Mittelschwaebische Nachrichten
Der Wunschgegner und das Wunder
Erstmals mischt der Fußball-Kreisligist VfR Jettingen auf bayerischer Ebene mit. Was sich der Außenseiter für das Heimspiel gegen den FC Pipinsried vornimmt
Jettingen Gibt’s das Pokal-Wunder an der Mindel? Was die Fans des Fußball-Kreisligisten VfR Jettingen herbeisehnen, ist für Trainer Sven Müller nicht der richtige Ansatz für das Belohnungsspiel nach dem Sieg im Kreispokal. „Es geht nicht darum, weiterzukommen, da müssen wir die Kirche schon im Dorf lassen“, sagt der frühere Profi vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft im bayerischen Verbandspokal. Gegner der Jettinger ist an diesem Samstag der in der laufenden Runde ungeschlagene und mit Riesen-Abstand führende Spitzenreiter der Bayernliga Süd, FC Pipinsried. Anpfiff im schmucken Sportpark am Schindbühel ist um 14 Uhr.
Die Jettinger hätten es auch einfacher haben können. Landesligist SV Egg/Günz stand zur Auswahl und damit bei aller Wertschätzung ein Team, das sich an einem wirklich guten Tag vielleicht tatsächlich in
der Jettinger befindet. Aber die Jettinger, die unter den drei schwäbischen Kreispokal-Gewinnern die erste Losmöglichkeit besaßen, wählten das Team aus dem Landkreis Dachau. Warum? VfRSportleiter Josef Forstner kennt die Antwort: „Wir wollten den besonderen Reiz. Die Jungs sollen in den Genuss kommen, gegen einen klassenhöheren Gegner anzutreten. Sie sollen aus diesem Spiel lernen und die Erfahrung mitnehmen.“
Der Jettinger Funktionär weiß natürlich, dass in dieser Pokal-Begegnung „normalerweise“nichts gehen wird für die Einheimischen. Andererseits: Die Reihe der PokalSensationen ist kilometerlang – und warum sollte in ihr kein Jettinger Erfolg Platz haben? Der KreisligaTabellendritte hat derzeit einen fantastischen Lauf und ist laut Forstner mächtig heiß darauf, dem drei Spielebenen höher kickenden Favoriten ein Bein zu stellen. Oder wenigstens „zu schauen, wie lange wir mithalten können“, wie er schmunzelnd hinzufügt.
Entsprechend wohlklingend ist da aus Jettinger Perspektive das Vorab-Wehklagen seitens der Gäste. Angst und bange könne den FCP-Fans beim Blick auf die ewig lange Verletztenliste werden, ist zu vernehmen. Angeblich fährt der Bayernliga-Primus mit lediglich zwölf Feldspielern A8-westwärts. Acht Spieler fehlen Pipinsrieds Trainer Andreas Thomas und das macht ihn vorsichtig genug, um mahnend zu formulieren: „Es gibt überhaupt keinen Grund, nachlässig zu sein oder zu werden.“
Aus Müllers Trainer-Perspektive ist das Ergebnis derweil „gar nicht so wichtig“. Fleißig und spielstark qualifizierten sich seine Fußballer über sieben Spielrunden auf Kreisebene, nun spielen sie erstmals auf Landesebene. „Das ist ein Zuckerl“, sagt Müller. Für seine Fußballer wünscht er sich, „dass sie Spaß haben und das Spiel genießen. GleichReichweite zeitig sollen sie an ihre Grenzen kommen und sehen, wo die Unterschiede liegen“.
Während der Woche haben die Jettinger Fußballer noch einmal beteuert, wie froh sie sind, nach der langen Zwangspause überhaupt kicken zu dürfen. Getrübt wird ihre Vorfreude auf den Pokal-Hit dennoch durch die Corona-Pandemie. Ohne die derzeit notwendigen Auflagen wäre der Sportpark womöglich richtig gut besucht worden, so dürfen nur 200 Zuschauer dabei sein. Und werden, wer weiß das schon, womöglich doch Augenzeugen eines Fußball-Wunders.
ⓘ Die Spiele der Gruppe Bayern
Südwest VfR Jettingen (Kreissieger Donau, Kreisliga) – FC Pipinsried (Bay ernliga), SVO Germaringen (Kreissie ger Allgäu, Kreisliga) – TSV Landsberg (Bayernliga), TSV Bobingen (Kreissie ger Augsburg, Bezirksliga) – SV Egg/Günz (Landesliga), 1. FC Sonthofen (Landes liga) – Türkspor Augsburg (Bayernliga)