Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Wikinger in Amerika
Welcher Europäer kam als Erstes nach Amerika? Lange Zeit dachte man, Christoph Kolumbus sei es gewesen. Doch ein anderer Seefahrer war viel schneller
Denkt man an die Wikinger, fallen einem vermutlich grimmige Typen mit Bärten ein. Raufbolde, die mit ihrem Schwert in jede Schlacht ziehen. „Davon, dass er Schlachten geschlagen hätte, hören wir gar nichts. Er war kein Schlachtenkämpfer“, sagt Rudy Simek. Der Geschichtsexperte spricht von Leif Eriksson. Dieser war der Sohn eines reichen Bauern – und dazu ein super Seefahrer. Als erster Europäer soll er in Nordamerika an Land gegangen sein. Mehr als 1000 Jahre ist das nun her.
Die Familie musste Norwegen und Island verlassen
Leifs Vater war Erik der Rote, ein ziemlich streitlustiger Typ. „In Norwegen war er wegen eines Verbrechens geächtet und auch aus Island wurde er verbannt“, erzählt der GeschichtsExperte. Zusammen mit seiner Familie und einigen anderen segelte Erik der Rote daher nach Grönland und gründete dort eine Siedlung. Doch das Leben auf Grönland war schwierig. Denn es gab nur wenig Weideflächen für die Tiere und überhaupt keine Bäume. Deshalb musste Holz aus Norwegen herangeschafft werden.
Doch die Schiffsreise dorthin dauerte lang und war obendrein gibt auch Geschichten über Leifs Fahrt nach Amerika: die beiden „Vinland Sagas“. Eine Saga erzählt eine Geschichte, die mündlich überliefert und dann aufgeschrieben wurde. Verfasst wurden die „Vinland Sagas“etwa 300 Jahre nachdem Leif Eriksson gelebt hatte. An manchen Stellen erzählen die beiden Sagas dasselbe, an anderen Stellen widersprechen sie sich. Ein Fachmann erklärt, warum: „Das kommt daher, weil es keine Tatsachenberichte sind, sondern historische Romane. Man könnte sagen, eine Art AbenteuerGeschichte.“Trotzdem sind die beiden Sagas für Experten eine wichtige Quelle. (dpa) sehr gefährlich. Darum suchten die Wikinger nach einer anderen Möglichkeit – und Leif Eriksson segelte Richtung Westen. Dort sollte es ein sagenhaftes Land geben: Vinland. „Manche glauben, Vinland heiße übersetzt Weinland. Es ist damit aber wohl eher Weideland gemeint“, erklärt der Fachmann. Und tatsächlich, Leif Eriksson fand es. Er landete auf der Insel Neufundland. Sie gehört heute zum Land Kanada.
Die Einheimischen waren nicht begeistert
Für die Wikinger war es wohl so etwas wie das Paradies. Dort gab es Weideflächen und jede Menge Holz! Vermutlich sind die Wikinger aber nur wenige Jahre geblieben. Denn es kam zum Streit mit den indigenen Bewohnern, verrät Rudy Simek. Das waren damals die Einwohner Neufundlands.
Leif Eriksson hatte einen Beinamen. Man nannte ihn „den Glücklichen“. „Er wird als sehr edel und gerecht beschrieben, und er hatte in vielerlei Hinsicht Erfolg“, sagt der Geschichtsexperte. Nicht nur, dass Leif Eriksson das sagenhafte Vinland entdeckt hatte. Er erfüllte auch einen Auftrag des norwegischen Königs: Leif Eriksson bekehrte die Grönländer zum christlichen Glauben.