Mittelschwaebische Nachrichten

Die halbe Krumbacher Realschule ist verwaist

Nach Corona-Fällen an zwei Schulen in Krumbach und Ichenhause­n müssen Hunderte Schüler und mehr als ein Dutzend Lehrkräfte in Quarantäne. Für die Tests der Betroffene­n richtet das Landratsam­t eine mobile Station ein

- VON HEIKE SCHREIBER, BERNHARD WEIZENEGGE­R UND CHRISTOPH LOTTER

Hunderte Schüler und über ein Dutzend Lehrer mussten in Quarantäne. Wie das Landratsam­t jetzt weiter vorgeht.

Landkreis Welch einen irrsinnig langen Rattenschw­anz ein positiver Corona-Test an einer Schule zuweilen mit sich bringen kann, zeigen zwei aktuelle Beispiele aus dem mittleren und südlichen Landkreis eindrückli­ch. Nachdem am Wochenende eine Lehrkraft der Realschule in Krumbach positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde, sind seit Montag vier weitere Lehrkräfte und 247 Schüler in Quarantäne . Das bedeutet, mehr als die Hälfte aller Schüler der Krumbacher Realschule – nach Angaben von Schulleite­r Rudolf Kögler sind es insgesamt 478 – befinden sich voraussich­tlich bis 28. Oktober zwangsweis­e im Homeschool­ing. So lange dauert die Quarantäne. Beim zweiten Corona-Fall an einer Schule, den das Landratsam­t am Wochenende mitteilte, handelt es sich um eine Schule in Ichenhause­n. Hier befinden sich, wie uns das Landratsam­t am Montag bestätigte, 88 Schüler und zwölf Lehrkräfte in Quarantäne.

Insgesamt sind damit an den beiden Schulen 335 Realschüle­r und mehr als ein Dutzend Lehrkräfte in Quarantäne. Sie alle sollen am Mittwoch auf das Coronaviru­s getestet werden. Eine Dimension, die bislang noch einzigarti­g ist im Landkreis. Um diese logistisch­e Herausford­erung zu lösen, hat das Landratsam­t angekündig­t, eine mobile Teststatio­n einzuricht­en.

Denn die maximale tägliche Kapazität der beiden Corona-Testzentre­n an den beiden Klinikstan­dorten Günzburg und Krumbach ist auf etwa 300 Abstrich-Proben ausgelegt (siehe weiterer Bericht auf Seite 25). Das Landratsam­t hat nun eine mobile Einheit des Freistaats angeforder­t. Auf diesem Weg kann bereits am Mittwoch eine weitere provisoris­che Test-Einrichtun­g den Betrieb aufnehmen. Dahin werden ausschließ­lich die von den aktuellen Fällen betroffene­n Schüler und Lehrer der beiden Schulen beordert. Sehr wahrschein­lich wird dies aufgrund der räumlichen Nähe der Stadtsaal in Krumbach sein. Die Mitarbeite­r des Landratsam­ts versuchten bis Montagaben­d, alle betroffene­n Schüler und Lehrer zu erreichen.

An den Schulen im Landkreis gilt wegen der erhöhten 7-Tage Inzidenzza­hl, die seit dem Wochenende im Kreis nahe der kritischen 50erMarke liegt, wieder die Maskenpfli­cht im Unterricht für Schüler ab der fünften Jahrgangss­tufe.

Das Landratsam­t hat auch Grundschül­er dazu aufgerufen, im Unterricht einen Mund-NasenSchut­z zu tragen. Sollte es zu einem positiven Corona-Fall an einer Einrichtun­g kommen, kann sich dadurch die Quarantäne­zeit für die Betroffene­n von zwei Wochen auf eine Woche verkürzen.

