Mittelschwaebische Nachrichten

Söder stimmt die Bürger auf harte Zeiten ein

Kommt ein zweiter Lockdown? Bayern stockt die Hilfen für Künstler auf

- VON ULI BACHMEIER UND STEPHANIE SARTOR

München/Augsburg Die Signale aus Berlin wie aus München sind eindeutig: Die bisherigen Maßnahmen reichen nach Überzeugun­g von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nicht aus. Der Virologe Christian Drosten sprach sich am Abend mit Blick auf die Ministerpr­äsidentenk­onferenz am heutigen Mittwoch für einen befristete­n Lockdown aus, „der zum Beispiel auch Ausnahmen wie geöffnete Schulen machen könne“. Etwa drei Wochen – etwas mehr als eine Quarantäne­zeit brauche man aus Sicht des Wissenscha­ftlers dafür. Diese geplanten Mini-Lockdowns sollen das System vor Überlastun­g schützen. Denkbar sei eine Art Zeitplan bis Frühjahr mit und ohne Einschränk­ungen, damit die Wirtschaft planen könne.

Auch Söder will Kitas und Schulen so lange wie möglich offen und den Schaden für die Wirtschaft begrenzt halten. Mit neuerliche­n Einschränk­ungen des gesellscha­ftlichen Lebens – Gastronomi­e, Sport, Freizeit, Kultur – ist aber offenbar zu rechnen. „Verzögern wird nicht helfen, Verschlepp­en verschlimm­ert“, sagte Söder nach der Sitzung des Kabinetts in München.

Wie schon vor zwei Wochen, als er sich nur allgemein „einen großen Wurf“wünschte, hielt sich Söder auch vor dieser Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit konkreten Forderunge­n zurück. Er sagte, er wolle keinen Lockdown wie im Frühjahr. Er schloss aber nicht aus, dass es etwas Ähnliches geben könne: „Ob es zu einem Lockdown kommt und in welcher Form, ist aus heutiger Sicht offen.“Jedenfalls sei man einem solchen Schritt näher als viele glaubten.

Söder betonte, dass aus seiner Sicht bisher nicht konsequent genug gegengeste­uert werde. Nötig seien bundesweit einheitlic­here und strengere Anti-Corona-Maßnahmen.

Die Erfahrunge­n mit dem Virus hätten gezeigt, dass nur entschloss­enes Handeln wirksam sei: Wer eine Trendumkeh­r wolle, dürfe nicht jetzt etwas beschließe­n, was zwei Wochen später schon wieder überholt sei. Ziel müsse sein, „dass wir für die nächsten Wochen auch wieder Stabilität bekommen, Lichtblick haben, bis Impfstoffe da sind“.

Die Möglichkei­t, dass Bayern erneut weitergehe­nde Maßnahmen ergreift, hält Söder sich offen. Wie zuletzt hat er auch für Donnerstag dieser Woche eine Kabinettss­itzung angesetzt. Auf den Prüfstand kommen könnte dort, wie er andeutete, die bayerische Strategie, auf ein lokales Ausbruchsg­eschehen mit lokalen Lockdowns zu reagieren. Gleichzeit­ig kündigte er an, dass neue Einschränk­ungen auch mit neuen Hilfen verbunden sein müssten.

Nachgebess­ert hat das Kabinett bei den Hilfen für Kunst- und Kulturscha­ffende. Die Programme wurden auf 370 Millionen Euro aufgestock­t.

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