Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Mann poliert sein Image auf
Mag das Image noch so angekratzt sein, es gibt immer einen Weg, es wieder aufzupolieren. Hilfreich ist diesbezüglich ein gut gefülltes Konto, das sich zügig in kleine, nicht nummerierte Scheine verflüssigen lässt. Dachten sich auch die Scheichs in Katar, als sie den Geldkoffer zückten und flugs eine Fußball-WM kauften. Über allerlei politische Unzulänglichkeiten in deren Heimat sah der Weltverband geflissentlich hinweg.
Kostengünstiger ist der Weg, den Lance Armstrong für die Renovierung seines Ansehens gewählt hat. Der größte (bekannte) Dopingbetrüger aller Zeiten setzt auf eine Mischung aus „War da was?“und „Tue Gutes und sprich darüber“. Alle sieben Tour-de-France-Siege wurden dem einstigen Radprofi im Nachhinein abgesprochen, da er betrogen hatte. In seinem Sport ist er ein Ausgestoßener. Was Armstrong aber nicht sonderlich zu stören scheint, denn zusammen mit seinem alten Rad- und DopingKumpel George Hincapie kommentierte er auch dieses Jahr die Tour in einem Podcast als sei nichts gewesen.
Teil zwei der Imagekampagne führte den US-Amerikaner Anfang Oktober nach Beirut. Mit einer Gruppe Hobbyradler fuhr Armstrong durch die verwüstete Stadt im Libanon, um Spendengelder zu sammeln. Das ist grundsätzlich natürlich etwas Gutes. Denn den Betroffenen dürfte es herzlich egal sein, dass der edle Spender laut zahlreicher ehemaliger Weggefährten eigentlich ein ziemliches Gesäß ist. Einer, der seiner ersten Ehefrau am Valentinstag eröffnete, sich scheiden lassen zu wollen. Der auf der Beerdigung seines langjährigen Mentors und Ersatzvaters in Badelatschen erschien, weil er direkt von einem Fototermin kam. Der im Fahrerfeld gefürchtet war wie ein Diktator und seine Macht auch dazu nutzte, die Karrieren missliebiger Konkurrenten bis zu deren Rücktritt zu sabotieren. Der sich alles reinpfiff, was die Apotheke hergab und bis heute sagt, er habe nur getan, was getan werden musste um zu gewinnen.
Menschen können sich ändern. Selbst ein Lance Armstrong. Die Nonchalance aber, mit der er über seine wenig schmeichelhafte Vergangenheit hinweg geht, lässt doch kurz stutzen. Viele Dopingsünder versuchen es ja mit dem Modell Reue, wenn es darum geht, das Image zu reparieren. Das ist meist ziemlich verlogen. Immerhin diesen Vorwurf kann man Armstrong nicht machen. Er lügt nicht. Er macht einfach weiter.