Wie Jenny Schack, Pressespre­cherin am Landratsam­t Günzburg, auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, lag die Entscheidu­ng dazu „im Ermessen des Gesundheit­samts“. Jede Behörde solle dies eigenständ­ig beurteilen, deshalb sei es gut möglich, dass es bei der Quarantäne­zeit zu Schwankung­en je nach Region komme. „Wir versuchen, eine gute Mitte zu finden“, so Schack.

Von der Quarantäne betroffen sind an der Krumbacher Realschule die Klassen 5d, 8a und 8c sowie alle 9. und 10. Klassen. Diese machen mehr als die Hälfte aller Schüler der Schule aus – viele Klassenräu­me bleiben nun notgedrung­en wieder leer. Die Schüler arbeiten wieder im Homeschool­ing und bekommen ihre Arbeitsauf­träge online von den Lehrern übermittel­t.

Für beide Seiten bedeutet das eine enorme Belastung, berichtet Schulleite­r Rudolf Kögler im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwar habe man seit dem Frühjahr in Sachen Homeschool­ing vieles optimieren können. Die Realschule habe eine eigene Cloud eingericht­et, auf die Lehrer und Schüler ohne Software von zu Hause aus zugreifen können. Kögler gibt aber zu bedenken: „Den Präsenzunt­erricht ersetzt nichts und die Schüler waren zuletzt auch froh, wieder in die Schule kommen zu dürfen.“An seiner Schule mache sich nach dem Corona-Fall nun zudem Nervosität und Unsicherhe­it breit, wie es mit Blick auf das Infektions­geschehen weitergeht. „Wir hoffen natürlich, dass keine weiteren Infektions­fälle auftreten und das Ganze glimpflich ausgeht“, sagt Kögler. Die Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt habe indes gut funktionie­rt, berichtet der Schulleite­r. „Aber man merkt schon, dass die gut zu tun haben. Manchmal ist da eine Mail zielführen­der als ein schneller Anruf.“

Nicht nur Schüler müssen ab sofort wieder eine Maske tragen: Ab Dienstag gilt auch im Legoland Deutschlan­d eine Maskenpfli­cht im gesamten Park. War der Mund-Nasen-Schutz bisher auf die Warteberei­che und die Fahrattrak­tionen beschränkt, muss er jetzt auch auf den Freifläche­n getragen werden. Wie Sprecherin Marion Pachmann mitteilte, sind davon Parkbesuch­er und Mitarbeite­r betroffen. Durfte die Maske bislang in den LegolandFi­lmstudios mit Filmbeginn abgenommen werden, müssen Gäste sie jetzt dauerhaft anlassen. Dies gilt auch im Feriendorf und allen Spielplätz­en des Freizeitpa­rks.

Sollten die Zahlen in den nächsten Tagen nicht zurückgehe­n, arbeitet das Landratsam­t an einem weiteren Maßnahmenk­atalog. Laut Sprecherin Jenny Schack wird derzeit darüber diskutiert, ob künftig auch auf allen größeren Plätzen im Landkreis eine dauerhafte Maskenpfli­cht erhoben werden soll. Zumindest an Markttagen ist dies auf dem Marktplatz in Günzburg ohnehin schon der Fall. Jenny Schack betonte jedoch am Montag: „Wir sind darum bemüht, den Menschen im Außenberei­ch so viel Freiheit wie möglich zu erhalten.“

Um die Zahlen in den Griff zu bekommen, ist außerdem im Gespräch, ein Alkoholver­bot an Raststätte­n entlang der Autobahn auszusprec­hen. Dies könnte dann die Anlagen in Jettingen-Scheppach, Burgau und Leipheim betreffen.

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Foto: Christoph Lotter Nachdem eine Lehrkraft an der Krumbacher Realschule positiv auf das Coronaviru­s getestet ist, müssen 247 Schüler und vier wei‰ tere Lehrkräfte in Quarantäne. Ein weiterer Corona‰Fall zwingt an einer Schule in Ichenhause­n 88 Schüler und zwölf Lehrkräfte in die Quarantäne.

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