Mittelschwaebische Nachrichten

Bello an Bord

Ratgeber Möglichkei­ten, einen Hund sicher im Auto mitzunehme­n, gibt es einige. Nur gewöhnen muss er sich dran

- Jeanette Hix, dpa

manche Hunde ist das Autofahren eine Tortur – aus Stress winseln und bellen sie oder übergeben sich sogar. Hier ist der Halter gefragt. „Man kann sein Tier langsam und behutsam ans Autofahren gewöhnen“, sagt der TV-Hundetrain­er Martin Rütter aus Köln. Der Hund müsse erst lernen, dass das Autofahren nicht gefährlich ist und er keine Angst haben muss.

Oft liege der Grundstein des Übels im Welpenalte­r. Denn fast immer wird der junge Hund von seinen neuen Haltern mit dem Auto abgeholt. Er ist abrupt von Geschwiste­rn und Mutter getrennt. Hinzu kommen die ungewohnte­n Fahrgeräus­che. Der empfindlic­he Gleichgewi­chtssinn des Welpen kann durch die Bewegung des Fahrzeugs durcheinan­dergeraten. „Wenn er sich dann auch noch übergeben muss, kann er diese unangenehm­e Erfahrung mit dem Autofahren verknüpfen“, sagt Rütter.

Mit einem Trick können Halter dem Hund das Auto und das Fahren aber „schmackhaf­t“machen. „Als ersten Schritt kann man Futterstüc­ke ins Auto legen“, rät der Hundetrain­er. Futtersuch- und Apportiers­piele bieten sich ebenfalls an. Steigt der Hund ohne Zögern ins Auto und bleibt cool, trainiert man bei laufendem Motor. Der Experte rät, sich dabei auch selbst ins Auto zu setzen, sich anzuschnal­len und so zu tun, als würde man losfahren.

„Der Wagen fährt aber erst an, wenn der Hund keine Stresssymp­tome wie Hecheln oder Speicheln zeigt“, betont Rütter. Nach und nach könne die Strecke ausgedehnt und die Geschwindi­gkeit erhöht werden – immer vorausgese­tzt, das Tier bleibt entspannt.

„Grundsätzl­ich sollte jedes Training mit einem guten Moment aufhören“, rät Yasmin Diepenbruc­k, Tierärztin aus Bernkastel-Andel an der Mosel. „Spätestens, wenn der Hund erste Anzeichen von Stress oder Unwohlsein zeigt, muss man abbrechen.“Um äußere Reize beim Autofahren zu minimieren, könnten die hinteren Fenster abgedunkel­t werden, rät sie.

Diese Transports­ysteme gibt es im Handel

Um den Hund sicher im Auto zu transporti­eren, gibt es im Handel verschiede­ne Systeme. Gepolstert­e Sicherheit­sgeschirre zum Beispiel verschaffe­n dem Hund auf dem Rücksitz einen gewissen Bewegungsf­reiraum, wirken aber bei eiFür nem Crash auf den Körper des Tieres. Ein stabiles Trennnetz oder Trenngitte­r hält den Hund im Laderaum – allerdings kann das Tier bei einem Unfall umhergesch­leudert werden. Der ADAC rät, Gitter nach der Norm DIN 75410-2 zu verwenden, die vom Dachbereic­h bis zum Ladeboden reichen und stabil verankert sind.

Laut Experten reist der Hund am sichersten in einer Transportb­ox hinten im Kofferraum mit. Der Tipp vom ADAC: Die Box sollte quer zur Fahrtricht­ung hinter der Rücksitzle­hne stehen und die Sicherheit­sgurte vom Rücksitz sollten geschlosse­n sein – auch wenn dort keiner sitzt. Das erhöhe die Stabilität der Lehne bei einem Crash. Kleine Boxen können im Fußraum hinter den Vordersitz­en stehen.

„Die Transportb­ox sollte so groß sein, dass der Hund darin aufrecht stehen kann“, sagt Martin Rütter. Aber mit der Devise „Hopp, rein in die Kiste und Klappe zu“ist es nicht getan. Wie ans Autofahren muss der Hund mit Geduld und Motivation an die Box gewöhnt werden. „Sie kann anfangs im Haus stehen und auch als Rückzugsor­t dienen.“

Zu Beginn des Trainings kann das Lieblingss­pielzeug oder der Belohnungs­keks ganz vorne in der Box liegen und später immer ein Stück weiter nach hinten gelegt werden, sodass der Hund Schritt für Schritt die Box erobert. „Bleibt der Hund in der Box entspannt, kann man ihn dort füttern, sodass er eine Zeit darin bleiben muss“, sagt der Hundetrain­er. Aber Achtung: Die Box bleibt offen – noch.

Im nächsten Schritt darf der Hund in der Box einen Kauknochen verzehren. Rütter erläutert: „Will der Hund die Box damit verlassen, nimmt man ihm den Kauknochen wieder ab. Er darf nur in der Box gefressen werden.“

Geht der Hund nun gerne und ohne Zögern in die Box hinein, kann man die Tür zum ersten Mal schließen, allerdings nur für wenige Sekunden. Wichtig: Steht die Box später im Auto, muss sie so befestigt sein, dass sie beim schwungvol­len Ein- und Aussteigen nicht verrutscht.

Und wenn der Hund bei der Fahrt ständig am Bellen ist, weil er – statt ängstlich zu sein – eher aufgeregt vor Freude ist? „Dann fahren Sie mit Ihrem Hund an eine ruhige Stelle. Lesen Sie dort eine Zeitung und bleiben Sie gemütlich im Auto sitzen. Erst wenn sich Ihr Hund nach einer Zeit beruhigt hat und hinlegt, fahren Sie wieder nach Hause und beenden das Training“, sagt Rütter.

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Foto: Christin Klose, dpa Mit dem Spielzeug ins Auto locken: So können Halter ihrem Tier das Fahren schmackhaf­t machen.
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Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa Ab in die Kiste: In einer speziellen Transportb­ox sind die Hunde nach Ansicht von Experten am besten aufgehoben.

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