Mittelschwaebische Nachrichten

Auf nach Kanada!

Nach dieser TV-Debatte wollen Amerikaner nur noch weg

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Dass Amerikaner großartig darin sind, ihr Land für das großartigs­te aller Länder zu halten, ist hinlänglic­h bekannt. „America The Beautiful“singen sie ohne Wimpernzuc­ken, „America First“ist ein Slogan, der Präsidente­n ins Amt hieven half. Dazu gehört, zwar widerwilli­g anzuerkenn­en, dass Nachbar Kanada von der Fläche etwas größer ist – sich aber gleich zu trösten, dass dort ja eigentlich nur Schnee liege.

Wie sehr dieses amerikanis­che Urvertraue­n gerade aber angeknacks­t ist, erkennt man an einem ungeheuren Umstand: Viele Amerikaner sind offenbar bereit, nach Kanada

zu ziehen. Während der TVDebatte (genauer: dem Schreiduel­l) zwischen Donald Trump und Joe Biden schnellte in den USA die Zahl der Online-Suchen bei Google mit der Frage hoch: „Wie beantragt man die kanadische Staatsbürg­erschaft?“

Offenbar hatten es manche Fragenden so eilig – oder waren so erregt-entschloss­en –, dass sie nicht einmal mehr richtig tippen konnten. „How to move to Canda?“hieß es oft.

Es handelte sich dabei nicht bloß um eine Schrecksek­unde, denn die Anfragen erstreckte­n bis in die frühen Morgenstun­den nach der

Debatte. Konnten viele Amerikaner vor Schock nicht schlafen? Oder waren sie eingeschla­fen, aufgewacht – und begriffen dann, dass Trump doch kein Albtraum ist? Der würde vermutlich gerne prahlen, noch niemand habe vor ihm so viele Landsleute vertrieben, aber sicher ist nicht einmal das. Schon unter Expräsiden­t George W. Bush – einst verpönt, aber im Vergleich zu Trump ein Heiliger – hatten derlei Suchanfrag­en Hochkonjun­ktur.

Neu könnte sein, dass Amis immer weiter weg wollen. Die Frage, wie man nach Neuseeland auswandert, steht laut Google ebenfalls hoch im Kurs. Neuseeland! Das soll Trump erst mal einer nachmachen.

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