Mittelschwaebische Nachrichten
Deutsche Meisterschaft der Mountainbiker
Auch wenn ohne Zuschauer das gewisse Etwas fehlt, gelingt dem MSC Wiesenbach eine grandiose deutsche Meisterschaft. Enttäuscht war am Ende vor allem der Lokalmatador
Obergessertshausen Herbert Egger ist eigentlich ein eher zupackender Typ. Seit Jahren hilft er dem MSC Wiesenbach dabei, auf seinem Landstück im Süden von Obergessertshausen professionelle Mountainbikerennen auszurichten – und kümmert sich dabei um so ziemlich alles. Kurz bevor aber an diesem Samstag seine beiden Söhne Georg und Andreas bei der deutschen Meisterschaft an die Startlinie gehen, nimmt sich Herbert Egger ein wenig Zeit zu erzählen. Von der Zeit nach dem Tod seiner Frau, in der die Jungs anfingen, in dem kleinen Waldstück ihres Vaters selbst Hindernisse zusammenzuzimmern. Stundenlang hörte er sie hämmern und werkeln. Das war vor 13 Jahren. Nun fahren über diese Hindernisse die besten Mountainbiker Deutschlands.
Seit acht Jahren organisiert der MSC Wiesenbach Rennen im und um den Eggerwald, erstmals wurde am vergangenen Samstag dort die deutsche Meisterschaft ausgetragen. Rund 200 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz Deutschland waren in das Örtchen im Landkreis Günzburg gekommen, um sich in acht verschiedenen Altersklassen zu messen. Die meisten schauten vor allem auf einen: Georg Egger. Der 25-Jährige hat keine gute Saison hinter sich. Auf seiner Heimstrecke hoffte er,
Der deutsche Meister Max Brandl war im Ziel den Tränen nahe. Der 23Jährige holte den Titel zum zweiten Mal nach 2019.
Enttäuschungen der vergangenen Wochen ein wenig wettmachen zu können. Der Profi vom Lexware Mountainbike Team verzichtete eigens auf den Start bei der Europameisterschaft, um erholt in das letzte Rennen der Saison gehen zu können.
Beim Start stand er noch in der ersten Reihe mit den anderen deutschen Topfahrern. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Die Erholungspause hatte offenbar nicht dazu gereicht, sich aus dem Formtief zu befreien. Egger fuhr ein konstantes und technisch sauberes Rennen, in dem ihm die genaue Kenntnis der Strecke sichtlich entgegen kam. Während selbst Topfahrer wie der spätere Sieger Maximilian Brandl mit den schwierigen und vom Regen aufgeweichten Passagen im Wald zu kämpfen hatten und mehrfach stürzten, schlängelte sich Egger ohne Probleme durch die Trails. Allein die Kraft reichte nicht, um mit der Spitze mitzuhalten. „Abhaken und auf nächstes Jahr konzentrieren“, lautete dann auch sein knappes Fazit nach dem Rennen.
Am Ende verteidigte Eggers Teamkollege Brandl seinen Titel aus dem Vorjahr und krönte damit eine herausragende Saison. Dahinter langen dete überraschend Marcel Meisen, der sein erstes Mountainbike-Rennen überhaupt fuhr. Der 31-Jährige kommt vom Straßen- und Querfeldeinrennen. Vor allem Letzteres half ihm auf der vom Regen arg in Mitleidenschaft gezogenen Strecke. In den Anstiegen, wo die Fahrer meist absteigen und laufen mussten, konnte er seine Stärke ausspielen und Zeit gut machen. Am Ende reichte aber die Ausdauer nicht für den Sieg und Brandl überholte zu Beginn der Schlussrunde. Auf Platz drei fuhr Altmeister Manuel Fumic, der ebenfalls nicht topfit ins Rennen gegangen war. Einen Achtungserfolg landete der jüngere Egger-Bruder Andreas, der als Freizeitfahrer auf Rang zwölf fuhr.
Auch in den anderen Klassen setzten sich größtenteils die Favoriten durch. Im Juniorenbereich bewiesen Weltmeister Lennart Krayer und Vizeweltmeisterin Luisa Daubermann aus Gessertshausen (Landkreis Augsburg), dass auch in Zukunft starke Fahrer das deutsche Trikot tragen werden. Bei den Frauen siegte die erfahrene Elisabeth Brandau. Die 35-Jährige dürfte als 20. der Weltrangliste ihr Olympiaticket sicher haben.
Dass dennoch wenig Freude aufkommen wollte, lag auch an den Corona-Auflagen. Was ist schon eine Siegerehrung, bei der sich die Athleten die Medaillen selbst umhängen müssen, bei der es keine Umarmundie gibt? Was ist schon ein Sieg, wenn man ihn hinterher nicht zusammen feiern kann? Was ist schon ein Rennen ohne Zuschauer, die die Fahrer anfeuern? Auch wenn die Streckenposten und Betreuer alles gaben, um die Fahrer zu motivieren, war es doch seltsam still. Noch im Vorjahr hatten Hunderte die Strecke gesäumt. An diesem Tag aber waren die Fahrer unter sich. Sogar Landrat Reichhart, eigentlich Schirmherr der Veranstaltung, hatte sein Kommen kurzfristig abgesagt. So blieb es eine Premiere mit Beigeschmack,
Vorjahressieger gewinnt in Obergessertshausen
Im März 2021 soll es wieder ein Rennen geben
auch wenn die Verantwortlichen um MSC-Chef Anton Sieber die Disziplin aller Beteiligten bei der Einhaltung der Corona-Auflagen lobten und betonten, dass sie eine Austragung mit Zuschauern nicht hätten verantworten können.
Bereits im März kommenden Jahres soll es wieder ein Rennen geben, dann auch mit einem ShorttrackRennen durch die Krumbacher Innenstadt. Dann wird sicher auch Herbert Egger wieder mit anpacken. Am Samstag war er nach dem letzten Rennen vor allem damit beschäftigt, mit seinem Traktor die Autos der Teilnehmer aus dem Schlamm zu ziehen. Einer muss sich ja kümmern.