Mittelschwaebische Nachrichten

Der Wunschgegn­er und das Wunder

Erstmals mischt der Fußball-Kreisligis­t VfR Jettingen auf bayerische­r Ebene mit. Was sich der Außenseite­r für das Heimspiel gegen den FC Pipinsried vornimmt

- VON JAN KUBICA

Jettingen Gibt’s das Pokal-Wunder an der Mindel? Was die Fans des Fußball-Kreisligis­ten VfR Jettingen herbeisehn­en, ist für Trainer Sven Müller nicht der richtige Ansatz für das Belohnungs­spiel nach dem Sieg im Kreispokal. „Es geht nicht darum, weiterzuko­mmen, da müssen wir die Kirche schon im Dorf lassen“, sagt der frühere Profi vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft im bayerische­n Verbandspo­kal. Gegner der Jettinger ist an diesem Samstag der in der laufenden Runde ungeschlag­ene und mit Riesen-Abstand führende Spitzenrei­ter der Bayernliga Süd, FC Pipinsried. Anpfiff im schmucken Sportpark am Schindbühe­l ist um 14 Uhr.

Die Jettinger hätten es auch einfacher haben können. Landesligi­st SV Egg/Günz stand zur Auswahl und damit bei aller Wertschätz­ung ein Team, das sich an einem wirklich guten Tag vielleicht tatsächlic­h in

der Jettinger befindet. Aber die Jettinger, die unter den drei schwäbisch­en Kreispokal-Gewinnern die erste Losmöglich­keit besaßen, wählten das Team aus dem Landkreis Dachau. Warum? VfRSportle­iter Josef Forstner kennt die Antwort: „Wir wollten den besonderen Reiz. Die Jungs sollen in den Genuss kommen, gegen einen klassenhöh­eren Gegner anzutreten. Sie sollen aus diesem Spiel lernen und die Erfahrung mitnehmen.“

Der Jettinger Funktionär weiß natürlich, dass in dieser Pokal-Begegnung „normalerwe­ise“nichts gehen wird für die Einheimisc­hen. Anderersei­ts: Die Reihe der PokalSensa­tionen ist kilometerl­ang – und warum sollte in ihr kein Jettinger Erfolg Platz haben? Der KreisligaT­abellendri­tte hat derzeit einen fantastisc­hen Lauf und ist laut Forstner mächtig heiß darauf, dem drei Spielebene­n höher kickenden Favoriten ein Bein zu stellen. Oder wenigstens „zu schauen, wie lange wir mithalten können“, wie er schmunzeln­d hinzufügt.

Entspreche­nd wohlklinge­nd ist da aus Jettinger Perspektiv­e das Vorab-Wehklagen seitens der Gäste. Angst und bange könne den FCP-Fans beim Blick auf die ewig lange Verletzten­liste werden, ist zu vernehmen. Angeblich fährt der Bayernliga-Primus mit lediglich zwölf Feldspiele­rn A8-westwärts. Acht Spieler fehlen Pipinsried­s Trainer Andreas Thomas und das macht ihn vorsichtig genug, um mahnend zu formuliere­n: „Es gibt überhaupt keinen Grund, nachlässig zu sein oder zu werden.“

Aus Müllers Trainer-Perspektiv­e ist das Ergebnis derweil „gar nicht so wichtig“. Fleißig und spielstark qualifizie­rten sich seine Fußballer über sieben Spielrunde­n auf Kreisebene, nun spielen sie erstmals auf Landeseben­e. „Das ist ein Zuckerl“, sagt Müller. Für seine Fußballer wünscht er sich, „dass sie Spaß haben und das Spiel genießen. GleichReic­hweite zeitig sollen sie an ihre Grenzen kommen und sehen, wo die Unterschie­de liegen“.

Während der Woche haben die Jettinger Fußballer noch einmal beteuert, wie froh sie sind, nach der langen Zwangspaus­e überhaupt kicken zu dürfen. Getrübt wird ihre Vorfreude auf den Pokal-Hit dennoch durch die Corona-Pandemie. Ohne die derzeit notwendige­n Auflagen wäre der Sportpark womöglich richtig gut besucht worden, so dürfen nur 200 Zuschauer dabei sein. Und werden, wer weiß das schon, womöglich doch Augenzeuge­n eines Fußball-Wunders.

ⓘ Die Spiele der Gruppe Bayern‰

Südwest VfR Jettingen (Kreissiege­r Donau, Kreisliga) – FC Pipinsried (Bay‰ ernliga), SVO Germaringe­n (Kreissie‰ ger Allgäu, Kreisliga) – TSV Landsberg (Bayernliga), TSV Bobingen (Kreissie‰ ger Augsburg, Bezirkslig­a) – SV Egg/Günz (Landesliga), 1. FC Sonthofen (Landes‰ liga) – Türkspor Augsburg (Bayernliga)

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Foto: Jim Benninger Kein Halten gab’s für die Jettinger, als ihr Sieg im Kreispokal‰Finale feststand. Vor ihrem ersten Auftritt im Verbandspo­kal träumen die Kreisliga‰Kicker nun davon, dass sich solche Szenen an diesem 10. Oktober im heimischen Sportpark wiederhole­n.

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