Mittelschwaebische Nachrichten
Auf nach Kanada!
Nach dieser TV-Debatte wollen Amerikaner nur noch weg
Dass Amerikaner großartig darin sind, ihr Land für das großartigste aller Länder zu halten, ist hinlänglich bekannt. „America The Beautiful“singen sie ohne Wimpernzucken, „America First“ist ein Slogan, der Präsidenten ins Amt hieven half. Dazu gehört, zwar widerwillig anzuerkennen, dass Nachbar Kanada von der Fläche etwas größer ist – sich aber gleich zu trösten, dass dort ja eigentlich nur Schnee liege.
Wie sehr dieses amerikanische Urvertrauen gerade aber angeknackst ist, erkennt man an einem ungeheuren Umstand: Viele Amerikaner sind offenbar bereit, nach Kanada
zu ziehen. Während der TVDebatte (genauer: dem Schreiduell) zwischen Donald Trump und Joe Biden schnellte in den USA die Zahl der Online-Suchen bei Google mit der Frage hoch: „Wie beantragt man die kanadische Staatsbürgerschaft?“
Offenbar hatten es manche Fragenden so eilig – oder waren so erregt-entschlossen –, dass sie nicht einmal mehr richtig tippen konnten. „How to move to Canda?“hieß es oft.
Es handelte sich dabei nicht bloß um eine Schrecksekunde, denn die Anfragen erstreckten bis in die frühen Morgenstunden nach der
Debatte. Konnten viele Amerikaner vor Schock nicht schlafen? Oder waren sie eingeschlafen, aufgewacht – und begriffen dann, dass Trump doch kein Albtraum ist? Der würde vermutlich gerne prahlen, noch niemand habe vor ihm so viele Landsleute vertrieben, aber sicher ist nicht einmal das. Schon unter Expräsident George W. Bush – einst verpönt, aber im Vergleich zu Trump ein Heiliger – hatten derlei Suchanfragen Hochkonjunktur.
Neu könnte sein, dass Amis immer weiter weg wollen. Die Frage, wie man nach Neuseeland auswandert, steht laut Google ebenfalls hoch im Kurs. Neuseeland! Das soll Trump erst mal einer nachmachen.