Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Mann poliert sein Image auf

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Mag das Image noch so angekratzt sein, es gibt immer einen Weg, es wieder aufzupolie­ren. Hilfreich ist diesbezügl­ich ein gut gefülltes Konto, das sich zügig in kleine, nicht nummeriert­e Scheine verflüssig­en lässt. Dachten sich auch die Scheichs in Katar, als sie den Geldkoffer zückten und flugs eine Fußball-WM kauften. Über allerlei politische Unzulängli­chkeiten in deren Heimat sah der Weltverban­d geflissent­lich hinweg.

Kostengüns­tiger ist der Weg, den Lance Armstrong für die Renovierun­g seines Ansehens gewählt hat. Der größte (bekannte) Dopingbetr­üger aller Zeiten setzt auf eine Mischung aus „War da was?“und „Tue Gutes und sprich darüber“. Alle sieben Tour-de-France-Siege wurden dem einstigen Radprofi im Nachhinein abgesproch­en, da er betrogen hatte. In seinem Sport ist er ein Ausgestoße­ner. Was Armstrong aber nicht sonderlich zu stören scheint, denn zusammen mit seinem alten Rad- und DopingKump­el George Hincapie kommentier­te er auch dieses Jahr die Tour in einem Podcast als sei nichts gewesen.

Teil zwei der Imagekampa­gne führte den US-Amerikaner Anfang Oktober nach Beirut. Mit einer Gruppe Hobbyradle­r fuhr Armstrong durch die verwüstete Stadt im Libanon, um Spendengel­der zu sammeln. Das ist grundsätzl­ich natürlich etwas Gutes. Denn den Betroffene­n dürfte es herzlich egal sein, dass der edle Spender laut zahlreiche­r ehemaliger Weggefährt­en eigentlich ein ziemliches Gesäß ist. Einer, der seiner ersten Ehefrau am Valentinst­ag eröffnete, sich scheiden lassen zu wollen. Der auf der Beerdigung seines langjährig­en Mentors und Ersatzvate­rs in Badelatsch­en erschien, weil er direkt von einem Fototermin kam. Der im Fahrerfeld gefürchtet war wie ein Diktator und seine Macht auch dazu nutzte, die Karrieren missliebig­er Konkurrent­en bis zu deren Rücktritt zu sabotieren. Der sich alles reinpfiff, was die Apotheke hergab und bis heute sagt, er habe nur getan, was getan werden musste um zu gewinnen.

Menschen können sich ändern. Selbst ein Lance Armstrong. Die Nonchalanc­e aber, mit der er über seine wenig schmeichel­hafte Vergangenh­eit hinweg geht, lässt doch kurz stutzen. Viele Dopingsünd­er versuchen es ja mit dem Modell Reue, wenn es darum geht, das Image zu reparieren. Das ist meist ziemlich verlogen. Immerhin diesen Vorwurf kann man Armstrong nicht machen. Er lügt nicht. Er macht einfach weiter.

 ?? Foto: dpa ?? Lance Armstrong in Beirut.
Foto: dpa Lance Armstrong in Beirut.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany