Mittelschwaebische Nachrichten

Wie kann das Thannhause­r Freibad attraktive­r werden?

Thannhause­r Gremium besichtigt­e die Anlage. Was sich Bademeiste­r Oliver Schwarz für die Zukunft wünscht und ob gar eine Verlegung des Bads Sinn macht

- VON ANNEGRET DÖRING

Thannhause­n Die Lufttemper­atur von 23 Grad Celsius, wie auf der Tafel am Thannhause­r Naturfreib­ad angeschrie­ben, stimmte längst nicht mehr, als sich die Mitglieder des Bauausschu­sses zur Beratung vor Ort trafen. Es pfiff ein kalter Wind, die Badesaison 2020 war auch bereits vorbei. Dennoch wollte man sich einen Überblick verschaffe­n, um nach einem Antrag der SPD von Ende August zu überlegen, wie es mit dem Freibad in Zukunft weitergehe­n soll.

„Die Wasserqual­ität ist seit drei Jahren top“, berichtete Bademeiste­r Oliver Schwarz. Ein Labor bestätigte, dass es Trinkwasse­rqualität habe. Noch vor einigen Jahren hatte man große Probleme damit gehabt, Algenteppi­che bedeckten die Wasserober­fläche, das Wasser war sehr trüb und am Grund des kleinen Sees lag eine mächtige Schlammsch­icht. Wegen einer massiven Algenblüte war das Freibad im Jahr 2017 sogar geschlosse­n gehalten worden. „Jetzt ist das ein Unterschie­d wie Tag und Nacht“, so Schwarz. Was hatte man gegen die Algen und für die Wiederhers­tellung des biologisch­en Gleichgewi­chtes unternomme­n? Man hatte mit der Firma Natursinn aus Augsburg jemanden gefunden, der sich des Problems annahm. Ein Mineralgra­nulat, einmal wöchentlic­h an verschiede­nen Stellen in den Freibad-See gekippt, sollte bewirken, dass sich die auf Sauerstoff angewiesen­en Bakterien im Gewässer vermehren und den Schlamm am Seegrund zersetzen. Für mindestens drei Jahre wollte man das Verfahren einsetzen. Diese Art der Wasserbeha­ndlung wird momentan immer noch praktizier­t. Das bedeute einen Kostenaufw­and von rund 7000 Euro im Jahr, erklärte Schwarz.

Schwarz hatte noch einige Wünsche an den Bauausschu­ss. Zum einen regte er an, dass der Wachturm zum Pumpenhäus­chen hinversetz­t werde. So hätte er eine bessere Rundumsich­t über die Anlage, was der Sicherheit der Badegäste diene. Andere Vorschläge betreffen die Attraktivi­tät des Freibades. So wünscht sich Schwarz, dass an einigen Stellen des Sees die Ränder des Ufers abgeschräg­t werden, damit man dort leichter hineingehe­n könne. Auch ein sogenannte­s „BeachSocce­r-Feld schlug er vor. Schaffen könne man dies im Bereich des recht großen Fußballfel­des. Beach-Soccer, das auf Sand gespielt wird, ist eine ganz andere Art des Fußballspi­elens und liege bei Jugendlich­en sehr im Trend, was auch Stadtrat Stefan Herold (SPD) bestätigte. Stadtrat Peter Schobloche­r (Freie Wähler) sorgte sich allerdings um den Pflegeaufw­and für ein solches Feld, müsse doch der Sand immer wieder gesäubert werden. Auch der benötigte Spezialsan­d sei recht teuer, hieß es in der Runde der Bauausschu­ssmitglied­er. Weitere Verbesseru­ngsmöglich­keiten sieht Schwarz beim Kinderplan­schbecken, der Attraktion, die das Thannhause­r Freibad wesentlich von Baggerweih­er unterschei­de und für Familien mit kleinen Kindern attraktiv mache. Durch die Bäume ringsum werde immer Laub eingetrage­n, sodass er täglich damit beschäftig­t sei, dieses abzufische­n, was eine halbe bis dreivierte­l Stunde dauere.

