Mittelschwaebische Nachrichten

Schritt für Schritt und nie zu schnell

Wie Anthony Barousse die Landesliga-Fußballer des SC Ichenhause­n in Form bringt

- VON JAN KUBICA

Ein gesunder Körper ist die erste Voraussetz­ung, um Fußball zu spielen. Darum müssen wir auf unseren Körper aufpassen.

Anthony Barousse sagt das, Franzose aus Laval im französisc­hen Departemen­t Mayenne und von Beruf Athletiktr­ainer. Mit einem bubenhafte­n Lächeln steht der 31-Jährige auf dem Trainingsp­latz des SC Ichenhause­n und beobachtet sorgfältig, wie sich die Landesliga-Kicker des SC Ichenhause­n auf ihr nächstes Punktspiel vorbereite­n. Nichts entgeht ihm, denn als Fachmann weiß er: Jede Bewegung zu viel oder zu wenig, jede Fehlbelast­ung, jeder falsch gesetzte Übungsschw­erpunkt kann letztlich darüber entscheide­n, ob ein Spieler beim Anpfiff hundertpro­zentig fit ist oder ob ihm, wenn’s hart auf hart kommt, die paar Körner fehlen, die den Unterschie­d zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Dass Barousse überhaupt zum SC Ichenhause­n kam, ist ein Stück Zufall, auf jeden Fall aber ein Glücksfall. Als Jugendlich­er besuchte er in seiner Heimat eine Fußball-Eliteschul­e, spielte auf regionaler Ebene. Nach einer Verletzung wechselte Barousse erfolgreic­h ins Traineramt. Er besitzt die A-Lizenz als Fußballleh­rer, studierte Sportwisse­nschaft mit Schwerpunk­t Bewegungss­port und Gesundheit. Vor einigen Jahren lernte er im Rahmen des Fußball-Turniers „Vier Regionen für Europa“eine junge Frau aus Ichenhause­n kennen. Die beiden wurden ein Paar und vor nunmehr drei Jahren beschloss der Franzose, zur Freundin und damit in eine neue Heimat umzusiedel­n. Erst ging’s nach Regensburg, dann in den Günzburg. „Und plötzlich war ich in Ichenhause­n und wollte wieder auf dem Platz stehen, etwas vermitteln. Und zum SCI waren es nur fünf Minuten mit dem Fahrrad“, erzählt er.

Berührungs­ängste mit der deutschen Sprache und Kultur kannte Barousse nie. 1000 Stunden Deutschunt­erricht hat er absolviert. Man hört es. Er spricht wirklich fabelhaft Deutsch, verwendet häufig das komplizier­tere von zwei möglichen Wörtern, um sich exakt auszudrück­en. Auch den Umgang mit anderen Menschen sucht der 31-Jährige, der sich selbst als „offen und neugierig“bezeichnet. Und er kann äußerst unterhalts­am plaudern. Die Frage, wie er mit der schwäbisch­en Mundart zurechtkom­mt, kontert er mit breitem Grinsen und der Bemerkung: „Ich habe zuvor zwei Jahre in der Oberpfalz gelebt.“Mit ähnlichem Unterton äußert sich Barousse über die hiesige Küche: „Ich esse Kässpätzle und trinke Bier.“

Unterschie­de in der Lebensweis­e gibt es natürlich, sagt der Franzose mit einem Schmunzeln. Einen zentralen benennt er so: „Hier leben wir, um zu arbeiten und in Frankreich arbeiten wir, um zu leben.“

Als Athletiktr­ainer betrachtet Barousse jeden Sportler als Ganzheit. Er reduziert ihn nicht auf seinen akLandkrei­s tuellen Fitnesssta­nd und lässt erst gar nicht das Missverstä­ndnis aufkommen, dass Training nur mit Anstrengun­g verbunden ist oder gewisse Grundlagen für jede Sportart gleicherma­ßen taugen. „Das hier sind Fußballspi­eler“, leitet er seine Ausführung mit einem Blick auf die Ichenhause­r Mannschaft ein, die gerade mit ein paar Aufwärmübu­ngen beschäftig­t ist. Dann sagt er: „Das ist eine komplett andere sportliche Aktivität, eine andere Intensität und andere Bewegungen als sie ein Schwimmer oder ein Boxer hat; die brauchen deshalb auch nicht dieselben Muskeln.“Er fühlt sich auch für die korrekte Dosis an Ruhephasen verantwort­lich, denn schlafen, sich gut ernähren und fit im Kopf sein sind laut Barousse unverzicht­bare Komponente­n für sportliche­n Erfolg. „Training ist Belastung plus Regenerati­on. Mit diesen beiden Parametern spiele ich.“

Was in verstärkte­m Maß für Fußballer gilt, die nach einer Verletzung­spause auf den Platz zurückkehr­en. Vom behandelnd­en Physiother­apeuten erhält Barousse in derartigen Fällen die Basisinfor­mation, was ein Spieler machen darf und was nicht. „Meine Arbeit ist, dann zu steuern, dass er möglichst schnell, aber nicht zu schnell wieder fit wird.“Eine zu ehrgeizige Trainingsp­lanung könne jeden Spieler nach vielen kleinen Schritten in die richtige Richtung mit einem Schlag wieder an den Start zurückwerf­en, argumentie­rt er.

Genau das will der Athletiktr­ainer natürlich vermeiden. Die entscheide­nde Leitlinie für Barousse ist, „dass Spieler durch meine Arbeit intensiver spielen und länger laufen können und sich dabei so wenig wie möglich verletzen“.

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Fotos: Ernst Mayer Wichtige Worte: Wenn Anthony Barousse im Training mit ihnen spricht, hören die Fußballer des SC Ichenhause­n ganz genau zu. Sie wissen, dass der Fachmann aus Frankreich ein Glücksgrif­f für sie und den Verein ist.
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Arbeiten mit einem Lächeln: So versteht Athletiktr­ainer Anthony Barousse seine Tä‰ tigkeit beim SC Ichenhause­n.

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