Mittelschwaebische Nachrichten
Ruben Vargas boxt sich durch
Körperlich zählt der FCA-Profi nicht zu den Schwergewichten. Trotzdem versteht er sich durchzusetzen. Darum spielt er mit der Schweiz gegen Deutschland
Dass Sport im Leben von Ruben Vargas eine besondere Rolle spielen würde, stand schon bei seiner Geburt fest. Seine Mutter Fabienne Della Giacoma nahm als 20-Jährige für die Schweiz an der Trampolin-EM teil, ehe ein Trainingsunfall ihre sportliche Karriere beendete. Sein Vater Victor Vargas, er stammt aus der Dominikanischen Republik, arbeitet im Großraum Luzern als Golflehrer. Auch sein jüngerer Bruder Manuel spielt Fußball. „Ruben war von klein auf immer auf dem Sportplatz“, erinnert sich seine Mutter. „Er hat alles ausprobiert.“Basketball, Baseball, Golf. Aber ziemlich schnell wurde sein Fußball-Talent sichtbar.
Dass er schon in seiner zweiten Saison als Fußball-Profi beim FC Augsburg jetzt als 22-Jähriger zum Stamm der Schweizer Nationalmannschaft
gehört, die an diesem Dienstag in der Nations League auf Deutschland trifft, macht auch seine Mutter stolz. Schnelligkeit – die ist auch ein Markenzeichen von Ruben Vargas auf dem Platz, genau wie seine Unberechenbarkeit im Dribbling, sein Durchsetzungsvermögen und seine Robustheit. Die eignete er sich in der kleinen Gemeinde Adligenswil vor den Toren Luzerns am Vierwaldstättersee von klein auf an. Egal ob auf oder neben dem Sportplatz. Als er in der Jugend zum FC Luzern wechselte, gehörte er körperlich zu den Kleinsten. „Er musste sich immer durchboxen“, erinnert sich seine
Mutter, die als
Steuerberaterin und Immobilienverwalterin arbeitet. Doch Ruben ging seinen Weg. Er qualifizierte sich für die Sportschule. Nach der Sekundarstufe absolvierte er eine Malerlehre. Für den 15-Jährigen bedeutete das, bis zum frühen Nachmittag auf den Baustellen arbeiten und dann noch Training. Es war eine harte Schule zum Profi.
2017 gab er dann unter Trainer Markus Babbel sein Debüt für den FC Luzern als Außenstürmer in der Schweizer Super League. Zwei Jahre später wechselte er in die Bundesliga – zum FC Augsburg. Dort unterschrieb er bis 2024. Für ihn der erste große Schritt in die eigene
Unabhängigkeit. Dabei spielten nicht nur sportliche Gründe eine Rolle. Augsburg ist nur rund drei Autostunden von Luzern entfernt. Auch wenn die Eltern nicht mehr zusammenleben, ist die Familie für den Profi Vargas der Rückzugsort und Fixpunkt.
Auch sportlich war der FC Augsburg die richtige Wahl. Auf Anhieb setzte sich der 1,74 Meter große und nur 69 Kilogramm schwere Vargas als Leichtgewicht in der Bundesliga durch, wurde Stammspieler, erzielte in 35 Partien sieben Tore. Und in Augsburg wurde er zum A-Nationalspieler. „Alle in Adligenswil sind stolz auf ihn“, sagt seine Mutter. Vargas ist nach Stephan Lichtsteiner der zweite Nationalspieler aus der kleinen Gemeinde. Und mit seinem Vorbild spielte er in der vergangenen Saison beim FCA sogar noch zusammen. Robert Götz