Mittelschwaebische Nachrichten
Neuer Pfarrer
Was der neue evangelische Pfarrer Ingo Zwinkau in Thannhausen auf den Weg bringen möchte und warum ihm um die Zukunft der Kirche nicht bange ist
Zu Rettungsdiensten hatte Ingo Zwinkau zeit seines Lebens einen besonderen Draht. Nun ist Ingo Zwinkau neuer evangelischer Pfarrer in Thannhausen.
Thannhausen Der Duden kennt das Wort „Blaulichtmilieu“nicht. Ingo Zwinkau, der neue evangelische Pfarrer in Thannhausen, benutzt es gerne. Zur Feuerwehr und zu anderen Rettungsdiensten hatte er schon in seiner Jugend eine enge Bindung.
Wo es um Leben und Tod geht, da geht es immer auch um das Seelenheil, dessen wurde er sich schon als junger Mensch bewusst. Seine aktive Mitarbeit in der Kirchengemeinde sowie in der christlichen Jugendarbeit und diese Nähe zum „Blaulichtmilieu“, das seien entscheidende Faktoren gewesen, weswegen er Pfarrer wurde. Eine Berufungssituation im engeren Sinn erlebte er nicht, aber er habe ausprobieren und finden dürfen, was Gott von ihm erwarte, sagt Pfarrer Zwinkau.
Das „Blaulichtmilieu“hat ihn nicht mehr losgelassen. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wirkte er beim Aufbau von Notfallseelsorgestationen mit. In den letzten zwölf Jahren seiner Tätigkeit als Seelsorger arbeitete Ingo Zwinkau für die Bundespolizei. In dieser Lebensphase, in der er nördlich von München lebte, war er Mitglied des Kriseninterventionsteams für den Münchner Flughafen.
Auch wenn Ingo Zwinkau sich dazu berufen fühlt, Menschen in extremen Notsituationen Gottes Hilfe anzubieten, ist ihm das normale Leben und Wirken in einer Pfarrgemeinde sehr vertraut.
Der heute 61-Jährige, der in Marl in Nordrhein-Westfalen geboren wurde und am Untermain aufwuchs, war nach seinem Studium in Tübingen Seelsorger im Nürnberger Land, hatte eine Pfarrstelle bei Selb und später eine in Memmingen. An seiner Entscheidung, nach Thannhausen zu kommen, waren das Kirchengebäude und das Gesamtensemble von Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus nicht unbeteiligt. Er wolle in der Gemeinde und mit der Gemeinde leben und wirken, erklärt er. Ein Kirchengebäude, das die Gemeinde im Halbrund um den Pfarrer versammle, unterstütze seinen Wunsch nach einem lebendigen Miteinander. Ein Gebäudeensemble, das eine Art von großzügigem Innengarten biete, das rufe gleichsam nach Gemeindefesten. Die Kirche müsse ein Ort der Begegnung mit Gott, aber auch ein Ort der Begegnung von Mensch zu Mensch sein.
Jeden Sonntag nach der Messe sollte Zeit für Begegnungen und Gespräche sein und dann könne wachsen und sich entwickeln, was Gott für diese Gemeinde möglich gemacht habe.
Um die Zukunft der Kirche ist Pfarrer Zwinkau nicht bange. Auf der geistlichen Ebene gelte das Wort Jesu, dass die Mächte der Finsternis die Kirche nicht überwinden würden. Die Geschichte zeige, dass die Kirche schon sehr schwierige Zeiten zu bestehen hatte und auch bestanden habe. Dass sich Größe, Form und Struktur der Kirche änderten, das sei zu erwarten, eine lebendige Kirche sei schließlich auch ein Produkt von Zeit und Geschichte. Die Zeiten seien so, dass die Kirchen aufeinander zugehen sollten. Er habe schon sehr früh eine E-Mail vom neuen katholischen Pfarrer Florian Bach erhalten und bei seiner Amtseinführung ein freundschaftliches Gespräch mit ihm geführt. Das stimme ihn zuversichtlich, dass es ein produktives Miteinander geben werde. Pfarrer Ingo Zwinkau wirkt im Gespräch ruhig, sicher und aufgeschlossen. Er strahlt die Unaufgeregtheit aus, die wohl auch eine seiner Stärken sein dürfte in Notsituationen, bei Unfällen und Katastrophen. Zu dieser Ruhe passt auch, womit der Pfarrer seine freie Zeit verbringen möchte. Er will sich Rad fahrend Mittelschwaben, Land und Leute, erschließen.
Und er würde gern das Bogenschießen betreiben, aber nicht zum Zweck, Ziele zu treffen, sondern sich zu konzentrieren und die innere Mitte zu festigen.