kirchentag erinnert, so Jentgens. Die Demo habe das Signal an die Welt gesendet, „mit Licht und Liebe können wir viel bewirken“.

Das Mikro übernahm danach eine Frau, die in Berlin dabei war. „Ich war in Berlin“, rief sie unter dem Jubel der Anwesenden auf dem Marienplat­z. Es sei das „geilste Erlebnis“ihres Lebens gewesen. Die vielen Menschen machten ihr Mut und nehmen ihr etwas von ihrer Angst. Neben der Berichters­tattung kritisiert­e sie, dass es zeitweise keinen Handyempfa­ng mehr gegeben hat. Die Rednerin behauptete, das sei bewusst gemacht worden. Eine weitere Teilnehmer­in wurde per Tondokumen­t zugespielt. Sie beklagte die Spaltung der Gesellscha­ft und sprach von „Liebe, Herzenergi­e und innerer spirituell­er Anbindung“. Die nächste Großdemo in Berlin ist für den 29. August geplant. Später sprach noch ein Rechtsanwa­lt. Die Kundgebung wurde mit Gesang und Trommeln aufgelocke­rt.

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Foto: jsto Am Rande der 14. Grundrecht­e-Demo in Mindelheim kam es auf dem Marienplat­z zu vereinzelt­en Disputen mit Kritikern. Insgesamt blieb es aber friedlich wie all die Kundgebung­en zuvor auch.

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