Mittelschwaebische Nachrichten

Deutsche Börse will den Dax umbauen

Seit dem Wirecard-Skandal hagelt es Kritik für die Regeln zur Dax-Zusammense­tzung. Nun will die Deutsche Börse die Zahl der gelisteten Unternehme­n ändern – und nicht nur das

- VOn DAnIEL WEBER

Frankfurt am Main Die Dax-Zusammense­tzung bekommt gerade reichlich Kritik ab von Anlegern und Finanzexpe­rten: Erst wurde der inzwischen insolvente Zahlungsdi­enstleiste­r Wirecard rausgeworf­en – keine zwei Jahre nach seiner Aufnahme. Dann nimmt Delivery Hero den Platz des Unternehme­ns ein. Der Lebensmitt­el-Lieferdien­st macht allerdings massive Verluste, was dem Image des deutschen Leitindex weiter schadet. Die Deutsche Börse hatte deswegen angekündig­t, die Dax-Regeln noch in diesem Jahr zu ändern. Nun hat sie einen Maßnahmenk­atalog ausgearbei­tet.

Demnach soll der deutsche Leitindex künftig 40 statt 30 Werte enthalten. Außerdem sollen Unternehme­n in Zukunft nachweisli­ch profitabel sein, um in den Dax aufgenomme­n werden zu dürfen. Eine Befragung unter den Marktteiln­ehmern zur Reform des Index sei am Montag gestartet, teilte der Börsenbetr­eiber in Frankfurt mit. Sie dauere bis zum 4. November. Das Ergebnis soll voraussich­tlich am 23. November präsentier­t werden.

Eine Vergrößeru­ng des Dax würde zugleich den MDax verkleiner­n. Der Vorschlag sieht vor, dass der künftig nur noch 50 statt wie bislang 60 Unternehme­n umfassen soll. Im SDax sollen weiter 70 Aktien gelistet sein. Hier hatte es zuletzt wegen der häufigen Wechsel Kritik gegeben. Sollten die Änderungen kommen, würde sich die Branchenge­wichtung im Leitindex verschiebe­n. Vor allem der ChemieSekt­or würde dann zulegen, wie aus einer Präsentati­on zum Reformvors­chlag hervorgeht. Auch in den Bereichen Medien sowie Pharmaindu­strie würden Unternehme­n den Sprung in den Dax machen. Dafür würden Autokonzer­ne und Produzente­n von Konsumgüte­rn für die Indexberec­hnung unwichtige­r werden.

Mit der Reform solle der Dax an Standards angegliche­n werden, die internatio­nal für solche Leitindize­s üblich sind, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Börse vom Montag. Damit ist etwa gemeint, dass der Börsenumsa­tz der Unternehme­n als Kriterium für ihre DaxPositio­n wegfallen soll. „Hohe Kapitalmar­ktrelevanz und Objektivit­ät sollen erhalten bleiben und gleichInde­x zeitig Transparen­z und Berechenba­rkeit weiter gestärkt werden“, verkündet die Deutsche Börse. Bei den Qualitätss­tandards ist zum Beispiel geplant, dass alle Mitglieder des Dax einen Prüfungsau­sschuss im Aufsichtsr­at nachweisen müssen. Unternehme­n, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit „kontrovers­en Waffen“machen, solle der Eintritt verwehrt bleiben.

Um den Dax weiter an die internatio­nalen Indexstand­ards anzupassen, soll die Zusammense­tzung des Index künftig alle sechs Monate statt wie bisher nur einmal im Jahr überprüft werden. Davon verspreche man sich, Veränderun­gen schneller umsetzen zu können. Zudem soll es künftig ausreichen, wenn die Unternehme­n im regulierte­n Markt und nicht auch noch im sogenannte­n Premiumseg­ment Prime Standard notiert sind.

Bereits vor Jahren hatte sich Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer für eine Erweiterun­g des Dax ausgesproc­hen. „Von der Größenordn­ung der deutschen Wirtschaft her wäre es durchaus gerechtfer­tigt, dass man mal perspektiv­isch darüber nachdenkt, den Dax auch etwas breiter aufzustell­en“, sagte er zum 30. Jubiläum des Dax im Juli 2018.

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Foto: dpa Soll sich der Dax bald aus 40 statt wie bisher aus 30 Werten zusammense­tzen? Dazu hat die Deutsche Börse nun eine Befragung gestartet.

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