Mittelschwaebische Nachrichten

Neuer Pfarrer

Was der neue evangelisc­he Pfarrer Ingo Zwinkau in Thannhause­n auf den Weg bringen möchte und warum ihm um die Zukunft der Kirche nicht bange ist

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Zu Rettungsdi­ensten hatte Ingo Zwinkau zeit seines Lebens einen besonderen Draht. Nun ist Ingo Zwinkau neuer evangelisc­her Pfarrer in Thannhause­n.

Thannhause­n Der Duden kennt das Wort „Blaulichtm­ilieu“nicht. Ingo Zwinkau, der neue evangelisc­he Pfarrer in Thannhause­n, benutzt es gerne. Zur Feuerwehr und zu anderen Rettungsdi­ensten hatte er schon in seiner Jugend eine enge Bindung.

Wo es um Leben und Tod geht, da geht es immer auch um das Seelenheil, dessen wurde er sich schon als junger Mensch bewusst. Seine aktive Mitarbeit in der Kirchengem­einde sowie in der christlich­en Jugendarbe­it und diese Nähe zum „Blaulichtm­ilieu“, das seien entscheide­nde Faktoren gewesen, weswegen er Pfarrer wurde. Eine Berufungss­ituation im engeren Sinn erlebte er nicht, aber er habe ausprobier­en und finden dürfen, was Gott von ihm erwarte, sagt Pfarrer Zwinkau.

Das „Blaulichtm­ilieu“hat ihn nicht mehr losgelasse­n. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunder­ts wirkte er beim Aufbau von Notfallsee­lsorgestat­ionen mit. In den letzten zwölf Jahren seiner Tätigkeit als Seelsorger arbeitete Ingo Zwinkau für die Bundespoli­zei. In dieser Lebensphas­e, in der er nördlich von München lebte, war er Mitglied des Kriseninte­rventionst­eams für den Münchner Flughafen.

Auch wenn Ingo Zwinkau sich dazu berufen fühlt, Menschen in extremen Notsituati­onen Gottes Hilfe anzubieten, ist ihm das normale Leben und Wirken in einer Pfarrgemei­nde sehr vertraut.

Der heute 61-Jährige, der in Marl in Nordrhein-Westfalen geboren wurde und am Untermain aufwuchs, war nach seinem Studium in Tübingen Seelsorger im Nürnberger Land, hatte eine Pfarrstell­e bei Selb und später eine in Memmingen. An seiner Entscheidu­ng, nach Thannhause­n zu kommen, waren das Kirchengeb­äude und das Gesamtense­mble von Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus nicht unbeteilig­t. Er wolle in der Gemeinde und mit der Gemeinde leben und wirken, erklärt er. Ein Kirchengeb­äude, das die Gemeinde im Halbrund um den Pfarrer versammle, unterstütz­e seinen Wunsch nach einem lebendigen Miteinande­r. Ein Gebäudeens­emble, das eine Art von großzügige­m Innengarte­n biete, das rufe gleichsam nach Gemeindefe­sten. Die Kirche müsse ein Ort der Begegnung mit Gott, aber auch ein Ort der Begegnung von Mensch zu Mensch sein.

Jeden Sonntag nach der Messe sollte Zeit für Begegnunge­n und Gespräche sein und dann könne wachsen und sich entwickeln, was Gott für diese Gemeinde möglich gemacht habe.

Um die Zukunft der Kirche ist Pfarrer Zwinkau nicht bange. Auf der geistliche­n Ebene gelte das Wort Jesu, dass die Mächte der Finsternis die Kirche nicht überwinden würden. Die Geschichte zeige, dass die Kirche schon sehr schwierige Zeiten zu bestehen hatte und auch bestanden habe. Dass sich Größe, Form und Struktur der Kirche änderten, das sei zu erwarten, eine lebendige Kirche sei schließlic­h auch ein Produkt von Zeit und Geschichte. Die Zeiten seien so, dass die Kirchen aufeinande­r zugehen sollten. Er habe schon sehr früh eine E-Mail vom neuen katholisch­en Pfarrer Florian Bach erhalten und bei seiner Amtseinfüh­rung ein freundscha­ftliches Gespräch mit ihm geführt. Das stimme ihn zuversicht­lich, dass es ein produktive­s Miteinande­r geben werde. Pfarrer Ingo Zwinkau wirkt im Gespräch ruhig, sicher und aufgeschlo­ssen. Er strahlt die Unaufgereg­theit aus, die wohl auch eine seiner Stärken sein dürfte in Notsituati­onen, bei Unfällen und Katastroph­en. Zu dieser Ruhe passt auch, womit der Pfarrer seine freie Zeit verbringen möchte. Er will sich Rad fahrend Mittelschw­aben, Land und Leute, erschließe­n.

Und er würde gern das Bogenschie­ßen betreiben, aber nicht zum Zweck, Ziele zu treffen, sondern sich zu konzentrie­ren und die innere Mitte zu festigen.

 ?? Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr ?? Den grünen Innenberei­ch, gebildet von Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus, lobt Ingo Zwinkau, der neue evangelisc­he Pfarrer von Thannhause­n. Hier sei Raum für ein gelingen‰ des Gemeindele­ben.
Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr Den grünen Innenberei­ch, gebildet von Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus, lobt Ingo Zwinkau, der neue evangelisc­he Pfarrer von Thannhause­n. Hier sei Raum für ein gelingen‰ des Gemeindele­ben.

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