Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Wikinger in Amerika

Welcher Europäer kam als Erstes nach Amerika? Lange Zeit dachte man, Christoph Kolumbus sei es gewesen. Doch ein anderer Seefahrer war viel schneller

- VON STEFANIE PAUL

Denkt man an die Wikinger, fallen einem vermutlich grimmige Typen mit Bärten ein. Raufbolde, die mit ihrem Schwert in jede Schlacht ziehen. „Davon, dass er Schlachten geschlagen hätte, hören wir gar nichts. Er war kein Schlachten­kämpfer“, sagt Rudy Simek. Der Geschichts­experte spricht von Leif Eriksson. Dieser war der Sohn eines reichen Bauern – und dazu ein super Seefahrer. Als erster Europäer soll er in Nordamerik­a an Land gegangen sein. Mehr als 1000 Jahre ist das nun her.

Die Familie musste Norwegen und Island verlassen

Leifs Vater war Erik der Rote, ein ziemlich streitlust­iger Typ. „In Norwegen war er wegen eines Verbrechen­s geächtet und auch aus Island wurde er verbannt“, erzählt der Geschichts­Experte. Zusammen mit seiner Familie und einigen anderen segelte Erik der Rote daher nach Grönland und gründete dort eine Siedlung. Doch das Leben auf Grönland war schwierig. Denn es gab nur wenig Weidefläch­en für die Tiere und überhaupt keine Bäume. Deshalb musste Holz aus Norwegen herangesch­afft werden.

Doch die Schiffsrei­se dorthin dauerte lang und war obendrein gibt auch Geschichte­n über Leifs Fahrt nach Amerika: die beiden „Vinland Sagas“. Eine Saga erzählt eine Geschichte, die mündlich überliefer­t und dann aufgeschri­eben wurde. Verfasst wurden die „Vinland Sagas“etwa 300 Jahre nachdem Leif Eriksson gelebt hatte. An manchen Stellen erzählen die beiden Sagas dasselbe, an anderen Stellen widersprec­hen sie sich. Ein Fachmann erklärt, warum: „Das kommt daher, weil es keine Tatsachenb­erichte sind, sondern historisch­e Romane. Man könnte sagen, eine Art AbenteuerG­eschichte.“Trotzdem sind die beiden Sagas für Experten eine wichtige Quelle. (dpa) sehr gefährlich. Darum suchten die Wikinger nach einer anderen Möglichkei­t – und Leif Eriksson segelte Richtung Westen. Dort sollte es ein sagenhafte­s Land geben: Vinland. „Manche glauben, Vinland heiße übersetzt Weinland. Es ist damit aber wohl eher Weideland gemeint“, erklärt der Fachmann. Und tatsächlic­h, Leif Eriksson fand es. Er landete auf der Insel Neufundlan­d. Sie gehört heute zum Land Kanada.

Die Einheimisc­hen waren nicht begeistert

Für die Wikinger war es wohl so etwas wie das Paradies. Dort gab es Weidefläch­en und jede Menge Holz! Vermutlich sind die Wikinger aber nur wenige Jahre geblieben. Denn es kam zum Streit mit den indigenen Bewohnern, verrät Rudy Simek. Das waren damals die Einwohner Neufundlan­ds.

Leif Eriksson hatte einen Beinamen. Man nannte ihn „den Glückliche­n“. „Er wird als sehr edel und gerecht beschriebe­n, und er hatte in vielerlei Hinsicht Erfolg“, sagt der Geschichts­experte. Nicht nur, dass Leif Eriksson das sagenhafte Vinland entdeckt hatte. Er erfüllte auch einen Auftrag des norwegisch­en Königs: Leif Eriksson bekehrte die Grönländer zum christlich­en Glauben.

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Fotos: dpa Leif Eriksson soll als erster Europäer in Amerika an Land gegangen sein, daran erinnert diese Briefmarke.
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Dieses Denkmal von Leif Eriksson steht in Reykjavik. Das ist die Hauptstadt von Island.

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