Mittelschwaebische Nachrichten
Objektiver Blick leider nicht möglich
Zum Artikel „Quarantäne: ,Sie entrech ten uns komplett’“vom 14. Oktober:
Die scheinbar bewusst reißerisch geschriebene „Bild-typische“Überschrift „Quarantäne: „Sie entrechten uns komplett“wirft beim Leser unmittelbar folgenden Fragen auf: Wer sind „sie“? Wer ist „uns“? Und wieso werden wir „entrechtet“? Keine dieser Fragen wird dann im darauffolgenden Artikel ernsthaft beantwortet. Wie denn auch, da es in diesem fast ganzseitigen Zeitungsartikel vor allem um die Meinung einer einzigen Person geht, die sich, in der dritten Person sprechend, scheinbar anmaßt, für die Gesellschaft – und damit auch für mich – zu sprechen. Man kann nur spekulieren, wer nun diejenigen sein sollen, die uns entrechten wollen. Wer entrechtet wird, erschließt sich aus dem Artikel leider auch nicht, es geht ja um eine Einzelperson. Und auch die Aussage, das Anordnen einer Quarantäne entrechte eine Person, dürfte einer juristischen Überprüfung kaum standhalten. Insgesamt wurde das sensible Thema „Quarantäne“extrem einseitig recherchiert und lediglich aus der Sicht einer einzigen Person wiedergegeben. Bei einer ausgewogenen journalistischen Recherche zu dieser brisanten Thematik hätte man sich eine breitere und vielschichtigere Berichterstattung gewünscht, bei der auch andere Stimmen zu Wort kommen, so zum Beispiel ein Vertreter des Gesundheitsamtes. Wegen dieser fehlenden Informationen ist ein objektiver Blick auf diesen Fall leider nicht möglich. So ist dieser Artikel, wenn er denn unkommentiert bliebe, lediglich weiteres Wasser auf das Rad der Mühlen der CovidLeugner, Maskengegner und Querdenker, die genau das denken, was in der Überschrift steht: „Sie entrechten uns!“