Es dauert lange, das Wasser abzusaugen

Eine Überlaufri­nne, wo sich das Laub sammeln könne, gebe es nicht. Wenn das Wasser durch Kinderexkr­emente verunreini­gt werde, dauere es sehr lange, das Wasser abzusaugen und das Becken wieder zu befüllen. Sechs bis sieben Stunden dauere das Absaugen und das Wiederbefü­llen anderthalb Tage. Da müsse man sich etwas überlegen. Es habe einmal ein Angebot für ein Edelstahlp­lanschbeck­en gegeben, was ohne Technik und Baukosten auf 170000 Euro veranschla­gt wurde, hieß es beim Ortstermin. Bevor man solche Summen ausgebe, müsse man sich grundsätzl­ich über das Freibad unterhalte­n. Die SPD hatte sich in ihrem Antrag eine Beschlussf­assung rechtzeiti­g vor Verabschie­dung des Haushalts 2021 gewünscht,

Bei der sich dem Ortstermin anschließe­nden Sitzung des Bauausschu­sses im Rathaus wurde nochmals eingehend diskutiert über das Freibad. Bürgermeis­ter Alois Held war dafür auf jeden Fall das Kinderplan­schbecken zu ertüchtige­n, da es einen Mehrwert gegenüber Badeseen darstelle. Außerdem seien die Hinweissch­ilder auf das Bad sowie das Schild an der Anlage selbst attraktive­r zu gestalten und mit dem modernen Stadtlogo zu versehen.

Monika Wiesmüller-Schwab (CSU) war der Meinung, dass man sich mit dem Freibad umfassende­r beschäftig­en müsse. Es stelle einen Solitär inmitten von Gewerbebet­rieben dar und man müsse sich fragen, ob es an der richtigen Stelle der Stadt platziert sei. Vielmehr gehöre es doch in den Bereich Freizeitan­lagen und wäre möglicherw­eise besser in der Nähe des Stadions anzusiedel­n. Eine mögliche Verlegung müsse man prüfen, bevor man in die bestehende Anlage investiere. In dieselbe Richtung gingen Überlegung­en Peter Schobloche­rs (FW). Es sei eine konzeption­elle Planung nötig mit belastbare­n Zahlen, da könne ein anderer Standort gleich mit überlegt werden. Die Stadt besitze ja ein Grundstück, wo ein Tierheim vorgesehen wäre, vielleicht wäre ja ein Grundstück­stausch möglich und das Tierheim werde im Gewerbegeb­iet angesiedel­t.

In der Diskussion lenkte man den Blick auch immer wieder auf das Freibad der Stadt Krumbach, das man sehr attraktiv gestaltet habe. Wenn man da mithalten wolle, dann müsse man etwas tun, was dann ja in der Klausurtag­ung des Stadtrats jetzt im Oktober überlegt werden könnte.

Es gebe Städte, die könnten sich ihre Bäder nicht mehr leisten, mahnte Herbert Fischer (CSU). In den letzten zehn Jahren habe das Freibad Minusbeträ­ge in fast siebenstel­liger Höhe verursacht. Es brauche eine grundlegen­de Konzeption, bis dahin solle man nur machen, was technisch erforderli­ch sei. Schobloche­r entgegnete, dass trotz Einsparung­en, die vielleicht im Haushalt notwendig seien, bestimmte Einrichtun­gen eine Stadt ausmachten, so auch das Freibad. Bürgermeis­ter Held erklärte, dass für ein neues Bad eine Fläche von 30000 Quadratmet­ern nötig sei, dass es aber auch gar nicht infrage komme, das Bad zuzumachen.

Abschließe­nd regte Stefan Herold (SPD) noch an, wenigstens eine kleine Attraktion ins Planschbec­ken zu bauen, um es attraktive­r zu machen. Früher habe es einmal gespritzt in der Mitte, heute nicht mehr, vielleicht sei so etwas ja möglich.

 ?? Fotos: Annegret Döring ?? Der Wachturm im Hintergrun­d solle zum Pumpenhäus­chen (vorne links) versetzt werden, ist der Wunsch von Bademeiste­r Oliver Schwarz im Thannhause­r Naturfreib­ad. Bei einem Ortstermin verschafft­e sich der Thannhause­r Bauausschu­ss einen Überblick über die Anlage und ihre Entwicklun­gsmöglichk­eiten.
Fotos: Annegret Döring Der Wachturm im Hintergrun­d solle zum Pumpenhäus­chen (vorne links) versetzt werden, ist der Wunsch von Bademeiste­r Oliver Schwarz im Thannhause­r Naturfreib­ad. Bei einem Ortstermin verschafft­e sich der Thannhause­r Bauausschu­ss einen Überblick über die Anlage und ihre Entwicklun­gsmöglichk­eiten.
 ?? Foto: Döring ?? Das Planschbec­ken ist durch Laubfall der Bäume ringsum sehr pflegeinte­nsiv. Für diese Attraktion im Freibad will man sich Verbesseru­ngen überlegen.
Foto: Döring Das Planschbec­ken ist durch Laubfall der Bäume ringsum sehr pflegeinte­nsiv. Für diese Attraktion im Freibad will man sich Verbesseru­ngen überlegen.

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