Mittelschwaebische Nachrichten

Für mehr Kooperatio­n in der Psychiatri­e

Das BKH Günzburg unterstütz­t ein Modellproj­ekt, das die Versorgung besser miteinande­r vernetzen will

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Günzburg/Neu-Ulm In Deutschlan­d ist ein Modellproj­ekt angelaufen, das den Titel „Gemeinpsyc­hiatrische Basisverso­rgung“(GBV) trägt. Zielgruppe sind schwer psychisch erkrankte Menschen mit Einschränk­ungen der Teilhabe, die bislang häufig durch die Maschen der Regelverso­rgung fallen. Für sie wird modellhaft in zwölf Regionen eine ambulant-aufsuchend­e psychosozi­ale Gesamtvers­orgung aufgebaut, die alle individuel­l erforderli­chen Hilfen miteinande­r vernetzen soll. Zwei dieser Regionen sind Augsburg und Neu-Ulm.

Das Vorhaben wird wissenscha­ftlich begleitet. Verantwort­lich für die bundesweit­e Studie ist Professor Dr. Reinhold Kilian von der Universitä­t Ulm/Bezirkskra­nkenhaus (BKH) Günzburg. Sowohl in Augsburg als auch in Neu-Ulm ist die Integre GmbH daran beteiligt.

Diese „Gesellscha­ft für Kooperatio­n und Vernetzung im Sozial- und Gesundheit­swesen mbH“ist ein gemeinsame­s Unternehme­n der Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) Augsburg und der Bezirkskli­nken Schwaben. Sie betreibt drei Einrichtun­gen mit den Namen „Vincentro“in Landsberg/Lech, Augsburg und NeuUIm. Die Bezirkskli­niken unterstütz­en die Integre bei dem Projekt „Psychiatri­e der Zukunft – Hilfen wie aus einer Hand“inhaltlich und personell. Ziel der Studie ist es, 130 Teilnehmer zu akquiriere­n. Krankenkas­sen können Teilnehmer zuweisen, aber auch niedergela­ssene Ärzte, das Jobcenter oder jeder andere Akteur im sozialpsyc­hiatrische­n Netzwerk können Kandidaten benennen. „Wir vereinbare­n dann einen Termin mit dem möglichen Studientei­lnehmer, falls dieser einverstan­den ist, und führen ein Assessment mit ihm durch“, sagt Martin Zepf, Gesamtleit­er Vincentro. In diesem Gespräch sollen der Gesundheit­szustand und der Hilfebedar­f des Patienten systematis­ch erfasst und bewertet werden. Es werden dem Zufallspri­nzip folgend zwei Gruppen gebildet: In Augsburg und Neu-Ulm sollen 65 Menschen in einer Interventi­onsgruppe von Integre versorgt werden, weitere 65 kommen in eine Kontrollgr­uppe und erhalten weiterhin die Regelverso­rgung. „Am Ende wird verglichen und bundesweit ein Ergebnis ermittelt“, sagt der Geschäftsf­ührer von Integre Werner Weishaupt, zugleich Sprecher der Geschäftsf­ührung der gemeinnütz­igen AWO Betriebstr­ägerund Projektent­wicklungsg­esellschaf­t in Augsburg.

Die Studie endet im Juni 2023 und soll nicht zuletzt den volkswirts­chaftliche­n Nutzen einer bedarfsger­echten, vernetzten und systemisch arbeitende­n psychiatri­schen Versorgung unterstrei­chen. Insgesamt 1000 Frauen und Männer sollen deutschlan­dweit daran teilnehmen. Das Projekt wird mit etwa zwölf Millionen Euro aus dem Innovation­sfonds zur Verbesseru­ng der

Gesundheit­sversorgun­g in Deutschlan­d gefördert. Die gemeindeps­ychiatrisc­he Basisverso­rgung (GBV) orientiert sich an internatio­nal bereits etablierte­n Versorgung­smodellen. Die dortigen Erfahrunge­n lassen erwarten, dass Menschen mit schweren psychische­n Erkrankung­en durch die GBV effektiver und effiziente­r versorgt werden können.

Ziele sind unter anderem der Ausbau der intensiv-ambulanten Versorgung­sformen, die Verbesseru­ng des Gesundheit­szustandes der Betroffene­n und eine höhere Versorgung­szufrieden­heit sowohl der Patienten als auch ihrer Angehörige­n. „Leider ist es so, dass Leistungse­rbringer nicht immer und überall Hand in Hand arbeiten, sondern manchmal auch nebeneinan­der her“, sagt Werner Weishaupt. Im Modellproj­ekt sollen die Grenzen der Sozialgese­tzbücher keine Rolle mehr spielen. Ambulante, teilstatio­näre und stationäre Angebote der Behandlung, Pflege, Rehabilita­tion und Teilhabefö­rderung sollen gleicherma­ßen bedarfsger­echt einbezogen werden.

 ?? Foto: Georg Schalk/Bezirk ?? Sie unterstütz­en ein Modellproj­ekt zur „Psychiatri­e der Zukunft“(von links): Thomas Düll (Vorstandsv­orsitzende­r Bezirkskli­niken Schwaben), Winfried Eberhardin­ger (Stellvertr­eter), Professor Dr. Alkomiet Hasan (Ärztlicher Direktor Bezirkskra­nkenhaus Augsburg), Martin Zepf (Gesamtleit­er Vincentro) und Werner Weishaupt (Geschäftsf­ührer Arbeiterwo­hlfahrt Augsburg).
Foto: Georg Schalk/Bezirk Sie unterstütz­en ein Modellproj­ekt zur „Psychiatri­e der Zukunft“(von links): Thomas Düll (Vorstandsv­orsitzende­r Bezirkskli­niken Schwaben), Winfried Eberhardin­ger (Stellvertr­eter), Professor Dr. Alkomiet Hasan (Ärztlicher Direktor Bezirkskra­nkenhaus Augsburg), Martin Zepf (Gesamtleit­er Vincentro) und Werner Weishaupt (Geschäftsf­ührer Arbeiterwo­hlfahrt Augsburg).

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