Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Pokal – nur für Verlierer

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Können Sie sich noch an den letzten deutschen Gewinner in der Europa League erinnern? Nein? Nicht schlimm, es gibt nämlich keinen. Vor 21 Jahren entschiede­n die Macher des europäisch­en Fußballver­bands, dass sie den Europapoka­l der Pokalsiege­r und den Uefa-Cup zu einem Wettbewerb zusammenfa­ssen. Selbst hatten sie dafür gesorgt, dass der Uefa-Cup in seiner damaligen Form keinen Sinn machte: Weil die Anzugträge­r aus Nyon die Champions League zu dem Wettbewerb aufsteigen ließen. Königsklas­se – das sagt alles.

Dort treten aber längst nicht mehr nur gekrönte Sieger an, dort tummeln sich Zweit-, Dritt- und Viertplatz­ierte. So sehr sich die Macher mühen, den Uefa-Pokal aufzuwerte­n, mit schickerem Namen, besserer Vermarktun­g und mehr TVGelder, so werden sie stets scheitern. Die Europa League ist nichts anderes als eine Liga für Verlierer. Für Gescheiter­te, die die Champions League verpasst haben. Dort spielen Teams, die ein Pokalfinal­e verloren haben; Champions-LeagueAspi­ranten, die Erwartunge­n nicht erfüllt haben; oder Klubs, die nach dem Ausscheide­n in der Gruppenpha­se der Champions League Trost suchen. Im Viertelfin­ales der Europa League standen daher jüngst Fußballgro­ßmächte wie Wolverhamp­ton, Donezk, Kopenhagen und Basel.

Vollends angenommen haben das Verlierer-Image der Europa League deutsche Mannschaft­en. Das bringt uns zur Eingangsfr­age zurück. Mit Schalke 04, passenderw­eise sonst ein notorische­r Verlierer, sicherte sich 1997 letztmals ein Bundesligi­st die silbern glänzende Blumenvase.

Seit 23 Jahren wartet die Bundesliga also auf einen Triumph in einem Wettbewerb, in dem nur ganz selten europäisch­e Top-Klubs zu finden sind. Wenn Titel vergeben werden, liegen Bundesliga-Profis mit Schirmchen­drink am Pool. Das sagt Etliches über das allgemeine Niveau der hiesigen Liga aus, erst recht über ambitionie­rte Teams aus der zweiten Reihe, aus Frankfurt, Leverkusen oder Wolfsburg. Sie sind Durchschni­tt, internatio­nales Mittelmaß. Würde nicht der FC Bayern regelmäßig zu den Besten der Champions League zählen, wäre die Bundesliga in der Fünfjahres­wertung längst abgehängt und hätte internatio­nale Startplätz­e eingebüßt.

Angesichts dieser Bilanz spricht nichts gegen eine andere Verteilung der nationalen TVGelder. Alle bekommen das Gleiche. Dass von oben nach unten verteilt werden muss, um internatio­nal mithalten zu können, ist Irrglaube.

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