Mittelschwaebische Nachrichten
Der FCA macht Hoffnung auf mehr
Augsburg bleibt ungeschlagen. Das hat vor allem mit dem umgebauten Kader zu tun – in dem einer überraschend fehlt
Wolfsburg Für Marco Richter ist es keine einfache Zeit. In der Vorbereitung hatte der Offensivspieler wegen Verletzungen etliche Einheiten verpasst. Als es kurze Zeit später offenbar Anfragen aus Köln oder Frankfurt gab, scheiterte der Wechsel an der Ablöseforderung. Der FCA wollte Richter nicht unter Wert verkaufen. Verständlich, zählt er doch zu den deutschen Spielern mit den vielversprechendsten Aussichten. Das hatte er vor allem bei der U-21-EM 2019 gezeigt, als er mit Deutschland im Finale stand. Mittlerweile ist Richter wieder fit, fehlte aber am Sonntag beim 0:0 in Wolfsburg im Kader. Was für den Offensivspieler eine schlechte Nachricht ist, kann im Gesamtgefüge des FC Augsburg als gutes Zeichen gewertet werden. Die Qualität ist so üppig vorhanden, dass es das mehr als talentierte Eigengewächs nicht in den Kader schafft. „Marco ist ein guter und wichtiger Spieler. Die anderen aber machen es auch gut. Wir hatten die Wahl und haben uns für Ruben Vargas entschieden“, erklärte Aushilfs-Cheftrainer Iraklis Metaxas, der den erkrankten Heiko Herrlich vertreten hatte.
Vargas saß zunächst auch auf der Bank, ebenso wie erneut Alfred Finnbogason oder die Neuzugänge Robert Gumny und Tobias Stobl. Beide absolvierten nach Spiel- schluss in Wolfsburg noch etliche Steigerungsläufe auf dem Rasen der Wolfsburger Arena. Sie arbeiten weiter intensiv an ihrer Fitness, um bald topfit die derzeit gesetzten Spieler unter Druck setzen zu können. Das hebt wieder die Qualität. Der Kader steht, die Neuzugänge passen, das Gesamtgefüge ist mit Verkäufen oder Ausleihen deutlich ausgedünnt worden. Am letzten Tag der Transferperiode wurden noch weitere Korrekturen vorgenommen. So verließ Eduard Löwen, 23, den FCA. Seine Leihe wurde auf Wunsch von Hertha BSC vorzeitig beendet, er kehrt nach Berlin zurück. Auch Eigengewächs Simon Asta verlässt den FCA. Der 19-Jährige wechselt zum Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Über die Ablösemodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.
Es gab auch eine perspektivische Verpflichtung. Innenverteidiger Frederik Winther, 19, kommt für eine Million Euro Ablöse von Lyngby BK und erhält einen Vertrag bis 2025. Der Linksfuß wird für die laufende Spielzeit aber direkt wieder an den dänischen Erstligisten verliehen. Erst ab der kommenden Saison soll Winther für den FCA spielen.
Es läuft also beim FCA. „Einen solchen Saisonstart hat uns keiner zugetraut“, betonte Manager Stefan Reuter dann auch nach dem 0:0 in
Wolfsburg. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir nach drei Spielen so dastehen. Das ist natürlich schön, hilft uns aber am Ende auch nichts“, sagte Raphael Framberger. Am Saisonende also, wenn der FCA seine Jubiläumssaison zu einem guten Ende gebracht haben möchte. Mit dem Klassenerhalt.
Oder vielleicht sogar etwas mehr? Auch in Wolfsburg überzeugte der FCA als Einheit, die kompakte Defensive ist ein entscheidender Faktor. Zudem hat die Mannschaft gezeigt, dass sie auch das kurzfristige Fehlen von Herrlich, der wegen Lungenproblemen im Krankenhaus ist, verkraften kann. Der Cheftrainer hatte sich gleich nach Spielschluss gemeldet. Er war mit seinen Vertretern sehr zufrieden. „Er hat das Spiel ähnlich analysiert und hätte ähnlich gewechselt, wie wir es getan haben. Das freut mich, weil es zeigt, dass wir als Gruppe gut harmonieren“, sagte Metaxas.
Jetzt können die Augsburger etwas durchschnaufen, ehe es nach der Länderspielpause mit dem Topspiel gegen Tabellenführer RB Leipzig weitergeht. „Das ist natürlich eine Superkonstellation“, sagte Stefan Reuter, der sich auch darüber freute, dass die Karten für die beiden Heimspiele gegen Leipzig und Mainz so schnell vergriffen waren.
Während der Länderspielpause ist Zeit, um weiter an den Abläufen zu arbeiten. Auch für Marco Richter. Allerdings muss der FCA sieben Nationalspieler abstellen: Tomas Koubek (Tschechien), Michael Gregoritsch (Österreich), Ruben Vargas (Schweiz), Fredrik Jensen (Finnland), Alfred Finnbogason (Island), Robert Gumny (U21 Polen) und Carlos Gruezo (Ecuador).
Letzterer hätte sich nach FCAWünschen in Augsburg erholen sollen, er war mit Problemen am Oberschenkel und Sprunggelenk am Sonntag ausgewechselt worden. Doch der ecuadorianische Verband bestand darauf, dass er anreist.