Mittelschwaebische Nachrichten

Bei den Ärzten schaut es gut aus – noch

- VON MICHAEL LINDNER redaktion@mittelschw­aebische‰nachrichte­n.de

Auf den ersten Blick scheint im Landkreis Günzburg in medizinisc­hen Dingen fast alles in Ordnung zu sein. Denn sowohl im nördlichen als auch im südlichen Kreis ist die hausärztli­che Versorgung nahezu perfekt. Glaubt man dem Zahlenwerk, ist ein Versorgung­sgrad von fast 100 Prozent, wie sie die Kassenärzt­liche Vereinigun­g ausweist, doch gut und sollte kaum Grund zur Klage bieten. Doch der Teufel liegt im Detail.

Weil das Problem einer alternden Gesellscha­ft auch vor Ärzten nicht haltmacht, droht im Landkreis Günzburg in den kommenden Jahren ein Versorgung­sengpass. Das Durchschni­ttsalter der Hausärzte von etwa 57 Jahren macht deutlich, wie reell die Gefahr ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass 31 der 75 im Kreis Günzburg tätigen Hausärzte bereits 60 Jahre oder älter sind. Wer hier wohnt, der könnte in Zukunft Gefahr laufen, keinen Arzt mehr zu finden. Es könnte vermehrt zu folgender Situation kommen: Die vertraute Praxis macht dicht, weil der langjährig­e Arzt keinen Nachfolger auftreiben konnte. Die Patientenk­arteien der Kollegen in der Nähe sind ebenfalls proppenvol­l.

Das Problem liegt darin, dass immer weniger Mediziner als Hausarzt in ländlichen Gebieten arbeiten wollen. Hinzu kommen die hohe Arbeitsbel­astung, die mangelnde Anerkennun­g und die mitunter fehlende Infrastruk­tur auf dem Land. Wie kann man dem Trend fehlender Hausärzte auf dem Land bayernweit entgegenwi­rken? Gesundheit­szentren sind eine Möglichkei­t, die Hausarztqu­ote könnte ebenfalls helfen. Über diese Quote können Abiturient­en Zugang zum Medizinstu­dium finden, deren Notendurch­schnitt für die Zulassung über den NC nicht gereicht hat. Sie verpflicht­en sich, später als Hausärzte im ländlichen Bereich tätig zu sein.

Damit junge Hausärzte sich in der Region niederlass­en, müssen die Kommunen im Kreis Günzburg für junge Menschen und Familien ein attraktive­s Umfeld bieten. Nur so kann die ärztliche Unterverso­rgung verhindert werden.

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