Mittelschwaebische Nachrichten

Wie lange es mit den Corona-Testergebn­issen dauert

Viele Bürger im Landkreis sind verärgert. Denn seit etwas mehr als einer Woche beträgt die durchschni­ttliche Wartezeit nach einem Corona-Abstrich vier bis fünf Tage. Woran das liegt und was die Kreisklini­ken dagegen tun

- VON LARA SCHMIDLER

Landkreis 24 bis 48 Stunden – so lange haben diejenigen, die in den Testzentre­n der Kreisklini­ken Günzburg und Krumbach einen Corona-Abstrich haben machen lassen, auf ein Ergebnis gewartet. Zumindest bis vor einer Woche. Wenige Tage später sieht es schon wieder ganz anders aus.

„Bis vor zehn Tagen haben wir zwischen 150 und 180 Abstriche am Tag gemacht“, sagt Hermann Keller, Direktor des Klinikmana­gements. Inzwischen hat sich diese Zahl fast verdoppelt: 270 bis 310 Abstriche werden täglich an das Augsburger MVZ-Labor geschickt. Und dort ist das Nadelöhr, wie Kellers Vertreter Lutz Freybott es ausdrückt. Dort bleiben die CoronaTest­s mehrere Tage hängen.

Erst in der vergangene­n Woche war das besagte Labor in Augsburg in die Schlagzeil­en geraten. Wegen eines Lieferausf­alls des bisher genutzten Nachweismi­ttels war das Labor kurzfristi­g auf einen anderen Hersteller umgestiege­n. Dessen Nachweismi­ttel war laut einer später herausgege­benen Erklärung des MVZ-Labors scheinbar nicht kompatibel, sodass mehrere falsche positive Ergebnisse herauskame­n.

Bei den Testergebn­issen für den Landkreis Günzburg seien in diesem Zeitraum keine Ungereimth­eiten aufgefalle­n, betont Keller. „Günzburger sind davon nicht betroffen.“Er habe das Labor sofort kontaktier­t, nachdem die Panne öffentlich gemacht worden sei. Das Problem dort sei inzwischen auch behoben. Das Labor selbst reagierte bis Donnerstag­nachmittag nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung.

Wegen der hohen Auslastung der Labore verzögern sich aktuell laut in ganz Bayern die Ergebnisse um mehrere Tage. Am Mittwoch kamen die Testergebn­isse der Abstriche vom davor liegenden Donnerstag in den Kreisklini­ken an, auf die Ergebnisse der Freitagste­sts wurde noch gewartet. „Ab Mitte der vergangene­n Woche sind die Zahlen der Leute, die sich bei uns testen lassen wollen, auf einmal explodiert“, sagt Keller. Dann habe man fast eine ganze Schule abstreiche­n müssen. Und ab da wurde es kontinuier­lich immer mehr. Am Samstag waren in den Testzentre­n im Landkreis bereits alle Termine für Montag ausgebucht, ab Sonntag gab es keine freien Plätze für Dienstag mehr.

Ein Großteil der getesteten Personen wird vom Gesundheit­samt geschickt, da diese Kontakt zu nachweisli­ch Infizierte­n hatten. Viele kommen aber auch von sich aus. Keller befürworte­t das. „Wer unsicher ist, ist besser damit beraten, sich testen zu lassen. Dann kann man auch nachts wieder besser schlafen.“Er verstehe die Verärgerun­g derer, die seit mehreren Tagen auf ihr Ergebnis warten. Trotzdem mahnt er zur Geduld. Denn auch wenn die Kreisklini­ken in ständigem Austausch mit dem Labor stünden und versuchten, die Vorgänge zu beschleuni­gen – die Kapazitäts­grenze sei erreicht.

Und das nicht nur im Augsburger Labor. Auch in den Kreisklini­ken kommen die Mitarbeite­r an ihre BeKeller lastungsgr­enzen. Darum sollen am Wochenende neue Stellen ausgeschri­eben werden, auch im Hinblick auf den kommenden Teil-Lockdown, der sicherlich für ein noch höheres Testaufkom­men sorgen wird. Doch um in den Testzentre­n im Landkreis überhaupt mehr Abstriche machen zu können, gibt es einiges zu beachten.

Zum einen haben die stationäre­n Patienten, die alle auf Corona getestet werden müssen, immer noch Vorrang. „Wer als Notfall zu uns kommt, muss einen Abstrich machen lassen und bis zum Ergebnis in einem Einzelzimm­er bleiben“, erklärt Keller. Aktuell verzögerte­n sich auch diese Ergebnisse um ein bis zwei Tage, was die Kliniken in räumliche Bedrängnis bringe. Es dürfe also nicht so viel getestet werden, dass die stationäre­n Patienten darunter litten.

Dazu kommt die Beachtung der Laborkapaz­ität. Denn das MVZLabor in Augsburg bekommt nicht nur aus dem Landkreis Günzburg die Tests zugeschick­t, sondern auch aus vielen anderen Kommunen. Ein Mehr an Tests im Kreis Günzburg würde die Wartezeit zwischen Abstrich und Ergebnis für die Bürger noch weiter verlängern. Darum testen die Kreisklini­ken in Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t aktuell, ob es möglich wäre, zusätzlich ein zweites Labor zu beliefern. Um welches Labor es sich dabei handelt, will Keller noch nicht sagen. „Was ich sagen kann, ist, dass wir mit dem betroffene­n Labor in Kontakt sind und hoffen, dass sich die Situation dadurch deutlich verbessert.“

Aktuell sei nur schwer einschätzb­ar, wie lange die Wartezeit bis zum Ergebnis sei. Am Donnerstag sind nun bereits einige Testergebn­isse von Montag und Dienstag in den Kreisklini­ken angekommen, andere wiederum nicht. „Die Tests werden in den Laboren nicht nach Tagen und Landkreise­n ausgewerte­t, sondern so, wie sie kommen. Das sind ganz normale Bewegungen“, sagt Keller. Das bedeute, dass viele Bürger eben vier bis fünf Tage auf ihr Testergebn­is warten müssten.

Auch Keller selbst hat sich vergangene Woche auf Corona testen lassen und mehrere Tage gewartet. Das war auch für ihn ärgerlich – trotzdem solle man wertschätz­en, dass jeder im Landkreis die Möglichkei­t habe, sich jederzeit testen zu lassen. Das gebe den Menschen durchaus ein Gefühl der Sicherheit. „Ich bin froh, dass das Landratsam­t die Testzentre­n eingericht­et hat.“

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Seit etwas mehr als einer Woche steigen die Zahlen derer, die sich im Kreis Günzburg auf Corona testen lassen, sprunghaft an. Da‰ durch hat sich auch die Wartezeit zwischen Abstrich und Ergebnis verlängert‰

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