Mittelschwaebische Nachrichten
Die Menschen „mitnehmen“
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Was war das für eine Woche. Corona-Zahlen? Lange schien es so, als würde die sogenannte 2. Welle den Landkreis Günzburg nicht mit dieser Wucht erfassen wie andere Regionen und Länder. Doch die Entwicklung der letzten Tage erinnert auf eine durchaus beklemmende Weise an das Frühjahr. Die Corona-Zahlen? Anhaltend steigend. Zahlreiche Schulklassen und Lehrer – in Quarantäne. Veranstaltungen? Reihenweise abgesagt. Darunter sind Bürgerversammlungen oder auch Lesungen wie die mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller beim Literaturherbst. Die Arbeit im Gesundheitsamt und anderen Stellen des Gesundheitswesens – sie gleicht einmal mehr einem Hochdruckkessel und diese Leistung verdient hohen Respekt.
Die Diskussionen in der Öffentlichkeit, zwischen den Menschen, dominieren seit Tagen Begriffe wie 7-Tage-Inzidenz, Rahmenhygienekonzept, Allgemeinverfügung, Dreistufenplan, bayerische „Corona-Ampel“und und und ...
Und da ist auch eine durchaus nachdenklich stimmende Entwicklung der Diskussion: Allgemeinverfügung, Stufenplan, „Corona-Ampel“? „Wie? Wer darf jetzt was?“, „Ich versteh es nicht mehr“, „Kannst Du mir das erklären?“oder „Ich les das gar nicht mehr“: Solche und ähnliche Kommentare häufen sich auffallend. Ob Hallenbäder offen oder geschlossen sind? Es ist ohne Frage nicht das wichtigste Thema in dieser so allumfassenden Krise. Aber wenn dann ein Hallenbad wie Thannhausen bei einem 7-Tage-Inzidenzwert von 80 wohl geschlossen werden soll, andere wiederum nicht und es für Bäder laut Landratsamt keine Vorgabe des Landkreises gibt, dann trägt das wohl auch nicht gerade zur Klarheit bei.
Das Bestreben des Staates, einen Total-Lockdown wie im Frühjahr zu verhindern und Detaillösungen zu finden, die örtlich verschiedenen Situationen und Entwicklungen gerecht werden: Das ist fraglos prinzipiell der richtige Weg. Aber in diesen Tagen spürt man auch: Wenn es an Detail zu viel wird, dann führt dies immer wieder zu Unverständnis, Frust, Abwinken. Das ist anders als im Frühling, als viele wohl auch hofften, mit dem Lockdown könnte das Problem Corona ein für alle mal gelöst werden, zumal der Sommer bevorstand. Doch jetzt kommen Herbst und Winter und bei so manchem ist eine Art Corona-Ermüdung fühlbar. Das stellt die Politiker in unserer Region wie in ganz Deutschland vor eine große Herausforderung. Der konstruktive Dialog zwischen Staat und Gesellschaft, der auch Raum für Kontroverse lässt, wird eine Schlüsselrolle spielen. Wird es gelingen, die Menschen bei all dem, was jetzt wieder notwendig wird, „mitzunehmen“? Dabei wird es nicht ausreichen, Dinge einfach zu verordnen. Vielmehr muss staatliches Handeln prägnant und gleichermaßen einfühlsam erklärt werden.