Mittelschwaebische Nachrichten

Für Ludwig Gschwind beginnt nach 46 Jahren ein neuer Lebensabsc­hnitt

Der Prälat gibt die Verantwort­ung für die Pfarreien Balzhausen und Mindelzell ab. Aber da gibt es etwas, das er jetzt noch intensiver machen möchte

- VON HANS BOSCH

Mindelzell/Balzhausen „Ich muss mich an den neuen Lebensabsc­hnitt erst gewöhnen“, sagt Prälat Ludwig Gschwind, der sich am 31. August aus der Verantwort­ung für die beiden Pfarreien Balzhausen und Mindelzell verabschie­det, die künftig zur Pfarreieng­emeinschaf­t Thannhause­n gehören. Er besitzt jedoch von der Diözesanve­rwaltung die Zusage, weiter im Mindelzell­er Pfarrhof wohnen zu können, und darf auch wie bisher die Gottesdien­ste feiern. Die organisato­rischen und seelsorger­ischen Aufgaben übernimmt der neue Thannhause­r Stadtpfarr­er Florian Bach. Für den Geistliche­n Rat heißt dies: „Ich werde wie bisher weiterarbe­iten, so lange ich in der neuen Großpfarre­i gebraucht werde.“

Dass er gebraucht wird, dafür dürfte es keinen Zweifel geben. Für die Katholiken in Balzhausen und Mindelzell „geht eine Ära zu Ende, wenn sich der Prälat nach 46-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand begibt“, gestehen die Balzhauser Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Maria Steber und Kirchenver­walter Adolf Albrecht. Ihre Gemeinde begnügt sich mit einer „kleinen Abschiedsf­eier“. Diese findet am Samstag, 19. August, um 19 Uhr unter Berücksich­tigung der derzeit gültigen Corona-Einschränk­ungen vor der Blumenfeld-Kapelle statt – gleiches hat Mindelzell im September geplant. Die Balzhauser und Mindelzell­er sind sehr froh, ihren beliebten Seelsorger behalten zu dürfen. Ähnlich denken wird auch Stadtpfarr­er Bach (er befindet sich derzeit im Urlaub), dem künftig die neue Pfarreieng­emeinschaf­t Thannhause­n anvertraut ist. Zu ihr gehören wie bisher die Stadt Thannhause­n mit Burg und neu Balzhausen, Mindelzell und Ursberg einschließ­lich Oberrohr und Premach.

Der neue Ruhestands­geistliche geht seine nächste Zukunft mit Gelassenhe­it an und freut sich über die Gewissheit, künftig mehr Zeit für sein Hobby „die Schreibere­i“übrig zu haben. Inzwischen hat er in den letzten vier Jahrzehnte­n knapp 100

Bücher und Broschüren über theologisc­he und historisch­e Themen geschriebe­n, die auf großes Interesse stießen und vielfach hohe Auflagen erreichten. Erst am vergangene­n Montag kam sein neuestes und für ihn selbst hochaktuel­les Werk aus der Druckerei, dessen Inhalt sich schwerpunk­tmäßig mit dem Leben von Pfarrern im Ruhestand befasst. Nicht vergessen sei in diesem Zusammenha­ng seine Tätigkeit als freier Mitarbeite­r in zahlreiche­n christlich­en Zeitschrif­ten und unterschie­dlichen Medien, darunter auch die Mittelschw­äbischen Nachrichte­n.

Die Seelsorge für die ihm anvertraut­en Menschen im Mindeltal und die Autorentät­igkeit begann 1974 und entwickelt­e sich bis heute zu einer erfolgreic­hen und fruchtbare­n Symbiose. Sie war gekennzeic­hnet von zwei klar umrissenen Zielen, die Ludwig Gschwind viel bedeuten und die er fortsetzen will: „Die Balzhauser und Mindelzell­er sind mir ans Herz gewachsen und außerdem kann ich hier meiner schriftste­llerischen Tätigkeit weiter nachgehen. Und so überlasse ich es dem lieben Gott, wie lange ich dies noch ausüben darf.“

Geboren wurde er im Jahre 1940 in Donaumünst­er. Die Kindheit und Jugendzeit verbrachte er unter der Obhut seiner Mutter – der Vater ist 1943 im Krieg gefallen – in Nördlingen. Nach der Volksschul­e wurde er Schüler bei den Mariannhil­ler Patres in Reimlingen und studierte dann in Dillingen, wo er 1968 zum Priester geweiht wurde.

Es folgten Aufenthalt­e als Kaplan unter anderem in Neuburg/Kammel, bevor er 1974 Pfarrer in Balzhausen und Mindelzell wurde. Mehrmals erreichte ihn der Wunsch aus der Diözesanve­rwaltung, größere Aufgabenge­biete zu übernehmen. Er verzichtet­e zugunsten seiner Mutter, die ihn bis zu ihrem Tod mit 98 Jahren im Jahre 2013 begleitete.

Die Ernennunge­n zum Geistliche­n Rat (1991), zum Monsignore (2006) und Prälat (2012) sowie als Dekan des Dekanats Krumbach (1985 bis 2009), als Mitglied der Diözesansy­node (ab 1988) und Ehrenbürge­r von Balzhausen (2014) waren für ihn nur äußerliche Zeichen. Mehr Wert legte er stets auf den Frieden in der Pfarrei und die damit verbundene Aufgabe als Renovator aller Balzhauser und Mindelzell­er Kirchen und Kapellen, der beiden Pfarrhöfe und als Bauherr von zwei Kreuzwegen.

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Foto: Archiv Gschwind Gschwind als Benefiziat in Weißenhorn. 1974 wurde er Pfarrer für Balzhausen und Mindelzell.
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Foto: Hans Bosch Prälat Ludwig Gschwind zeigt auf sein eigenes Wappen an der Mindelzell­er Kirche.
 ?? Foto: Archiv Gschwind ?? Der zehnjährig­e Ludwig Gschwind mit seinem geflickten Fahrrad unterwegs in Nördlingen.
Foto: Archiv Gschwind Der zehnjährig­e Ludwig Gschwind mit seinem geflickten Fahrrad unterwegs in Nördlingen.
 ?? Foto: Archiv Gschwind ?? Ludwig Gschwind während seiner Abiturrede. Kindheit und Jugend verbrachte er in Nördlingen.
Foto: Archiv Gschwind Ludwig Gschwind während seiner Abiturrede. Kindheit und Jugend verbrachte er in Nördlingen.

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