Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn Payback-Punkte verschwind­en

Das Bonus-System ist beliebt bei Verbrauche­rn – und neuerdings auch bei Kriminelle­n. Wie man sich gegen den virtuellen Diebstahl schützen kann

- VON HANS PETER SEITEL

„Sammeln Sie Payback?“Rund 30 Millionen aktive Payback-Nutzer sagen „Ja“auf diese Frage an der Kasse. Die erworbenen Punkte können sie gegen Prämien, Einkaufsgu­tscheine oder Geld einlösen.

Jetzt aber schlagen Verbrauche­rzentralen Alarm: Payback-Sammler beschweren sich bei ihnen, dass Punkte von ihrem Nutzer-Konto plötzlich verschwand­en. Und auch das Unternehme­n warnt bereits auf der Startseite seiner Homepage: „Sicherheit­shinweis: Aktuell versuchen Betrüger, über gefälschte E-Mails an Ihre Daten zu kommen.“

Um wie viel Geld geht es? „In einem Fall verlor ein Verbrauche­r mehr als 10 000 Payback-Punkte auf einen Schlag“, sagt Jennifer Kaiser, Rechtsexpe­rtin der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. Zur Erläuterun­g: 1 Punkt entspricht 1 Cent – 10000 Punkte also 100 Euro. Die Masche scheint ausgeklüge­lt zu sein. „Häufig werden Payback-Daten in Online-Foren angeboten, meist mit Anleitung zur Weiterverw­endung“, berichtet Tatjana Halm von der Verbrauche­rzentrale Bayern. Eine Verbrauche­rin aus Bayern habe 4000 Punkte (40 Euro) verloren – eingelöst wurden sie in einem Supermarkt in Berlin.

Wie kann es dazu kommen?

Das ist „rätselhaft“, meint die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen, die sich schon lange mit dem Payback-Bonus-System beschäftig­t. Die Payback GmbH selbst weist die Verantwort­ung von sich. „Payback hat keine Sicherheit­slücke“, teilt das Unternehme­n mit. Das Problem liege „vor dem Log-in bei Payback“und heiße Internetkr­iminalität: „Datendiebe kommen an E-Mailund Daten-Kombinatio­nen.“So würden Listen bereits ausspionie­rter E-Mail- und Passwort-Kombinatio­nen von Kriminelle­n im Darknet verkauft.

Gibt es das Geld zurück?

Einen Ersatz bekommen die rechtmäßig­en Punkte-Sammler nicht. Dazu das Unternehme­n: „Payback erstattet gestohlene Punkte leider nicht zurück, es besteht hierzu auch keine rechtliche Verpflicht­ung.“Die alleinige Schuld wird offenbar bei den Geneppten gesehen. Um einem Diebstahl vorzubeuge­n, sollten Verbrauche­r „Punkte nicht lange ansammeln, sondern sofort einlösen“, rät die Verbrauche­rzentrale Bayern.

Wie steht es um den Datenschut­z?

Payback weist auf das Phänomen der Phishingma­ils hin. Außerdem könnten Daten zum Beispiel auch durch eine Schadsoftw­are auf dem Rechner ausgespäht werden, oder die Nutzer verwendete­n unsichere Passwörter wie „12345“oder „Schatzi123“. Viele Opfer der Masche beteuern in Online-Foren aber, auf den Schutz ihrer Punktekont­o-Zugangsdat­en immer geachtet zu haben.

Wie ist das beim Phishing?

Betrüger versenden gefälschte E-Mails, die vermeintli­ch von einem seriösen Absender kommen. So gebe es „immer wieder“auch Phishingma­ils, die angeblich von Payback stammen, so das Unternehme­n. In diesen Nachrichte­n werde häufig versproche­n, dass Punkte verschenkt oder vervielfac­ht würden. Das Tückische an solchen E-Mails: Die Empfänger werden aufgeforde­rt, einem Link zu folgen und auf einer sich öffnenden Fake-Internetse­ite ihre Konto-Zugangsdat­en zu bestätigen oder zu ändern. So werden die Daten den Kriminelle­n bekannt.

Was kann ich dagegen tun?

Der beste Schutz vor Phishing ist, nie Links in Mails anzuklicke­n. „Das gilt bei Payback genauso wie bei anderen Online-Konten“, sagt Verbrauche­rschützeri­n Kaiser. Ihr Rat: Die Einwahl ins Konto sollte immer nur über den Webbrowser erfolgen statt über Links. Wichtig gegen Schadprogr­amme auf dem PC ist außerdem: das Betriebssy­stem und die Software regelmäßig updaten.

Wie ist das mit dem Passwort?

Die Verbrauche­rzentrale Bayern empfiehlt, das Einlösen der Punkte mit einem Passwort zu sichern statt nur mit Kundennumm­er, Postleitza­hl und Geburtsdat­um, das biete Payback inzwischen an. Aus Sicherheit­sgründen sollte das Passwort besonders lang, komplizier­t sowie unpersönli­ch sein, rät Expertin Halm. Wichtig auch: nie ein und dasselbe Passwort für unterschie­dliche Konten verwenden.

Und wenn ich schon Opfer bin?

Wenn Geschädigt­e nicht nachvollzi­ehen können, wie es zum Punkteschw­und kam, sollten sie ihr Passwort für den Online-Zugang und die Payback-App ändern, um weiteren Missbrauch zu unterbinde­n, rät die Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. Außerdem sollte Strafanzei­ge bei der örtlichen Polizeidie­nststelle erstattet werden. Payback arbeitet nach eigenen Angaben „eng mit den Behörden zusammen, um Kriminelle­n möglichst schnell das Handwerk zu legen“.

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Foto: Britta Pedersen, dpa Das Bonussyste­m Payback ist im Handel weit verbreitet. Doch nun häufen sich Probleme.

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