Mittelschwaebische Nachrichten
Bei den Ärzten schaut es gut aus – noch
Auf den ersten Blick scheint im Landkreis Günzburg in medizinischen Dingen fast alles in Ordnung zu sein. Denn sowohl im nördlichen als auch im südlichen Kreis ist die hausärztliche Versorgung nahezu perfekt. Glaubt man dem Zahlenwerk, ist ein Versorgungsgrad von fast 100 Prozent, wie sie die Kassenärztliche Vereinigung ausweist, doch gut und sollte kaum Grund zur Klage bieten. Doch der Teufel liegt im Detail.
Weil das Problem einer alternden Gesellschaft auch vor Ärzten nicht haltmacht, droht im Landkreis Günzburg in den kommenden Jahren ein Versorgungsengpass. Das Durchschnittsalter der Hausärzte von etwa 57 Jahren macht deutlich, wie reell die Gefahr ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass 31 der 75 im Kreis Günzburg tätigen Hausärzte bereits 60 Jahre oder älter sind. Wer hier wohnt, der könnte in Zukunft Gefahr laufen, keinen Arzt mehr zu finden. Es könnte vermehrt zu folgender Situation kommen: Die vertraute Praxis macht dicht, weil der langjährige Arzt keinen Nachfolger auftreiben konnte. Die Patientenkarteien der Kollegen in der Nähe sind ebenfalls proppenvoll.
Das Problem liegt darin, dass immer weniger Mediziner als Hausarzt in ländlichen Gebieten arbeiten wollen. Hinzu kommen die hohe Arbeitsbelastung, die mangelnde Anerkennung und die mitunter fehlende Infrastruktur auf dem Land. Wie kann man dem Trend fehlender Hausärzte auf dem Land bayernweit entgegenwirken? Gesundheitszentren sind eine Möglichkeit, die Hausarztquote könnte ebenfalls helfen. Über diese Quote können Abiturienten Zugang zum Medizinstudium finden, deren Notendurchschnitt für die Zulassung über den NC nicht gereicht hat. Sie verpflichten sich, später als Hausärzte im ländlichen Bereich tätig zu sein.
Damit junge Hausärzte sich in der Region niederlassen, müssen die Kommunen im Kreis Günzburg für junge Menschen und Familien ein attraktives Umfeld bieten. Nur so kann die ärztliche Unterversorgung verhindert werden.